Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night
lustig, wie einen Menschen um die Ecke zu bringen, aber zumindest hat man hinterher seine Ruhe – außerdem ist es ein gutes Training.
Jedes Mal, wenn ich nachts einen Hund bellen höre, schlüpfe ich in mein schwarzes »Schattenkämpfer«-Outfit und gehe auf die Jagd. Manchmal sind es streunende Hunde, doch die meisten sind in einem Zwinger eingeschlossen. Auf Schusswaffen verzichte ich, aber sonst dürfte ich schon so ziemlich alles ausprobiert haben: Pfeile, Speere, vergiftete Darts, sogar einen Bumerang. Ich habe sie mit Baseballschlägern, Hämmern und Steinen erschlagen. Ein paar hab ich erwürgt, andere mit Äxten, Fleischerbeilen und Macheten in Stücke gehackt.
Ach, ich könnte stundenlang über Hunde reden.
Wir haben eine ganz besondere Beziehung.
Wie dem auch sei – hier waren so viele Hunde, dass ich mir einen aussuchen konnte. Ich hatte Lust auf einen richtigen Spielzeugpudel, so einen weibischen Köter.
Am nächsten kam dem ein kleiner weißer Malteser mit einer rosa Schleife auf dem Kopf. Er sprang wie wild herum und blieb vor jedem Busch stehen.
Ein süßer kleiner Kerl. Aber nicht halb so süß wie seine Herrchen.
Es war ein reizendes Paar. Beide waren um die vierzig, schlank und hatten kurz geschorenes Haar. Einer von ihnen hatte einen Schnurrbart. Beide trugen braune Shorts mit hochgekrempelten Beinen, dazu Sandalen. Der eine hatte ein Netzhemd an, durch das man seine behaarte
Brust erkennen konnte. Sein Freund trug überhaupt kein Hemd. In seiner Brustwarze steckte ein goldenes, ringförmiges Piercing.
Das konnte ich natürlich nicht alles vom Auto aus erkennen. Zuerst bemerkte ich nur den Malteser, der von den beiden Schwuchteln spazieren geführt wurde. Ich fuhr einmal um den Block, parkte, stieg aus und ging auf sie zu.
Ich ging in die Hocke, um den Hund zu begrüßen.
Er mochte mich auf Anhieb, wedelte mit dem Schwanz und leckte meine Hände ab. »Oh, was für ein süßes kleines Hundchen«, sagte ich und lächelte die beiden an. »Wie heißt er denn?«
»Henry Wadsworth Longfellow der Dritte«, sagte Netzhemd.
»Hallo, kleiner Henry, hallo.« Ich kraulte ihm das Kinn, während mich die beiden argwöhnisch beobachteten.
Dann hob ich den Hund auf, drückte ihn an meine Brust und streichelte ihn. »Ich bin Simone«, sagte ich.
Mister Nippelring verschränkte die Arme vor der Brust, spannte die Muskeln an und hob eine Augenbraue. »Ist ein bisschen früh für Halloween, oder nicht?«
»Süßes oder Saures?«, fragte mich der andere und grinste seinen Freund an. »Was meinst du?«
»Ein Hetero, ganz sicher.«
»Hetero, aber durchgeknallt. Sehr sonderbar.«
»Ein Cop?«, fragte Nippelring.
»Ach, das wäre schön. Ich liebe Cops. Aber der ist bestimmt keiner.«
»Da hast du sicher recht. Er hat keine Polizistenaugen. Polizisten haben immer so tolle Augen. Zynisch und zugleich heiter.«
»Ihr seid ja lustig«, sagte ich.
Nippelring ließ die Arme sinken, spannte die Muskeln aber weiter an.
»Du solltest Henry jetzt wieder absetzen«, sagte er. »Wir müssen weiter.«
»Wir wollen keinen Ärger«, sagte Netzhemd.
»Ich auch nicht. Was wollt ihr für Henry?«, sagte ich und griff in meine Handtasche.
»Er ist nicht zu verkaufen.«
»Ihr schenkt ihn mir? Oh, vielen Dank. Das ist aber nett.«
Nippelring griff hinter sich und zog ein Klappmesser. Die Klinge schnappte mit einem lauten Geräusch auf.
»Aber, aber, wer wird denn gleich«, sagte ich und sah mich um. Niemand in der Nähe.
»Setz Henry sofort ab«, sagte Nippelring drohend.
Ich nahm den Colt aus der Tasche, hielt ihn ihm vor die Brust und drückte ab. Ein lautes BUMM ertönte, und er ging zu Boden, rutschte auf dem Rücken noch ein Stück über das Pflaster. Sein Kumpel hatte gerade noch genug Zeit, Henrys Leine loszulassen und mich erschrocken anzusehen, dann jagte ich ihm ebenfalls eine Kugel in die Brust. Auch er endete auf dem Asphalt.
Sie lagen nebeneinander, und Netzhemd brachte noch genug Kraft auf, um die Hand seines Freundes zu ergreifen. Wie rührend.
Ich steckte die Pistole wieder in die Handtasche, beugte mich vor und schnappte mir Nippelrings Nippelring. Auf den Ring selbst war ich nicht scharf, ich wollte nur wissen, wie sich das anfühlte, versteht ihr? Also schob ich meinen Finger durch den Ring. Ihr hättet mal sehen sollen, wie weit man so einen Nippel in die Länge ziehen kann.
Mit Piercings sollte man überhaupt sehr vorsichtig sein.
Es war mein erstes Brustwarzenpiercing. Ich war
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