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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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müssen Brot machen für heute Abend, und ich habe noch kein Mehl gemahlen.«
    »Ja, Miriam.« Er nickte, warf einen letzten Blick auf Cato und ging davon. Cato lächelte, als er hörte, wie seine nackten Füße über den Boden trippelten.
    »Ich nehme an, dass er einer der Judäer ist, die Rom immer noch hassen.«
    »Er hat seine Gründe«, erwiderte Miriam und sah dem Jungen von der Tür aus nach. »Sein Vater wurde von den Römern gekreuzigt.«
    Catos Lächeln erstarb. Er war verlegen. »Das tut mir leid. Es muss schrecklich für ihn gewesen sein.«
    »Er nimmt es zu schwer.« Miriam schüttelte den Kopf. »Er hat seinen Vater nie gekannt, denn er wurde erst nach dessen Tod geboren. Und doch empfindet er eine Art Verlust oder einen Mangel, und diese Leere hat er mit Wut gefüllt. Lange bildete der Hass auf Rom und die Römer den Mittelpunkt seines Lebens. Bis seine Mutter ihn im Stich ließ und er zu mir kam, um hier bei mir zu leben.« Sie drehte sich zu Cato um, und jetzt war ihr Blick voller Traurigkeit. »Ich war alles, was ihm auf dieser Welt noch geblieben war, und er war alles, was mir noch blieb.« Cato begriff nicht, was sie meinte, und sie lächelte angesichts seiner verwirrten Miene. »Yusef ist mein Enkel.«
    »Oh. Ich verstehe.« Und dann lief ein eisiger Schauer über Catos Rücken, als ihm die wirklichen Zusammenhänge klar wurden und sein Blick Miriams Blick auffing.
    »Sein Vater war mein Sohn. Mein Sohn wurde von Rom hingerichtet.« Miriam nickte traurig, und dann wandte sie sich langsam ab. Sie verließ das Zimmer und zog leise die Tür hinter sich zu.
    Lange Zeit, so kam es Cato vor, lag er regungslos in dem dunklen Raum. Als er versuchte, sich zu bewegen, kam der Schmerz mit noch größerer Heftigkeit zurück und hämmerte so heftig in seinem Kopf, dass ihm übel wurde. Nach dem, was Miriam ihm gesagt hatte, wusste er, dass er aus diesem Haus und von diesen Leuten verschwinden musste, bevor sie sich gegen ihn wandten. Obwohl Miriam von der Sanftmut der Dorfbewohner gesprochen hatte, kannte Cato die menschliche Natur gut genug, um zu wissen, dass manche alte Wunden niemals heilten. Solange er in Miriams Haus blieb, schwebte er in Lebensgefahr. Aber er konnte sich nicht bewegen, ohne dass quälende Schmerzen durch seinen Körper rasten. Während er ruhig dalag und die Ohren spitzte, um die Geräusche der Leute im Haus und im Dorf zu hören, verfluchte er Symeon dafür, dass er ihn hierhergebracht und allein zurückgelassen hatte. Wenn es Symeon nur darum ging, die Pferde zu verstecken, warum, beim Hades, war er dann nicht schon längst wieder zurückgekehrt? Cato hatte keine Ahnung, wie lange er hier schon im Dunkeln lag. Er wusste, dass es draußen hell war – handelte es sich noch immer um den Tag des Angriffs auf ihre Eskorte? Oder war es bereits einen Tag später? Wie lange war er bewusstlos gewesen? Er hätte Miriam fragen sollen. Als seine Beklemmung immer größer wurde, rollte er den Kopf auf die Seite und sah sich im Zimmer um.
    Nicht weit von ihm entfernt lehnten seine Rüstung, sein Brustpanzer, seine Stiefel und sein Schwertgürtel in einem Bündel an der Wand. Er biss die Zähne zusammen, rollte sich herum und streckte die Hand aus. Seine Finger tasteten nach dem Schwertgürtel, den er nach einer Weile fest zu packen bekam. Er zog daran, bis der Schwertknauf von der Rüstung weg in seine Richtung zeigte. Dann schloss sich seine Hand um den Schwertgriff, und so leise er konnte zog er die Waffe zu sich. Er zuckte zusammen, als sie mit einem leisen Knirschen aus der Scheide glitt. Schließlich war die Klinge frei; er hob die Waffe über seinen Körper hinweg und klemmte sie zwischen Matratze und Wand. So war sie nicht zu sehen, doch er konnte, wenn es nötig sein sollte, nach ihr greifen. Die Muskeln in seinem Arm zitterten vor Anstrengung, und Cato hatte gerade noch genügend Kraft, um die leere Scheide unter die Rüstung zu schieben, bevor sein Kopf auf die Nackenrolle zurückfiel und er gegen das schmerzhafte Hämmern, das im Inneren seines Schädels tobte, ankämpfen musste. Er schloss die Augen und atmete tief ein und aus, bis der Schmerz langsam nachließ, sein Körper sich entspannte und er einschlief.
    Als Cato erwachte, stand die Tür offen, und am matten Schimmer des Lichts, das zu ihm hereinfiel, erkannte er, dass es später Nachmittag sein musste. Er hörte Stimmen, die aus einem anderen Zimmer im Haus kamen. Miriam und Symeon. Sie sprachen in leisem und vertrautem Ton

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