Die Jagd des Adlers
beide enden als Futter für die Schakale.«
Das Pferd spürte sein Drängen und mühte sich ab, so schnell wie seine zitternden Beine es zuließen, die Linie der Soldaten zu erreichen, die den beiden weiter entgegenmarschierten. Doch plötzlich schien es falsch aufzutreten. Es stolperte einen Moment lang weiter, bevor seine Beine einzuknicken begannen. Macro ließ die Zügel los und packte den Sattelknauf mit aller Kraft, um nicht nach vorn geschleudert zu werden. Das Tier wurde immer langsamer und brach dann zusammen, indem es einfach mit dem Bauch auf den Boden krachte. Sofort drückte Macro sich hoch und sprintete auf die heranrückenden Verteidiger zu. Hinter sich hörte er die wilden Schreie der Briganten, deren sichere Beute er jetzt zu sein schien. Er warf einen Blick zurück und erkannte, dass sie nur noch ein verdammt kurzes Stück hinter ihm waren. Sie hatten ihre Waffen gezogen, und der erste Reiter beugte sich eben seitlich von seinem Pferd herab, das Schwert zu einem Hieb erhoben. Unmittelbar hinter der Verteidigungslinie wirbelte der Dekurio plötzlich mit seinem Pferd herum, zog sein Schwert und stürmte den Weg zurück, den er gerade gekommen war, wobei er einen der Fußsoldaten abdrängte, während er auf Macro zuhielt. Im letzten Augenblick rief er: »Runter!«
In Macros Ohren dröhnte das Donnern der Hufe, als er sich von der unbefestigten Straße herab zur Seite warf und sich abrollte, wobei er so heftig auf der Erde aufschlug, dass ihm die Luft aus den Lungen getrieben wurde. Ein großer Schatten tanzte über die Erde neben ihm, und er hörte, wie eine Klinge durch die Luft zischte. Dann waren überall um ihn herum Pferdebeine. Er rollte sich zusammen und schützte seinen Kopf mit seinen kräftigen Armen, während kleine Steine auf ihn einprasselten. Schriller Lärm erklang, als Klingen aufeinanderprallten, und der Dekurio schrie: »Das wirst du schön bleiben lassen, du Bastard!« Jedes Mal, wenn Macro hochzusehen versuchte, blendete ihn der aufgewirbelte Sand, sodass er den Kampf nur hörte, aber nicht sah. Dann spritzte etwas Heißes und Nasses auf ihn herab, und eine Stimme stieß ein triumphierendes Grunzen aus.
»Holt sie euch!«, rief eine andere Stimme. »Immer dranbleiben, Zweite Illyrische!«
Sofort war Macro von Beinen umgeben, die in Stiefeln steckten, immer mehr Schatten erschienen, und jemand packte ihn unter den Armen und zog ihn hoch.
»Alles klar, Kumpel?« Das Gesicht eines Mannes erschien vor Macros Augen. Der Soldat erkannte Macros Rüstung und die Abzeichen daran. »Verzeihung, Herr. Geht es dir gut?«
Macro war benommen. »Ja. Alles in Ordnung.«
Er bemerkte die zweifelnde Miene des Mannes, senkte den Blick und sah, dass sich ein breiter Blutfleck von seinen Schultern bis weit unten an seinem linken Arm zog. Er betastete das Blut, fand aber keine Verletzung. »Das ist nicht meins.«
Der Soldat blies die Wangen auf und atmete erleichtert aus. Dann nickte er, wandte sich ab und eilte seinen Kameraden nach, die die Briganten zurückdrängten. Macro schloss die Augen und wischte sich mit der haarigen Oberseite seines Unterarms den Staub aus dem Gesicht. Dann sah er sich um. Die Männer aus der Festung stürmten den überlebenden Briganten hinterher, wobei sie ihre Speere auf Bannus’ Männer und deren Pferde schleuderten.
Auf dem Boden neben Macro lagen die Leichen von drei Briganten und der Dekurio. Der Römer lag auf dem Rücken, seine Augen starrten blicklos in die Sonne, und sein Unterkiefer hing herab. Eine Schwertklinge hatte seine Kehle bis zum Rückgrat durchtrennt, und die Erde um ihn herum war voller Blut.
»Armer Schweinehund …«, murmelte Macro, bevor ihm klar wurde, dass der Dekurio sich geopfert hatte, um den Mann zu schützen, den er, seinem Befehl gemäß, sicher nach Bushir zu bringen hatte. »Armer, tapferer Schweinehund«, korrigierte sich Macro.
»Wer bist du?«, fragte eine Stimme.
Macro drehte sich um und sah einen Offizier, der auf ihn zukam. Beim Anblick der Federn im Helmbusch des Mannes nahm Macro automatisch Haltung an, denn er glaubte, einen ranghöheren Soldaten vor sich zu haben.
»Centurio Macro!«, antwortete er knapp und salutierte.
Der Offizier salutierte ebenfalls, runzelte aber die Stirn. »Würde es dir etwas ausmachen, mir zu erklären, was hier vor sich geht, Herr?«
»Herr?« Plötzlich dämmerte es Macro, dass der Mann ein Centurio war wie er selbst, seine Beförderung in diesen Rang jedoch noch nicht lange zurückliegen
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