Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
schüttelten die Köpfe und schnappten nach Luft.
    Jody bemerkte, dass sie angehalten hatten. Wie lange schon? Es war ihr gar nicht aufgefallen.
    »Sind wir da?«, fragte sie.

    »Ich hab nur angehalten, weil …«
    »Kein schlechter Platz«, unterbrach Sharon. »Weit und breit keine Häuser zu sehen. Und keine Autos. Den Hügel dort können wir als Kugelfang benutzen.«
    »Okay«, sagte Jodys Vater. »Warum nicht?«
    Andy sah von seinem Daumen auf. »Heißt das etwa, dass wir aussteigen sollen?«
    Dad schaltete den Motor und damit auch die Klimaanlage aus.
    »Frische Luft!«, rief Sharon und riss die Tür auf.
    Ein Schwall drückend heißer Luft strömte in den Wagen.
    »Oh Gott«, stöhnte Jody. Es war schlimmer, als sie erwartet hatte.
    Sobald Andy ausgestiegen war, zog sie die .22er, das Reservemagazin und die Munitionsschachtel unter dem Vordersitz hervor. Dad öffnete die Tür, um die Mossberg und Sharons Gewehrkoffer auszuladen.
    Jody überprüfte, ob die Pistole immer noch gesichert war. Dann kletterte sie aus dem Wagen und zog sich den Schirm ihrer Mütze tief ins Gesicht. Sie wollte sich so gut wie möglich vor der sengenden Sonne schützen.
    Beim Frühstück hatte sie auf das Käppi verzichtet, doch danach hatte sie es ständig getragen. Sogar in den Geschäften, in denen sie Munition und neue Klamotten für Andy gekauft hatten, bevor sie Indio verlassen hatten. Dad hätte sie normalerweise gezwungen, das Käppi abzunehmen. »Hüte trägt man nur im Freien«, sagte er immer. »Mit Ausnahme von Cowboyhüten natürlich.« Heute hatte er fünf gerade sein lassen, was Jody schamlos ausgenutzt hatte. Er hatte ja auch schlecht etwas sagen können – schließlich hatte Sharon ebenfalls ihr NRA-Käppi getragen.

    Die Hitze draußen lastete wie Blei auf Jody.
    »Ist die Waffe gesichert?«, fragte ihr Dad.
    Sie sah zu ihm auf. »Aber natürlich.«
    Sie folgte ihm zum Kofferraum, aus dem er die Plastiktüte aus dem Waffengeschäft nahm. Sie konnte jeden Augenblick unter dem Gewicht der vielen Munition zerreißen.
    »Ich stelle die Dosen auf«, sagte Sharon und ging mit einer weiteren Tüte davon. Jody schätzte, dass sich darin mindestens ein Dutzend leerer Getränkedosen befanden. Sie hatte die Überreste ihrer Party aus dem Mülleimer gefischt, und auf dem Parkplatz des Waffengeschäftes hatten sie noch ein paar Dosen geleert.
    Dad und Andy sahen Sharon hinterher.
    »Männer«, murmelte Jody.
    »Ich will nur sichergehen, dass sie die Dosen in der richtigen Entfernung aufstellt«, sagte ihr Vater.
    »Na klar.«
    »Genau dort«, rief er, um seine lauteren Absichten unter Beweis zu stellen.
    Sharon lächelte ihn über die Schulter hinweg an und nahm eine Dose aus der Tüte. Sie ging in die Hocke. Jody nahm an, dass die beiden Männer hofften, sie würde sich vorbeugen, damit sie einen Blick auf ihren Hintern werfen konnten. Doch der wurde von ihrer Bluse verdeckt.
    Jodys Vater schloss den Kofferraum, und Andy breitete die Decke darüber aus. Jody legte ihre Pistole darauf, und Dad stellte die Munitionskartons in einer Reihe daneben. Es waren vier Stück mit je fünfzig Schuss für Sharons und seine eigene Pistole, dazu ein etwas größerer Karton, in dem sich mehrere kleine Schachteln mit insgesamt
fünfhundert Patronen für die .22er befanden. Fünf weitere, in Zellophan eingeschweißte Schachteln enthielten jeweils zwanzig Schuss Kaliber .223 für Sharons Gewehr. Und dann waren da noch die fünfzig Schrotladungen für die Mossberg.
    »Jetzt kann der Krieg ja kommen«, sagte Jody.
    »Wollen wir die alle verschießen?«, fragte Andy.
    »Aber nein«, sagte Dad. »Länger als eine Stunde sollten wir nicht in der Sonne bleiben.«
    »Wieso haben Sie dann so viel gekauft?«
    »Gute Frage«, sagte Jody, obwohl sie die Antwort bereits kannte.
    »Man kann nie zu viel Munition haben«, sagte Dad. »Das ist genau wie mit Geld.«
    »Da schlägt wieder mal voll der Republikaner durch«, sagte Jody.
    Er lachte und gab ihr einen Klaps auf den Hintern.
    Dann drehten sie sich zu Sharon um, die in etwa fünfzig Metern Entfernung die letzten Dosen aufstellte.
    Jodys Vater hielt die kompakte schwarze Schrotflinte in die Höhe. »Stell eine auf deinen Kopf«, rief er.
    »Mann, Dad«, murmelte Jody, doch Sharon platzierte tatsächlich sehr vorsichtig eine Dose auf ihr Käppi. Dann stellte sie sich auf ein Bein und hob das Knie des anderen. Schließlich streckte sie beide in die Luft.
    Wie die Assistentin eines Messerwerfers, dachte Jody.

Weitere Kostenlose Bücher