Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
abstach. Das Blatt erwähnte auch, daß, wenn die Hurworther Feuerkugel nicht explodierte, das nicht der Fall war mit der, die am 14. Mai 1864 in Castillon (Frankreich) beobachtet worden war. Obwohl dieses Meteor nur fünf Sekunden sichtbar blieb hatte es doch – so groß war seine Geschwindigkeit – einen Bogen von sechs Graden beschrieben. Seine erst blaugrüne Farbe verwandelte sich dabei zu einem leuchtenden Weiß. Zwischen seiner Explosion und dem Hörbarwerden des diese begleitenden Knalles waren zwischen drei und vier Minuten verlaufen, was also auf eine Entfernung von sechzig bis neunzig Kilometer hindeutete. Die Heftigkeit dieser Explosion muß demnach größer gewesen sein als die irgend einer solchen, die auf der Erde je vorgekommen ist. Der mit Berücksichtigung ihrer Höhenlage berechnete Durchmesser dieser Feuerkugel wurde auf fünfzehnhundert Fuß geschätzt, und sie mußte in der Sekunde über hundertdreißig Kilometer zurückgelegt haben d. i. mehr als viermal soviel wie die Erde in ihrer Bahn um die Sonne.
    Weiter ließen auch der »Whaston Morning« und ebenso der »Whaston Evening« von sich hören. Der Zweitgenannte behandelte vorzugsweise die Frage der – übrigens zahlreichen – fast ganz aus Eisen bestehenden Feuerkugeln. Er erinnerte seine Leser, daß man in einer Ebene Sibiriens eine solche meteorische Masse gefunden habe, die nicht weniger als siebenhundert Kilogramm wog, daß eine andere, in Brasilien entdeckte, ein Gewicht von sechstausend Kilogramm, eine dritte in Olympia, in der argentinischen Provinz Tucuman niedergegangene, ein solches von vierzehntausend Kilogramm hatte, und daß endlich eine letzte, die in der Nähe von Durango, in Mexiko, gefunden wurde, sogar neunzehntausend Kilogramm schwer war.
    Es ist nicht zu viel gesagt mit der Behauptung, daß die Einwohnerschaft von Whaston bei der Durchlesung dieser Artikel recht gründlich erschrak. Das Meteor der Herren Forsyth und Hudelson mußte unter den Umständen und bei der sehr großen Entfernung, in der es gesehen worden war, die Feuerkugeln von Tucuman und Durango an Masse jedenfalls bedeutend übertreffen. Wer weiß denn, ob es an Größe nicht dem Aerolithen von Castillon gleichkam – wenn es diesen darin nicht noch übertraf – jener Feuerkugel, deren Durchmesser auf fünfzehnhundert Fuß geschätzt wurde. Wer kann sich das Gewicht einer solchen Masse vorstellen? Und wenn dieses Meteor schon im Zenith von Whaston erschienen war, mußte Whaston unbedingt in seiner Bahn liegen und es mußte deshalb auch wieder über die Stadt hinwegfliegen, wenn anders seine Bahn die Form eines geschlossenen Kreises hatte. Wenn es nun gerade in diesem Augenblick aus irgendwelchem Grunde in seinem Fluge aufgehalten wurde, mußte ja Whaston von ihm mit einer jeder Vorstellung spottenden Gewalt getroffen werden. Das wäre dann eine unübertreffliche Gelegenheit, den Bewohnern, die sie kannten, das schreckliche Gesetz der lebenden Kraft klar zu machen, und die, die sie vergessen hatten, eindringlich daran zu erinnern, das von der Masse multipliziert mit dem Quadrate der Geschwindigkeit, einer Geschwindigkeit, die nach den Fallgesetzen der Körper und für ein aus vierhundert Kilometer Höhe herabstürzendes Meteor in dem Augenblick, wo es auf der Erde zerschellte, nahezu dreitausend Meter in der Sekunde betragen würde.
    Die Whastonsche Presse entzog sich dieser Pflicht (der Belehrung hierüber) nicht, und niemals – die Gerechtigkeit verlangt, das anzuerkennen – brachten die Tagesblätter eine solche Überfülle mathematischer Formeln wie jetzt.
    Allmählich verbreitete sich in der Stadt auch eine gewisse Besorgnis; die gefährliche und drohende Feuerkugel wurde auf jedem öffentlichen Platze, in den Vereinen wie im Schoße der Familien zum stehenden Thema jedes Gespräches. Vor allem träumten die Frauen schon von gar nichts anderem mehr als von zertrümmerten Kirchen und vom Boden weggefegten Häusern. Die Männer hielten es für anständiger, nur mit den Schultern zu zucken, sie taten das aber ohne wirkliche Überzeugung. Tag und Nacht, kann man sagen, blieben auf dem Konstitutionsplatze und in den höher gelegenen Stadtvierteln zahlreiche Gruppen ununterbrochen versammelt. Ob das Wetter trübe war oder nicht, machte dabei keinen Unterschied. Niemals hatten die Optiker so viele Fernrohre, Operngucker und andere optische Hilfsmittel verkauft. Nie war der Himmel von der Bevölkerung Whastons mit unruhigeren Augen betrachtet worden. Ob

Weitere Kostenlose Bücher