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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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einzudringen. Eine starke Kavallerie gab dem Kommandanten der Kohorte die Möglichkeit, eine große Region zu überwachen, Banden umherziehender Barbaren aufzuspüren sowie, falls nötig, rasche Strafexpeditionen in feindliches Gebiet durchzuführen.
    In der Regel wurden solche Kohorten von Centurionen befehligt, die aus den Legionen stammten, was als Beförderung galt, da man den Betreffenden zutraute, eine Einheit zu führen. Somit sah Macro sich gezwungen, trotz seiner Vorbehalte zuzugeben, dass Scrofa sich in den Jahren zuvor als vielversprechender Soldat erwiesen haben musste, denn sonst wäre er nicht mit diesem Kommando betraut worden. Dabei redete Macro sich keineswegs ein, dass er selbst besonders weit über seinen Offizierskollegen stand, denn er sollte den Befehl über die Kohorte nur vorübergehend übernehmen; die ganze Aktion war wenig mehr als eine Tarnung, bis die augenblickliche Krise vorüber wäre.
    Sobald der letzte Mann in die Festung geritten war, befahl Postumus, das Tor zu schließen und den Sperrbalken wieder in seine Halterungen einzuhängen. Macro deutete auf die überlebenden Reiter der Schwadron, die ihre erschöpften Pferde vom Tor wegführten. »Am besten organisierst du gleich Ställe und Unterkünfte für die Männer.«
    »Ja, Herr. Gleich nachdem ich dich zum Präfekten gebracht habe.«
    »Wo ist er?«
    »In seinem Quartier, Herr.«
    »In Ordnung. Ich werde ihn schon finden. Kümmere du dich um die Männer, einverstanden?«
    »Gut, Herr«, antwortete Postumus widerwillig. »Ich werde sofort zu dir stoßen, sobald sie versorgt sind.«
    Macro betrat das Gebäude des Präfekten, das von zwei beeindruckenden Soldaten in voller Ausrüstung bewacht wurde. Obwohl sie unter einem Sonnenschutz standen, schwitzten sie heftig in der Hitze. Sie nahmen Haltung an, als Macro auf sie zukam, und als er zwischen ihnen hindurchging, fiel ihm in einer Art grimmiger Erheiterung auf, dass an der Nasenspitze eines der Männer ein Schweißtropfen hing. Im Gebäude hielt er einen Augenblick inne, um sich an die schattige Umgebung zu gewöhnen. Ein einfacher Soldat wischte die Halle aus, und Macro wandte sich an ihn.
    »Du da!«
    »Ja, Herr?« Sofort drückte der Mann den Rücken durch und salutierte.
    »Zeig mir das Büro von Präfekt Scrofa.«
    »Gewiss, Herr«, antwortete der Soldat, senkte demütig den Kopf und führte Macro durch die Halle zu einer Treppe an der gegenüberliegenden Wand. Sie stiegen ins nächste Stockwerk hinauf, wo die weitläufigen Räume so angelegt waren, dass mithilfe geschickt platzierter Fenster selbst die bescheidenste Brise für frisch zirkulierende Luft sorgte.
    »Hier entlang.« Der Soldat deutete auf eine offene Tür am Ende des breiten Treppenabsatzes. Macro ging an ihm vorbei und betrat das Büro des Kommandanten, dessen luxuriöse Ausstattung ihn so überraschte, dass er sofort wieder stehen blieb. Die Wände waren üppig mit mythischen Szenen heroischer Art bemalt. Die Möbel waren kunstvoll gearbeitet und mit hübschen Verzierungen versehen, und auf einer Seite stand ein Sofa, auf dem bequeme Kissen lagen. Auf einem kleinen Ecktisch stand eine Glasschale, die mit Feigen und Datteln gefüllt war. Präfekt Scrofa, der eine leichte Tunika trug, saß hinter einem großen Schreibtisch aus Holz. Neben ihm stand ein riesiger rothaariger Sklave, der seinem Herrn unermüdlich Luft zufächerte. Scrofa war ein drahtiger Mann Anfang dreißig mit bleicher Haut und dunklem Haar, das an den Seiten seines Kopfes bereits ausdünnte und nur noch in der Mitte dicht gewachsen war. An seiner linken Hand trug er einen Ring, der verriet, dass seine Familie aus dem Ritterstand kam. Er sah verärgert auf, als Macro, staubbedeckt und vom Blut des Dekurios beschmiert, in das Zimmer marschierte.
    »Verdammt, wer bist du denn?«
    »Centurio Macro. Von Rom gesandt, um den Befehl über die Zweite Illyrische zu übernehmen. Du bist hiermit abgesetzt, Präfekt Scrofa. Bitte ruf sofort die dienstältesten Offiziere zusammen, sodass sie über meine Ernennung informiert werden können.«
    Scrofa blieb der Mund offen stehen. Ohne eine Miene zu verziehen, fächerte ihm der Sklave weiter Luft zu.
    »Was hast du gesagt?«
    »Du bist abgesetzt.« Macro reckte den Hals in Richtung Türrahmen. Der einfache Soldat, der ihn begleitet hatte, wollte gerade wieder die Treppe hinuntergehen. »He!«
    Der Mann drehte sich um und starrte Macro einen Moment lang an. Dann sah er mit fragendem Blick an ihm vorbei zu Scrofa.

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