Die Jagd des Adlers
Fälschung?« Macro schüttelte den Kopf und lächelte. »Sieh dir das Siegel an, Postumus. Du solltest es eigentlich sehr gut kennen.«
»Ich behaupte trotzdem, dass das eine Fälschung ist. Wenn ihr beide glaubt, dass dieses Ding hier irgendetwas ändert, dann seid ihr noch größere Narren, als ich gedacht habe.«
Aus dem Festungshof drangen Stimmen herauf. Cato eilte zum Fenster und sah hinab. Hinter Symeon kamen Centurio Parmenion und eine Handvoll anderer Offiziere durch einen Torbogen. Symeon sah auf und winkte. Noch mehr Männer tauchten aus der Gasse zwischen den Unterkünften gegenüber auf und gingen auf das Quartier des Präfekten zu. Cato spürte, wie sich die Anspannung in seiner Magengrube zu lösen begann. Er drehte sich um, trat an den Schreibtisch und nahm das Dokument wieder an sich. Bevor Scrofa oder Postumus reagieren konnten, hielt er die Schriftrolle aus dem Fenster, sodass jeder im Hof sie sehen konnte.
»Soldaten! Auf Anordnung von Kaiser Claudius und des römischen Senats wurde Präfekt Scrofa als Oberbefehlshaber der Zweiten Illyrischen Kohorte abgesetzt und gleichzeitig Centurio Macro das Kommando übertragen. Ich wäre euch sehr verbunden, wenn ihr sogleich in Präfekt Macros Quartier zu uns stoßen könntet.«
Nach kurzem Zögern wandten sich die Offiziere zur großen Erleichterung Catos dem Haupteingang des Gebäudes zu, der direkt unter dem Fenster lag. Als Cato sich wieder zum Zimmer hin umdrehte, starrte Scrofa ihn wie vom Donner gerührt an. Postumus schien augenblicklich zu begreifen, was diese Veränderung bedeutete, und für einen kurzen Moment verriet sein unsteter Blick, dass er zutiefst beunruhigt war, was Macro ein Lachen entlockte. Nur schwer konnte er die freudige Erregung beherrschen, die ihn erfüllte, nachdem er Scrofa und dessen Untergebenem gegenüber den Spieß umgedreht hatte. Er beugte sich vor zu Postumus und tippte ihm gegen die Brust. »Na, wer ist jetzt wohl der größere Narr?«
KAPITEL 18
D ie Versammlungshalle im Gebäude des Hauptquartiers war voller Offiziere, die in diesem Augenblick nicht unbedingt auf ihrem Posten sein mussten. Jeder Centurio, Dekurio, Optio und Standartenträger der Zweiten Illyrischen Kohorte, der keiner unaufschiebbaren Pflicht nachging, war zur Stelle. Die leitenden Offiziere saßen auf Stühlen und Bänken in der Mitte der Halle, während sich der Rest der Männer an den Seiten niedergelassen hatte. Die Soldaten unterhielten sich in gedämpftem Ton, und Cato, der an der Tür stand, fielen ihre besorgten Mienen auf. Kaum eine Stunde war vergangen, seit er und Macro Scrofa die kaiserliche Vollmacht gezeigt und den Präfekten abgesetzt hatten. Seither hatten alle möglichen Gerüchte in der Festung die Runde gemacht, während die Offiziere ins Hauptquartier beordert wurden. Cato lächelte. Die Männer würden schon bald herausfinden, was genau geschehen war. Allerdings blieb die Frage, ob sie es auch akzeptieren würden. Scrofa und Postumus waren in eine Zelle im Keller des Gebäudes gebracht worden, wo eine Handvoll vertrauenswürdiger Soldaten, die Centurio Parmenion ausgewählt hatte, sie bewachte. Dem ehemaligen Präfekten und seinem Untergebenen war es nicht erlaubt, eine Anklage gegen den neuen Kommandanten vorzubringen; sie erhielten auch keinen Zugang zu Offizieren oder Mannschaften der Kohorte. In dieser Sache hatte Macro sich absolut unnachgiebig gezeigt, als er Parmenion die entprechenden Befehle gegeben hatte.
»Wie ist die Stimmung?«, fragte Macro leise in Catos Rücken. Cato drehte sich um und sah, dass sein Freund ein paar Schritte entfernt im Korridor stand, wo er von niemandem in der Halle gesehen werden konnte. Macro hielt die kaiserliche Vollmacht in seiner Hand. Er hatte das Pergament zusammengerollt und klopfte damit gegen seinen Oberschenkel.
Cato hielt sich die Hand über den Mund und murmelte ebenso leise: »Eher neugierig als ablehnend. Ich glaube, es wird keinen größeren Widerstand gegen deine Übernahme des Kommandos geben.«
»Gut.« Macro zuckte mit den Schultern und holte tief Luft. »Bringen wir’s hinter uns. Du kannst mich ankündigen.«
Cato betrat die Halle, nahm Haltung an und rief: »Befehlshabender Offizier anwesend!«
Sofort schwiegen sämtliche Zungen, und genagelte Stiefelsohlen schabten über die Steinplatten, während sich die Soldaten erhoben und mit durchgedrücktem Rücken aufrecht dastanden, gerade wie Speerschäfte. Als alle schwiegen und es vollkommen still war, betrat
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