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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Mrs. Hudelson der Ungeduld Loos hatte entgegentreten müssen, so mußte auch Francis Gordon die Wutausbrüche der schrecklichen Mitz bekämpfen. Diese sprach von nichts Geringerem, als die ganze Gesellschaft wegzufegen, und von ihrem Munde war das keine leere Drohung. Jedenfalls hätte das Handwerkszeug, das ihre Hände jeden Tag mit so großer Virtuosität benutzten, auch unter den Manifestanten gründlich aufgeräumt. Leute, die zu einer Ehrenbezeugung zusammengeströmt waren, mit dem Besenstiele zu verjagen, wäre aber doch etwas unpassend gewesen.
    »Ach, mein Sohn, rief die alte Dienerin, sind die Schreihälse da draußen nicht die reinen Narren?
    – Ja, das scheint mir freilich auch so, antwortete Francis Gordon.
    – Und all dieser Aufruhr wegen eines großen Steines, der durch die Luft fliegt!
    – Wie du sagst, Mitz.
    – Um einen Auswürfling!
    – Um ein Meteor, berichtigte sie Francis, der sich des Lachens kaum enthalten konnte.
    – Es ist doch, wie ich sage, nur ein Auswürfling, wiederholte Mitz mit Überzeugung. Wenn er ihnen doch auf den Kopf fallen und ein halbes Dutzend von den Schreiern zu Boden schlagen wollte! Ich frage dich übrigens, du bist ja ein gelehrter Mann, wozu nützt ein solcher Auswürfling?
    – Zwei Familien zu veruneinigen,« erklärte Francis Gordon, während von unten laute Hurras heraufschallten.
    Warum sollten die beiden alten Freunde aber nicht dazu gelangen, sich sozusagen in ihre Feuerkugel zu teilen? Ein greifbarer Vorteil, ein pekuniärer Gewinn war doch bei der Sache nicht zu erhoffen, sondern es konnte nur von einer rein platonischen Ehre die Rede sein. Warum wollten sie also eine Entdeckung nicht ungeteilt lassen, mit der ihre Namen in alle Ewigkeit verknüpft bleiben würden? Warum?… Weil hier die Eigenliebe, die Eitelkeit dreinsprach. Wenn aber einmal die Eigenliebe im Spiele ist, wenn die Eitelkeit sich in eine Sache einmengt, wer könnte sich da schmeicheln, menschliche Wesen je zur Vernunft bekehrt zu haben?
    War es denn etwas so besonders Ruhmwürdiges, ein Meteor zuerst gesehen zu haben? Lief das nicht einzig auf einen Zufall hinaus? Wenn die Feuerkugel nun nicht so gefällig gewesen wäre, im Gesichtsfeld der Instrumente des Mister Dean Forsyth und des Mr. Sydney Hudelson gerade in der Zeit vorüberzuziehen, wo diese das Auge vor dem Okulare hatten, würde sie da von den beiden Astronomen gesehen worden sein, die jetzt um ihretwillen so viel Aufhebens machten? Und fliegen nicht Tag und Nacht Hunderte, Tausende solcher Feuerkugeln, Asteroiden oder Sternschnuppen am Himmel hin? Ist es überhaupt möglich, sie zu zählen, diese irrenden Himmelskörper, die wie ein Bienenschwarm ihre Straße am Firmament hinziehen? Sechshundert Millionen beträgt, nach Angabe der Gelehrten, die Zahl der Meteore, die jede Nacht in den Bereich der Erdatmosphäre kommen, das ergibt also für vierundzwanzig Stunden zwölfhundert Millionen! Sie streichen demnach myriadenweise vorbei, diese leuchtenden Körper, von denen – nach Newton – zehn bis fünfzehn Millionen für das unbewaffnete Auge erkennbar sein sollen.
    »Eine Feuerkugel am Himmel zu entdecken, schrieb der ›Punsch‹, die einzige Zeitung Whastons, die die Sache von der lustigen Seite betrachtete, ist etwas weniger schwer, als ein Weizenkorn in einem Kleefelde zu finden, und man ist wohl berechtigt zu sagen, daß unsre beiden Astronomen das Tamtamschlagen etwas mißbrauchen wegen einer Entdeckung, die es gar nicht verdient, sich um ihretwillen aufs hohe Pferd zu setzen.«
    Wenn der ›Punsch‹, ein satirisches Blatt, hier nicht die Gelegenheit verpaßte, seine humoristische Ader springen zu lassen, bemühten sich seine ernsteren Kollegen, eine Wissenschaft in den Himmel zu heben, in die die beiden Herren aus eigener Kraft so tief eingedrungen waren, und die sich als fähig erwies, den Neid der bestsituierten Berufsgelehrten zu erregen.
    »Kepler, sagte der ›Whaston Standard‹, glaubte, daß die Feuerkugeln von Aushauchungen der Erde herrührten. Annehmbarer erscheint es, daß diese Körper nichts weiter als Aerolithen sind, deren heftige Verbrennung vielfach nachgewiesen worden ist. Seit den Zeiten des Plutarch betrachtete man sie schon als mineralische Massen, die auf die Erdkugel niederstürzen, wenn sie beim Vorüberfliegen in den Bereich ihrer Anziehungskraft kommen. Das Studium der Feuerkugeln hat gezeigt, daß ihre Substanz keineswegs von der der uns bekannten Mineralien verschieden ist und daß sie in der

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