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Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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hoffen.
    Ich kroch die Anhöhe hinunter, sprang in einen Graben und landete in einem mit Kieselsteinen gefüllten Bachbett, dem ich folgte.
    Auf dem Kies kam ich besser voran, als wenn ich mich durch das verdammte Grünzeug hätte kämpfen müssen. Außerdem würden die Bullen sich auf die unmittelbare Umgebung der Mauer konzentrieren, sodass ich erst mal einen kleinen Vorsprung hatte.
    Die Cops brauchen nämlich immer verdammt lange, bis sie in die Gänge kommen.

    Ein paar Polizisten waren sicher sofort über die Mauer geklettert, um nach mir zu suchen. Doch es würde bestimmt zehn Minuten, vielleicht sogar eine halbe Stunde dauern, bis der Hubschrauber und eine ganze Flotte von Streifenwagen anrücken würden, um eine großräumige Suche zu starten.
    Ich musste mich einfach nur von der Vorhut fernhalten und dann der Verstärkung entwischen.
    Mehr nicht.
    Ein Schneemann in der Hölle hat bessere Überlebenschancen.
    Der tolle Plan, dem Bachbett zu folgen, stellte sich bald als ziemlich bescheuerte Idee heraus. Deshalb rannte ich das Ufer hinauf und quer durch dieses verdammte Herz der Finsternis, bis ich direkt in einen Maschendrahtzaun lief. Mit einem federnden Geräusch prallte ich zurück und landete auf dem Hintern. Ich rappelte mich auf, sprang an dem Zaun hoch, klammerte mich fest und kletterte wie ein Schimpanse hinauf.
    Was nicht besonders schwer war – ich trug nämlich Schuhe. Wir alle tragen Schuhe. Nikes, Reeboks, British Knights, L. A. Gears, Converse, sogar Keds. Wir rasieren uns am ganzen Körper (bis auf die Augenbrauen und Wimpern), ziehen uns unsere Lieblingshäute an und verwandeln uns in einen Haufen durchgeknallter Irrer. Nur die Schuhe vergessen wir nie. Wir sind ja nicht blöd.
    Vor mir sah ich nur Dunkelheit, was eigentlich keinen Sinn ergab. Erst als ich weiter hinaufkletterte, erkannte ich ein Haus, das jedoch nicht beleuchtet war, und einen Bretterzaun hinter dem Maschendraht, der mir die Sicht versperrte. Ich nehme mal an, dass die Westons nicht
auf diese Wildnis gucken wollten. Oder sie hatten Angst, dass sich etwas Unheimliches in ihren Garten schleichen könnte.
    So unheimlich wie ich?
    Bestimmt nicht.
    Selbst in ihren schlimmsten Albträumen hätten sie sich so einen wie mich nicht vorstellen können.
    Wie dem auch sei, ihre Zäune stellten jedenfalls kein großes Hindernis für mich dar.
    Ich bin zwar kein Akrobat, aber auch nicht völlig unsportlich. Sobald ich oben auf dem Maschendrahtzaun war, richtete ich mich auf und stellte einen Fuß auf die Holzplanken. Dann sprang ich. Es waren etwa zwei Meter bis hinunter zum Rasen auf der anderen Seite.
    Dort kauerte ich mich auf den Boden und überlegte.
    Ich wollte so schnell wie möglich ins Haus gelangen.
    Wenn meine Kumpels und ich auf die Jagd gehen, ist das normalerweise ziemlich einfach. Tom weiß alles, was es über Alarmanlagen zu wissen gibt. Er kann jede Anlage deaktivieren. Dann kommt Hering zum Zug. Für gewöhnlich benutzt er seinen Glasschneider an einem der Fenster – eine einfache und leise Methode. Außer, es gibt ein Missgeschick wie letzte Nacht, als Chuck nicht aufpasste und mit dem Axtgriff ein Wasserglas ins Spülbecken stieß – Klirr!
    Doch normalerweise funktioniert diese Methode prima.
    Nur, dass ich mich momentan bedeckt halten musste und auf keinen Fall riskieren konnte, dass die Cops ein eingeschlagenes Fenster entdeckten.
    Eine Möglichkeit war, um das Haus herumzurennen und jede einzelne Tür und jedes Fenster zu überprüfen. Es soll in L. A. tatsächlich Leute geben, die ihre Häuser
offen stehen lassen. Aber ich glaube, das ist vielleicht einer unter einer Million.
    Klingeln konnte ich auch nicht.
    Es fiel mir überhaupt keine Möglichkeit ein, ins Haus zu gelangen, ohne unnötige Aufmerksamkeit zu erregen.
    Kurz dachte ich daran, einfach ein Fenster einzuschlagen, mir die nächstbesten Autoschlüssel zu schnappen und die Fliege zu machen. Eine Familie in diesem Teil der Stadt besaß üblicherweise mindestens zwei Autos. Doch dann stellte ich mir vor, wie ich mit einer ganzen Flotte von Streifenwagen im Schlepptau durch die Straßen raste. Ich würde nicht weit kommen.
    Die Flucht im Auto war also ausgeschlossen. Sich im Haus zu verstecken fiel ebenfalls flach.
    Als ich den Hubschrauber hörte, brach ich vollends in Panik aus.
    Flap-flap-flap-flap.
    Das ist bestimmt das schönste Geräusch auf der Welt, wenn man zwei Monate schiffbrüchig auf einem Floß im Ozean verbracht hat, seine Pisse trinken

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