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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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heranrücken. Aus den Augenwinkeln heraus nahm Cato eine verschwommene Bewegung wahr. Er drehte sich um und sah, wie ein Stein in hohem Bogen aus der Menge der Dorfbewohner auf die römischen Linien zuflog. Im letzten Moment duckte sich einer der Soldaten und riss seinen Schild hoch, sodass der Stein seitlich abprallte, ohne Schaden anzurichten.
    Centurio Parmenion schloss sich der Formation seiner Männer an und zog sein Schwert. Ein eisiger Schauer der Beklommenheit breitete sich in Catos Magengrube aus. Die Lage geriet immer mehr außer Kontrolle. Wenn es nicht gelang, die Ordnung wiederherzustellen, würde es in wenigen Augenblicken auf dem Dorfplatz zu einem Blutbad kommen. Er sah, dass der Priester ganz in seiner Nähe stand, und trat auf ihn zu.
    »Sag ihnen, sie sollen sich zurückziehen!« Hektisch deutete er auf die Menge. »Du musst dafür sorgen, dass sie den Platz verlassen, oder die Soldaten werden angreifen.«
    Der Priester starrte ihn trotzig an, und einen Moment lang kam es Cato so vor, als würde der Mann sich von der wuterfüllten Atmosphäre mitreißen lassen, doch als der Priester sich schließlich umsah, begriff er, in welcher Gefahr die Dorfbewohner schwebten. Er machte einen Schritt nach vorn, bis er direkt neben Cato stand. Dann riss er die Arme hoch und begann, wild gestikulierend auf seine Leute einzureden. Mit grimmigen Gesichtern sahen die Soldaten zu, wie die Menge langsam ruhiger wurde, bis auf beiden Seiten ein angespanntes Schweigen herrschte. Leise wandte Cato sich an den Priester.
    »Sag ihnen, dass sie den Platz räumen müssen. Sag ihnen, sie sollen nach Hause gehen, oder die Soldaten werden angreifen.«
    Der Priester nickte und rief den Leuten etwas zu. Sofort machte sich eine wütende Unruhe breit, und unterstützt von der Menge antworteten ihm mehrere laute Stimmen. Wieder gelang es dem Priester, die Leute zum Schweigen zu bringen, doch dann rannte ein Mann aus der Menge nach vorn, hob die zerrissene Schriftrolle hoch und wedelte damit vor dem Gesicht des Priesters hin und her. Dann warf er Cato einen wütenden Blick zu und spuckte direkt vor den Stiefeln des Centurio auf den Boden. Cato zwang sich, ruhig zu bleiben und keinerlei Reaktion zu zeigen. Er starrte den Mann seinerseits einen Moment lang an und wandte sich dann wieder an den Priester.
    »Was will er?«
    »Das, was alle wollen. Den Mann, der das getan hat«, antwortete der Priester. »Den Mann, der unsere Schriften entweiht hat.«
    »Unmöglich.« Cato hegte keine Zweifel darüber, was der Mob mit dem Soldaten machen würde.
    »Was ist los?«, knurrte Parmenion und trat zu Cato.
    »Sie wollen den Soldaten, der ihr heiliges Buch zerrissen hat.«
    Parmenion lächelte grimmig. »Ist das alles?«
    »Nein«, warf der Priester ein. »Einige verlangen, dass die Geiseln freigelassen werden.« Er sah kurz zur Menge hinüber, bevor er sich wieder den beiden Offizieren zuwandte. »Sie werden sich nicht mit weniger zufriedengeben.«
    »Wir behalten die Geiseln«, sagte Parmenion mit fester Stimme. »Und unseren Mann. Er wird für seine Taten zur Rechenschaft gezogen werden, sobald wir in die Festung zurückgekehrt sind. Du hast mein Wort darauf.«
    Der Priester schüttelte den Kopf und deutete auf die Menge. »Ich glaube nicht, dass sie das Wort eines Römers akzeptieren werden.«
    »Das interessiert mich nicht. Wir geben niemanden auf. Und jetzt solltest du sie besser davon überzeugen, dass sie sich zurückziehen, bevor meine Männer das übernehmen werden.«
    Der Priester musterte den römischen Offizier mit listiger Miene, bevor er antwortete. »Wenn du ihnen den Soldaten nicht übergibst, werden sie euch nicht gehen lassen.«
    »Das werden wir ja sehen«, knurrte Parmenion.
    Cato räusperte sich und deutete unauffällig über die Menge hinweg. »Sieh mal nach oben.«
    Parmenions Blick streifte über die Dächer der Gebäude, die den Platz umgaben. Von dort aus sahen weitere Dorfbewohner auf die Römer herunter. Mehrere von ihnen hatten Schleudern bei sich – die Jagdwaffe der judäischen Bauern.
    »Sieht so aus, als ob wir uns den Weg freikämpfen müssen«, sagte Cato leise.
    »Nicht, wenn ihr den Mann übergebt.« Der Priester sprach in eindringlichem Ton, während er ein Nicken in Richtung seiner Leute andeutete. »Das ist es, was sie wollen. Dann könnt ihr gehen. Mit den Geiseln.«
    »Und zulassen, dass unser Mann in Stücke gerissen wird?« Cato schüttelte den Kopf.
    »Entweder sein Leben, Römer, oder das Leben von

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