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Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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war, es war viel zu dunkel, um etwas erkennen zu können. Dann trat ich auf
Scherben, die höllisch laut unter meinen Füßen knackten. Ein Hund fing an zu bellen. Für Henry klang er jedoch eine Nummer zu groß.
    Dann begriff ich. Jemand hatte einen Teller oder so etwas fallen lassen. Die dunklen Flecken waren wahrscheinlich Essensreste.
    Schließlich erreichte ich die Hintertür. Ich wollte sie aufreißen, aber leider war sie verschlossen. Na ja, manchmal lassen die Leute ihre Türen eben offen. Aufbrechen konnte ich sie auch nicht, dafür war sie viel zu solide.
    Dann eben durchs Fenster.
    Dummerweise waren diese ebenfalls geschlossen. Ich suchte mir eines aus und stellte mich auf einen Gartenstuhl, der zum Glück aus massivem Holz war. (Aluminiumstühle kannst du glatt vergessen. Sie verbiegen sich und brechen unter deinem Gewicht zusammen.) Dann schlug ich die Fensterscheibe mit dem Griff des Colts ein.
    Der Hund bellte noch lauter.
    Sonst geschah gar nichts.
    Ich wartete ein paar Minuten, dann zog ich mir einen Schuh aus, wischte damit die Glassplitter vom Fensterbrett und stieg ein.
    Direkt unter dem Fenster befand sich ein Spülbecken. Ich musste also ein bisschen herumklettern, aber ich habe schon ganz andere Hindernisse überwunden, und letzten Endes stand ich in der Küche.
    Nach all dem Lärm, den ich gemacht hatte, war ich zu neunundneunzig Prozent sicher, dass niemand hier war. Trotzdem behielt ich die Waffe im Anschlag, während ich das Haus durchsuchte.

    Ich warf in jeden Raum einen kurzen Blick, um sicherzugehen, dass ich auch wirklich alleine war. Als Letztes nahm ich mir die Garage vor, die man durch eine Tür im Flur erreichte. Dort entdeckte ich alle möglichen Werkzeuge und Gerätschaften, aber kein Auto. Die Stelle, an der der Wagen normalerweise stehen musste, war leer.
    Jody und ihre Familie hatten sich aus dem Staub gemacht.
    Was mich einerseits erleichterte, andererseits tief enttäuschte.
    Ich ging ins Badezimmer, schloss hinter mir ab und schaltete das Licht ein.
    Ihr hättet mich sehen sollen.
    Ich stand vor dem Spiegel und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Meine Perücke war verrutscht und die Hälfte meines Gesichtes mit Blut bedeckt, das aus einer kleinen Wunde über meinem linken Wangenknochen stammte. Es war mein Kinn und den Hals bis zum Kragen des Sommerkleids hinuntergelaufen.
    Zum Glück hatte die Verletzung bereits aufgehört zu bluten.
    Später ging ich durch das ganze Haus und säuberte alle Stellen, an denen ich blutige Fingerabdrücke und Schmierer hinterlassen hatte.
    Aber irgendetwas übersieht man ja immer.
    Also muss ich die Bude früher oder später abfackeln. Da aber weder die Veranda noch der Rasen besonders gut brennen, werden die Cops mit Sicherheit meine Blutspuren finden.
    Vielen Dank auch, Henry.
    Als hätte er sich so für seine vielen Brüder gerächt, die ich im Lauf der Jahre um die Ecke gebracht habe.

    Wehe, wenn ich ihn in die Finger bekomme.
    Das mit dem Blut ist eigentlich gar nicht so schlimm, solange mich die Bullen nicht verhaften. Und das ist im Moment die geringste meiner Sorgen.
    Zuerst musste ich mich wieder einigermaßen in Form bringen. Ich rückte die Perücke zurecht und wusch das Blut aus meinem Gesicht. Dann durchstöberte ich das Medizinschränkchen. Reine Zeitverschwendung. Kein Desinfektionsmittel, nicht mal Verbände oder Heftpflaster. Taten sich diese Leute niemals weh?
    Schließlich faltete ich etwas Toilettenpapier zusammen und befestigte es mit Tesafilm, den ich auf dem Schreibtisch in Jodys Zimmer fand, über der Wunde.
    Es war zweifellos Jodys Zimmer. Jetzt war ich mir sicher, nicht im falschen Haus gelandet zu sein.
    Auf einem Regal lagen nämlich ein paar Holzwürfel mit Buchstaben: JODY. Ihr Name stand eigentlich überall, auf Stiften, Aufklebern und einem kleinen, nachgemachten Autonummernschild, von ihren Schularbeiten, die ich in einem Ordner fand, ganz zu schweigen. Außerdem entdeckte ich ein paar Fotos.
    Sie standen eingerahmt auf einer Kommode. Eines zeigte sie mit dem Schaschlik-Mädchen. Auf dem Bild waren sie etwa sieben oder acht Jahre alt. Offenbar waren sie da gerade in Disneyland und umarmten einen dämlichen gelben Bären in einem roten T-Shirt. Daneben standen Bilder von Jody und ihrer Familie. Eine Frau – wahrscheinlich ihre Mutter – war nur auf den Fotos zu sehen, die Jody als kleines Mädchen zeigten. Dann verschwand sie sozusagen von der Bildfläche. Keine Ahnung, ob sie ihren Alten

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