Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night
dass er die Drecksarbeit für einen erledigt.
Außerdem war ich müde. Ich war den ganzen Tag und die halbe Nacht auf den Beinen gewesen. Außerdem hatte mir unsere Jagd die letzten Reserven geraubt. Es ist immer ein unglaublicher Kick, aber auch ziemlich anstrengend. Es macht einen echt fertig. Man betritt ein Haus und hat keine Ahnung, was als Nächstes passieren wird. Wahrscheinlich wäre es einfacher, wenn wir uns
vorher einen Plan zurechtlegen würden. Tun wir aber nicht. Wir suchen uns einfach zufällig ein Haus aus und haben daher auch keine Ahnung, wer dort wohnt. Auf diese Weise ist die Überraschung größer – sowohl im positiven als auch im negativen Sinn. Und dann ist da noch die Angst. Wenn man reingeht, hat man so viel Schiss, dass man am liebsten in die Hose machen würde. Aber es ist auch ein tolles Gefühl. Besonders wenn es dann die anderen sind, die Angst haben. Sie haben eine Scheißangst. Sie hatten in ihrem ganzen Leben noch nicht so viel Angst. Sie hoffen inständig, dass das alles nur ein Albtraum ist, aus dem sie bald aufwachen. Und alles nur wegen dir. Sie sind völlig in deiner Hand. Du hast das Sagen, und sie können nicht das Geringste tun – außer dich anflehen, schreien und heulen. Dann wird man richtig wild und macht alles mit ihnen, wozu man Lust hat. Alles. Sie werden richtig in die Mangel genommen, von allen Seiten.
Wenn dann alles vorbei ist, fühlt man sich so ausgelaugt wie ein Zombie.
So geht das. Jedenfalls wenn alles nach Plan läuft.
Aber diesmal hat uns die jähe Erkenntnis, dass es Überlebende gibt, die Party ordentlich verdorben. Das hat uns echt überrascht. Kurz bevor sie auftauchten, schleppte Ranch ein Prachtexemplar von jungem Mädchen auf seinem Speer an, woraufhin Brian wiederum die Vermutung hatte, dass es vielleicht noch irgendwo eine Schwester von ihr gab. Also zog er los, um nachzusehen.
Brian, auch »der Hering« genannt, hatte von uns allen die wenigsten Erfolge vorzuweisen. Also dachte auch niemand, dass er diesmal jemanden erwischen würde.
Ich jedenfalls nicht. Aber das Letzte, was ich erwartet hätte, waren die beiden.
Wie hatte Ranch sie nur übersehen können? Wie waren sie an Brian vorbeigekommen?
Wie dem auch sei – da standen sie plötzlich. Ich war ja schon vorher völlig erschöpft gewesen, und jetzt mussten wir sie auch noch verfolgen.
Verflucht. Allein für die Rennerei könnte ich die beiden kleinen Scheißer mit Vergnügen umbringen. Und natürlich dafür, dass sie mich so tief in die Scheiße geritten haben.
Eine Scheiße, aus der ich wahrscheinlich nicht lebend herauskommen werde. Sie und Tom und Mitch und alle anderen können von mir aus zur Hölle fahren!
Zumindest ist bis jetzt alles einigermaßen gut gegangen.
Als ich gestern Nacht an der Mauer lehnte, war auch noch alles in Ordnung gewesen. Ich war nur hundemüde. Viel zu müde, um den Abhang hinunterzuklettern.
Wenn sie schon unbedingt wollten, dass ich nach ihnen suche, dann hätten sie bleiben und mir helfen sollen.
Scheiß auf sie.
Ich setzte mich auf den Boden, lehnte mich gegen die Mauer, streckte die Beine aus und schloss die Augen.
Es war sehr angenehm, sich auszuruhen und mal für einen Moment abzuschalten.
Leider hatte ich mir einen ziemlich ungünstigen Schlafplatz ausgesucht. Vielleicht kam ja ein Feuerwehrmann oder ein Polizist auf die Idee, einen Blick über die Mauer zu werfen. Möglicherweise tauchte auch ein Hubschrauber samt Suchscheinwerfer auf.
Unten zwischen den Büschen und Bäumen war es um ein Vielfaches sicherer.
Aber ich konnte mich einfach nicht aufraffen.
Nur in meiner Vorstellung kroch ich auf der Suche nach einem sicheren Versteck den Hügel hinunter und fand eine nette kleine Lücke zwischen dichten Hecken. Und siehe da! Der Platz war bereits besetzt, und zwar ausgerechnet von dem Mädchen. So eine Überraschung! (Natürlich passierte das alles nur in meinem Traum. Der Traum hatte sie mir geschickt).
Sie war vor Angst wie versteinert und lag schluchzend und steif auf dem Rücken, während ich mich auf sie legte. Dann zog ich so lange am Kragen ihres Nachthemds, bis der Stoff riss. Sie wehrte sich, aber nur ein wenig. Gerade genug, um die ganze Sache etwas lustiger zu machen. Ich schlug ihr hart ins Gesicht, und sie hörte auf zu zappeln. Sie weinte, als ich ihr das Nachthemd von den Schultern riss und über den Kopf zog.
»Bitte tun Sie mir nicht weh«, wimmerte sie. »Bitte. Bitte tun Sie mir nicht weh.«
Ich tat ihr weh.
Zum
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