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Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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schon gepiercten Ohrläppchen, Nasenlöchern und sogar einer Augenbraue begegnet. Wie kann man nur so blöd sein, sich die Augenbraue piercen zu lassen? Oder den Nippel? Obwohl, ich hoffe, dass mir mal eine Frau mit einem Brustwarzenpiercing über den Weg läuft. Oder mit gepiercter Muschi. Das habe ich bis jetzt nur auf Bildern gesehen, aber noch nie in echt.
    Na, da hab ich ja was, auf das ich mich freuen kann.
    Ich steckte mir den Ring an den Finger und rannte zum Auto zurück. Ein paar Leute schrien mir nach.
    Wie ihr seht, haben sie mich nicht erwischt.
    Irgendetwas stimmte mit dem Köter nicht. Als ich ihn zum Auto trug und auf den Beifahrersitz warf, stellte ich fest, dass er bewusstlos war. Ich hatte schon Angst, er hätte einen Herzinfarkt bekommen und wäre abgekratzt.
    Bald darauf kam er wieder zu sich.
    Der blöde Hund war glatt in Ohnmacht gefallen, als ich seine Herrchen kaltmachte.
    Von einem ohnmächtigen Hund hatte ich noch nie gehört. Aber das gibt es, ich hab’s mit eigenen Augen gesehen.
    Eine Minute nachdem Henry das Bewusstsein wiedererlangt hatte, fuhr ein Streifenwagen mit heulenden Sirenen und Blaulicht an mir vorbei. Die beiden Bullen darin würdigten mich keines Blickes.
    Es ist ja so leicht, jemanden umzubringen und ungeschoren davonzukommen.
    Wirklich kinderleicht, wenn man drei einfache Regeln befolgt: Abhauen, bevor die Polizei auftaucht, nur Fremde
töten und keine eindeutigen Beweise wie zum Beispiel seinen Führerschein zurücklassen.
    Ja, ja, vielleicht vereinfache ich die ganze Sache etwas.
    Aber wisst ihr was? Dieser ganze High-Tech-Spurensicherungskram, vor dem alle so viel Angst haben (mein guter Freund Tom eingeschlossen), bringt den Cops gar nichts, wenn sie keinen Verdächtigen haben. Das heißt, sie müssen dich erst mal auf dem Schirm haben.
    Befolgt einfach meine drei Regeln, und ihr werdet keine Probleme kriegen.
    Wie dem auch sei – der Hund war wieder fit und die Cops interessierten sich nicht für mich. Es war also an der Zeit, Jody in Castleview einen Besuch abzustatten. Das ist etwa zwanzig Minuten von Hollywood entfernt.

28
    Sie wohnte in einer ruhigen Straße mit Reihenhäusern aus den Zwanzigern oder Dreißigern, die aber allesamt noch gut in Schuss waren. Ein nettes, gemütliches Mittelschichtviertel. Zwar nicht ganz so nett wie das, in dem ich aufgewachsen bin, aber immerhin.
    Die Avalon Hills waren etwa drei oder vier Meilen entfernt. Ich nehme an, dass Jody mit dem Schaschlik-Mädchen zur Schule gegangen war. Daher kannten sie sich wohl, und deshalb hatte sie auch bei ihr übernachtet. Ich kenne Tom ja auch aus der Schule und habe damals viel Zeit in seinem Anwesen verbracht, obwohl das ziemlich weit von meinem Elternhaus entfernt war.
    So ist das eben in L. A. Man freundet sich nicht mit seinen Nachbarn an, sondern sucht sich Kumpels, die zehn, dreißig oder noch mehr Meilen entfernt wohnen. Das stellt kein Problem dar, wenn man erwachsen ist und ein Auto hat. Als Kind jedoch ist man gezwungen, sehr viel Zeit mit sich allein zu verbringen.
    Oha, wo war ich?
    Ach ja.
    Ich fuhr gerade an Jodys Haus vorbei. Ohne vom Gas zu gehen natürlich, um keinen Verdacht zu erregen. Ich wollte so unauffällig wie möglich nach den Cops Ausschau halten.

    Überall parkten Autos, von denen jedoch keines nach einem zivilen Streifenwagen aussah. Aber da kann man sich ja nie sicher sein.
    Ich bog in eine Seitenstraße und hielt vor einem Haus, in dem keine Lichter brannten. Dann ging ich mit Henry Gassi.
    Henry war eine echte Frohnatur! Er hüpfte munter und vergnügt am Ende der Leine umher, als wäre alles eitel Sonnenschein. Aber jedes Mal, wenn er vor einem Baum das Bein hob, warf er mir einen finsteren Blick zu. Dabei pinkelte er nicht mal.
    Er blieb so oft stehen, dass ich genügend Zeit hatte, mich umzusehen.
    Unauffällig überprüfte ich, ob in den geparkten Autos Leute saßen. Außerdem hielt ich nach Lieferwagen oder Firmenwagen Ausschau, von denen die Bullen ihre Observationen durchführen konnten.
    Die Luft war rein.
    Jodys Haus befand sich genau in der Mitte der Straße. Das Licht auf der Veranda brannte, doch die Fenster waren verdunkelt. Weder in der Einfahrt noch auf dem Bordstein parkten Autos.
    Wenn das Haus wirklich unter Beobachtung stand, wurde ich bereits observiert.
    Ich stolperte und fiel hin. Henry musste zur Seite springen, um nicht von mir erdrückt zu werden. Dummerweise landete ich härter als geplant. Es sollte ja echt wirken, aber auf die

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