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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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das Meteor sichtbar war oder nicht, die Gefahr blieb sich jede Stunde – um nicht zu sagen: jede Minute, jede Sekunde – gleich.
    Nun wird man aber einwenden, daß diese Gefahr doch auch viele andere Gebiete und mit ihnen die in der Bahn des Meteors gelegenen Städte, Flecken, Dörfer und Weiler bedrohte. Ja, gewiß. Wenn die Feuerkugel, wie man das annahm, rund um die Erde zog, mußten alle unter dieser Kreisbahn gelegenen Punkte durch ihr Niederfallen bedroht sein. Jedenfalls hielt aber Whaston den Rekord in der Furcht – wenn dieser hochmoderne Ausdruck hier zulässig ist – und das einzig aus dem Grunde, daß die Feuerkugel zuerst in Whaston beobachtet worden war.
    Ein Journal gab es aber doch, das der herrschenden Seuche widerstand und offen dagegen auftrat, die Sache so ernst zu nehmen. Auf der andern Seite sprang dieses Journal nicht sehr rücksichtsvoll um mit den Herren Forsyth und Hudelson, die es scherzweise für all das der Stadt drohende Übel verantwortlich machte.
    »In was haben diese Amateure sich eingemengt? fragte der ›Punch‹. Mußten sie denn den Himmel mit ihren Fernrohren und Teleskopen absuchen? Konnten sie das Firmament nicht in Ruhe lassen, ohne seine Sterne zu necken? Gibt es nicht genug, ja gar zu viele Gelehrte, die sich in Dinge mischen, welche sie nichts angehen, und die sich indiskret in die interstellaren Gebiete einschleichen? Die Himmelskörper sind sehr schamhaft und lieben es nicht, so aus der Nähe angestarrt zu werden. Ja, unsre Stadt ist in Gefahr, keiner darin ist jetzt mehr seines Lebens sicher, und gegen diese Sachlage gibt es keine Arznei.
    Man versichert sich wohl gegen Feuer und Hagelschaden, gegen Sturm und Unwetter, man gehe aber einmal hin und versuche, sich gegen das Herabstürzen einer Feuerkugel zu versichern, die vielleicht zehnmal so groß ist wie die Zitadelle von Whaston! Und wenn sie im Niedersinken explodiert, was bei diesen Maschinen des Weltraums gar häufig vorkommt, wird die ganze Stadt bombardiert oder geht auch noch in Feuer auf, wenn die Geschosse glühend waren. Auf jeden Fall kommt das auf die Zerstörung unsrer geliebten Stadt hinaus, das darf man sich nicht verhehlen. Rette sich also, wer kann! Rette sich, wer kann! Warum in aller Welt sind denn die Herren Forsyth und Hudelson nicht ruhig im Erdgeschoß ihrer Wohnung geblieben, statt nach Meteoren auszuspähen? Sie sind es, die diese durch ihre Neugier gereizt, die sie durch ihre strafwürdigen Intriguen herangezogen haben. Wenn Whaston zerstört, dem Erdboden gleichgemacht oder durch Feuer vernichtet wird, wird man sich an jene beiden Herren zu halten haben. Wahrlich, wir fragen jeden unparteiischen Leser, d. h. jeden Abonnenten des ›Whaston Punch‹, wozu dienen überhaupt Astronomen, Astrologen, Meteorologen und andere Tiere auf -og? Welchen Nutzen haben ihre Arbeiten je gehabt? Diese Frage stellen, heißt schon, sie beantworten, und was uns betrifft, beharren wir mehr als je auf unsrer längst bekannten Anschauung, die in dem vortrefflichen, von einem geistreichen Franzosen, dem berühmten Brillat-Savarin, herrührenden Satz: ›Die Erfindung eines neuen schmackhaften Gerichtes hat für die Menschheit mehr Wert als die Entdeckung eines neuen Sternes!‹ so treffend ausgedrückt ist. In welch jämmerlicher Achtung hätten da bei Brillat-Savarin die beiden Übeltäter gestanden, die sich nicht gescheut haben, um des Vergnügens willen, eine einfache Feuerkugel zu entdecken, über ihre Heimat die schlimmsten Katastrophen heraufzubeschwören?«
Siebentes Kapitel.
Worin man Mrs. Hudelson wegen ihres Gatten sehr bekümmert sehen und hören wird, wie energisch die gute Mitz ihrem Herrn den Kopf zurechtsetzt.
    Was antworteten nun Mr. Dean Forsyth und der Doktor Hudelson auf diese Witzeleien des »Whaston Punch«? – Einfach gar nichts, schon deshalb, weil sie den betreffenden Artikel des respektlosen Blattes gar nicht kennen lernten. »Unangenehme Dinge, die man über uns sagen könnte, unbeachtet zu lassen, ist noch das beste Mittel, nicht darunter zu leiden,« hat der weltkluge de la Palisse gesagt. Solche mehr oder weniger geistreiche Witzeleien sind ja nun für die, auf die sie zielen, wenig angenehm, und selbst wenn die betreffenden Personen nichts davon erfahren, so liegt das doch anders bezüglich ihrer Angehörigen und Bekannten. Mitz vorzüglich war rein wütend. Ihren Herrn zu verdächtigen, jene Feuerkugel, die die öffentliche Sicherheit gefährdete, herangelockt zu haben, nein,

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