Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night
unter meinen Connie-Rock. Es war grauenhaft. Ich habe sowieso Angst vor Spinnen, da kriege ich richtig Gänsehaut.
Wie wild schlug ich die verdammten Dinger zu Brei. Das war echt ekelhaft. Man hörte, wie ihre Panzer aufbrachen und die Flüssigkeit austrat. Ihre Körper klebten wie Popel an mir. Manchmal pappten sie an meinen Fingern, sodass ich sie abschütteln musste.
Während ich die Spinnenpopulation dezimierte, ging die Suche weiter. Außer meinen eigenen Geräuschen
konnte ich nur den Hubschrauber hören. Das Brummen wurde erst leiser, steigerte sich dann aber zu einem alles erschütternden Lärm. Ich dachte, dass das verdammte Ding gleich auf mir landen würde.
Der Hubschrauber kreiste direkt über mir.
Immer und immer wieder. Ich konnte ihn mir vor meinem inneren Auge vorstellen. Er kreiste und kreiste und ließ seinen großen Lichtstrahl über die Hügel, die Gärten und Einfahrten der Häuser streichen.
Auf der Suche nach mir. Nach mir ganz allein.
Schon dieser Lärm konnte einen wahnsinnig machen.
Inzwischen war wahrscheinlich das ganze Viertel aufgewacht und starrte aus dem Fenster. Wer nicht von den Sirenen geweckt worden war, wurde jetzt mit Sicherheit vom Hubschrauber aus dem Schlaf gerissen. Das konnte man gar nicht überhören, außer man war betrunken oder taub.
Ein normaler Bürger wäre sicher empört über den Lärm gewesen. Nicht nur empört, sondern besorgt. Der Hubschrauber flog ja nicht ohne Grund da herum. Er war auf der Suche nach einem Verbrecher.
Das bedeutete, dass irgendwo ein Krimineller auf freiem Fuß war.
Wenn die Leute aus dem Fenster sahen, mussten sie sich unweigerlich fragen, wie nahe der Hubschrauber war – und wo der Verbrecher geblieben war. Er konnte jeden Moment über ihren Rasen gelaufen kommen und versuchen, in ihr Haus einzudringen.
Das kann einem schon gehörig Angst einjagen.
Aber Scheiße, die sollten sich mal in die Lage desjenigen versetzen, der gerade gesucht wird.
Wenn man auf der Flucht ist, wird aus einem stinknormalen Polizeihubschrauber so eine Art Monstermaschine, ein UFO, das von irgendwelchen Spinnern aus dem All gelenkt wird, die so böse sind, dass Charles Manson dagegen wie Mary Poppins aussieht. Und die genau wissen, wo du dich versteckst.
Selbst da oben auf dem Schrank, wo mich der Scheinwerfer ganz bestimmt nicht finden konnte, hatte ich eine Riesenangst und wünschte mir, einfach im Erdboden versinken zu können.
Du kannst uns nicht entkommen! Du kannst uns nicht entkommen!
Mann!
Das alles hätte mich fast in den Wahnsinn getrieben. Es war wirklich eine harte Nacht.
Dann wanderte plötzlich ein Lichtstrahl über die Decke, und für einen Moment dachte ich, dass mich der Hubschrauber doch aufgespürt hatte.
Wie ist er nur hier reingekommen?, fragte ich mich.
Ich hätte beinahe losgeschrien.
»Glaubst du, er ist in der Kühltruhe?«, sagte jemand.
»Wer würde sich denn in einer Kühltruhe verstecken?«, fragte ein anderer.
»Warum nicht? In einer so warmen Nacht?«
Einer der beiden öffnete die Kühltruhe. Das konnte ich genau hören.
»Guck mal«, sagte der Kerl, der gerade noch »Warum nicht?« gesagt hatte. »Eis am Stiel.«
»Ach ja?« Der andere schien an Eis am Stiel nicht besonders interessiert zu sein.
Der Hubschrauber war gerade etwas weiter entfernt, deshalb konnte ich die typischen Geräusche hören, die
Cops beim Gehen machen. Es sind klirrende, quietschende, rasselnde Geräusche. In ihrem Waffengürtel steckt so ziemlich jeder Scheiß, den man sich nur vorstellen kann. Deshalb hören sich Polizisten auch immer wie verdammte Zirkuspferde an.
»Willst du eins?«, fragte der Typ mit dem Eis.
»Nein. Und du auch nicht.«
»Doch. Die hier sind echt lecker … Pat, in der Waschmaschine wird er sich wohl kaum versteckt haben.«
»Glaubst du?« Ich hörte, wie er die Trommel öffnete.
»Siehst du? Ich hab’s dir doch gesagt.«
»Geh von dem Licht weg. Du gibst eine tolle Zielscheibe ab.«
»Der Kerl hat keine Waffe. Sonst hätte er doch auf die beiden geschossen.«
»Das kann man nie wissen. Mach das Ding einfach zu, okay?«
»Willst du wirklich kein Eis?«
Ich hörte ein leises Grunzen. »Im Trockner ist er auch nicht.«
»Das hätte ich dir gleich sagen können.«
»Du bist ja so schlau, Hank. Aber diesmal hättest du dich irren können. Der zweite Typ, den ich überhaupt verhaftet habe, war ein Exhibitionist, der sich in einem Trockner im Waschsalon versteckt hatte.«
»Da hat er
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