Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night
»ölen« wir uns ein. Genau wie Schauspieler, die Schminke auftragen, bevor sie auf die Bühne treten, nur dass wir nicht in einer Garderobe, sondern in Toms Van sitzen. Dort ziehen wir uns unsere Häute an, bewaffnen uns und ölen uns ein.
Das hat mit normalem Öl natürlich nichts zu tun. Stattdessen schmieren wir uns eine Paste aus einem großen Topf auf die Haut. Tom hat KRASSES KADAVERZEUG auf den Topf geschrieben. Das ist eben seine Art von Humor. Im Topf ist ein Teil von jemandem, den wir getötet haben.
Den wir schon vor einer ganzen Weile getötet haben.
Das Zeug ist schleimig und gut abgehangen.
Ein paar von uns tragen es sparsam wie Rasierwasser auf, andere können gar nicht genug davon kriegen.
Manchmal ist es echt ekelhaft, was sie alles mit dem Zeug anstellen.
Ich selbst benutze es eher vorsichtig. Ein Tupfer hier, eine Nuance dort.
Es soll uns Glück bringen. Außerdem erfüllt der Geruch des Todes die Herzen unserer Feinde mit Furcht. Und schließlich ist es so dermaßen durchgeknallt, dass es einen Riesenspaß macht.
Ich habe mich letzte Nacht nicht eingeölt, weil ich Dünnpfiff hatte. Toms Lieferwagen hat ein Klo, und darauf saß ich, als sich die anderen »einölten«. Als ich fertig war, waren sie bereits ausgestiegen.
Hey, dabei fällt mir was ein. Die Idioten haben ohne mich angefangen und sind später dann ohne mich weggefahren. Vielleicht hätte ich schon am Anfang etwas ahnen müssen.
Jedenfalls musste ich sie einholen, um das Spektakel nicht zu verpassen, und habe deshalb auf das »Einölen« verzichtet.
Das hat mich gerettet.
Sonst hätten mich die Bullen sofort gerochen. Hätte ich das Kadaverzeug genommen, wäre ich jetzt tot. Tot und auf dem besten Wege, selbst zu Parfüm zu werden. Eau de Simon.
Na toll. Ich fange ja schon an, morbide zu werden.
Liegt vielleicht am Bier.
Jedenfalls habe ich das Zeug nicht benutzt, habe deshalb nicht gestunken und wurde auch nicht von den Cops erwischt. Stattdessen kauerte ich in einem Wäschekeller und wartete schwitzend auf Hillary Weston – und roch nur nach meinen eigenen Ausdünstungen.
Wann kam sie denn endlich zurück?
Nach einer Weile überlegte ich mir, was ich alles mit ihr anstellen würde. Darüber wurde ich richtig aufgeregt und vergaß, wie heiß und schwitzig und elend mir war.
Endlich kam sie.
Als sie an mir vorbeiging, rammte ich ihr das Messer in den Fuß. Sie trug weder Socken noch Schuhe, deshalb drang die Klinge glatt durch ihre nackte Haut. Sie holte überrascht Luft und versuchte zurückzuspringen. Ihr Fuß hob sich tatsächlich auch vom Boden und glitt ein paar Zentimeter die Klinge hinauf.
Ich half nach, indem ich das Messer herauszog, mit der anderen Hand ihren Knöchel umklammerte und ihr Bein hoch in die Luft riss.
Sie kreischte, bis sie mit dem Rücken auf den Boden krachte. Dann hatte sie keine Luft mehr und keuchte nur noch.
Ich setzte mich auf ihre Brust, packte ihr Haar, damit sie den Kopf nicht heben konnte, und setzte ihr das Messer an die Kehle. Ich drückte fest zu, damit es auch wehtat, war aber vorsichtig genug, sie nicht zu schneiden.
Dann fragte ich sie, wer noch im Haus war.
Sie schüttelte den Kopf, versuchte zu sprechen und bekam nur ein Würgen zustande. Ihr Herz klopfte wie wild. Es war schön, wie sich ihr Brustkorb unter mir hob und senkte. Außerdem gefiel mir, dass ich ihr Zittern spüren konnte.
»Bitte tun Sie mir nichts«, wimmerte sie schließlich.
»Ich will Ihnen nichts tun«, sagte ich. »Ihnen wird nichts geschehen, wenn Sie das tun, was ich sage.«
Sie nickte entschlossen. Natürlich weinte sie auch, was sie nicht unbedingt hübscher machte. Die Tränen und
die geröteten Augen waren mir egal, aber der Rotz, der ihr aus der Nase lief, war ziemlich eklig.
»Also«, sagte ich. »Wer ist noch im Haus?«
Sie zögerte zu lange mit der Antwort. Außerdem erkannte ich ein Funkeln in ihren Augen, als wäre ihr gerade eine brillante Idee gekommen. »Mein Mann«, sagte sie. »Er … er ist krank und kann nicht zur Arbeit. Er ist oben. Wahrscheinlich wird er jeden Augenblick runterkommen. Er ist Polizist.«
»Glatt gelogen«, sagte ich.
Ich nahm das Messer von ihrer Kehle, rammte es ihr zwischen die Zähne und schlitzte ihr mit einem einzigen glatten Schnitt beide Wangen auf.
Sie schlug die Hände vors Gesicht. Anscheinend schien es ihr jetzt gar nichts mehr auszumachen, dass ich sie auszog. Sie war am ganzen Körper gebräunt. Ich persönlich mag es ja, wenn eine Frau ein
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