Die Jagd des Adlers
Schwertgriff unter dem Kopfteil der Matratze spüren.
Schritte erklangen über Cato und Symeon, und dann hörten die beiden, wie Bannus etwas sagte. »Kein Griechisch, Miriam. Einige meiner Männer sind einfache Bauern. Sie kennen nur den Dialekt des Tals.«
Bannus und Miriam fuhren in einem aramäischen Dialekt fort, und Cato wandte sich an Symeon. »Was?«
Symeon hob die Hand, um den Römer zum Schweigen zu bringen, und drehte sein Ohr in Richtung Decke, um zu hören, was gesprochen wurde. Jetzt erklangen viele Stimmen, und gleichzeitig gingen mehrere Personen hin und her, während die Verwundeten versorgt wurden. Die Zeit schien sich nur noch im Kriechgang fortzubewegen, sodass Cato sich jedes Augenblicks bewusst war, der verstrich, während die Geräusche aus dem Zimmer über seinem Kopf seine Ohren erfüllten.
Er versuchte, Miriam gleichsam mit seinen Gedanken dazu zu bringen, die Männer so rasch wie möglich zu behandeln, sodass sie ihr Haus und das Dorf wieder verlassen würden.
Als das Licht draußen schwächer wurde, erklang von der Straße her ein lauter Ruf, und sofort herrschte große Unruhe in Miriams Haus. Draußen versammelten sich die Männer, und Bannus gab mit bellender Stimme eine Reihe von Befehlen. Symeon versetzte Cato einen leichten Stoß mit dem Ellbogen. »Sie haben eine Kolonne römischer Reiterei gesehen, die auf das Dorf zukommt.«
»Macro. Das muss er sein.«
Symeon zuckte mit den Schultern. »Das hoffe ich inständig.«
Bannus’ Männer sputeten sich, die Verwundeten zu den Pferden zu tragen. Noch während sie ihnen in die Sättel halfen, erklang ein Schrei, der von dem Mann auf der Matratze kam. Seine Wunden hatten ihn so geschwächt, dass er zuerst nach Atem ringen musste, bevor es ihm gelang, einige Worte hervorzustoßen.
»Er hat dein Schwert gefunden«, zischte Symeon. »Wenn sie zurückkommen, um ihn zu holen, werden sie es sehen.«
Cato dachte schnell nach, und dann schnitt er eine Grimasse angesichts dessen, was er tun musste. Er kroch zu seiner Ausrüstung und zog den Dolch aus der Scheide. Die Abdeckung der Luke war alt, verwittert und brüchig. Cato nahm all seine Kraft zusammen, packte den Dolch mit beiden Händen und rammte ihn nach oben durch das Holz und die Wollfüllung der Matratze in den Rücken des Verwundeten. Er hörte ein schwaches, hektisches Schnappen nach Luft und spürte ein Zerren an seiner Klinge, als der Mann sich einen Augenblick lang hin und her wand, bevor er auf die Matratze zurücksackte. Cato spürte keine Bewegung mehr im Dolchgriff. Er drehte die Waffe vorsichtig hin und her und löste die Klinge. Dann kauerte er sich zusammen und wartete. Kurz darauf kam jemand mit schnellen Schritten ins Zimmer und hielt inne, ohne auf den Mann auf der Matratze zuzugehen.
»Saul!«, schrie Bannus von draußen. »Schnapp dir den letzten Mann. Im Hinterzimmer.«
»Ja, Herr.«
Schritte dröhnten über die Köpfe von Symeon und Cato hinweg, und dann hörten sie, wie Miriam sagte: »Es ist zu spät. Er ist tot. Ihr nehmt ihn besser mit.«
»Bannus! Er ist tot«, rief der Mann. »Soll ich seine Leiche holen?«
»Nein! Wir müssen los. Sofort!«
Draußen auf der Straße richteten die Briganten ihre Pferde aus und ritten von dannen. Noch mehr Staub als zuvor versperrte Cato und Symeon die Sicht, und die beiden spürten, wie die donnernden Hufe die Erde unter ihnen erbeben ließen. Der Lärm verklang rasch. Einen Augenblick lang war es völlig still, und dann hörten sie, wie Miriam ein Grunzen ausstieß, als sie die Leiche von der Matratze zog. Die Abdeckung der Luke glitt zur Seite, und Miriam spähte hinab.
»Ihr könnt jetzt rauskommen. Die Römer werden jeden Augenblick hier sein.«
KAPITEL 9
M acro tobte innerlich. Centurio Postumus hatte ihn in die Enge getrieben. Ohne schriftlichen Befehl aus dem Kaiserpalast besaß er nicht die Macht, den vorübergehenden Kommandanten der Zweiten Illyrischen abzusetzen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich in verlegenem Schweigen auf die Polsterbank zu setzen, während die Offiziere seiner Anweisung gemäß nach und nach erschienen, und mit anzusehen, wie Scrofa sie wieder wegschickte. Nicht zum ersten Mal an diesem Tag wünschte er Bannus und seinen Briganten die abscheulichsten und entsetzlichsten Qualen an den Hals. Wegen des Angriffs lag der Befehl zu seiner Ernennung irgendwo da draußen in der Wüste. Oder schlimmer noch: Er konnte Bannus’ Männern in die Hände gefallen sein, als diese die
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