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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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niemals erfahren, ebenso wenig, warum die beabsichtigte Mitteilung an die Pittsburger Sternwarte nicht zur Absendung kam.
    Am Morgen des 6. Mai erschien nämlich schon folgende Nachricht in den Zeitungen der ganzen Welt.
    »Die Sternwarte in Pittsburg beehrt sich hiermit bekanntzugeben, daß aus ihren Berechnungen und einer größern Zahl gut gelungener Beobachtungen hervorgeht, daß das zuerst von zwei hochangesehenen Bürgern der Stadt Whaston entdeckte Meteor, das nach den Beobachtungen in Paris aus reinem Golde besteht, eine Kugel von hundertzehn Metern Durchmesser bildet und nahezu ein Volumen von sechshundertsechsundneunzigtausend Kubikmetern hat.
    Eine solche aus Gold bestehende Kugel sollte mehr als dreizehn Millionen Tonnen wiegen. Die Rechnung zeigt aber, daß das nicht zutrifft. Das wirkliche Gewicht der Feuerkugel erreicht kaum ein Siebentel des ebengenannten und beträgt fast genau eine Million achthundertsiebenundsechzigtausend Tonnen, was annähernd einem Durchmesser von siebenundfünfzig Metern entspricht.
    Aus der vorstehenden Betrachtung müssen wir aber, da die chemische Zusammensetzung der Feuerkugel nicht anzuzweifeln ist, den Schluß ziehen. daß in der den Kern bildenden Metallmasse größere Höhlungen vorhanden sind oder mit größerer Wahrscheinlichkeit, daß sich dessen Metall in pulverförmigem Zustande befindet und daß der Kern in diesem Falle eine poröse Textur ähnlich der eines Schwammes habe.
    Wie sich das jedoch auch verhalten mag, die Berechnungen und Beobachtungen ermöglichen es, den Geldwert der Feuerkugel genau zu bestimmen. Dieser Wert beträgt nach dem jetzigen Geldkurse nicht weniger als fünftausendsiebenhundertachtundachtzig Milliarden Francs.«
    Es war also nichts mit den hundert Metern, die der »Whaston Evening« angenommen hatte, und auch nichts mit den zehn Metern nach der Annahme des »Standard«. Die Wahrheit lag zwischen beiden Hypothesen. Doch auch so wäre sie geeignet gewesen, die maßlosesten Ansprüche zu befriedigen, wenn das Meteor nicht bestimmt gewesen wäre, die Erdkugel in ewigem Kreislaufe zu umschweben.
    Als Mr. Dean Forsyth den Wert seines Meteors kannte, rief er:
    »Ich bin es, der es entdeckt hat, und nicht jener Faselhans auf dem Wartturme! Mir gehört die Feuerkugel, und wenn sie auf die Erde fiele, schüttete sie mir ein Vermögen von fünftausendachthundert Milliarden in den Schoß!«
    Der Doktor Hudelson anderseits wiederholte, die Arme drohend nach des Gegners Turme ausstreckend:
    »Das gehört mir… ist mein Eigentum, das Erbgut meiner Kinder, was dort am Himmel hinzieht. Wenn es an der Erde strandete, könnte es mir niemand streitig machen und ich wäre ein fünftausendachthundertfacher Milliardär!«
    Natürlich erschienen dann die Vanderbilt und Rockefeller, die Pierpont Morgan, die Mackay, Gould und die andern amerikanischen Krösusse, von den Rothschilds ganz zu schweigen, nicht anders denn als kleine Rentiers gegenüber dem Doktor Hudelson oder dem Mr. Dean Forsyth!
    In einen solchen Rausch hatten sie sich eingelebt. Daß sie dabei den Kopf nicht verloren, lag nur daran, daß er zu solid festgewurzelt war.
    Francis und Mrs. Hudelson sahen recht gut voraus, welches Ende das nehmen würde. Wie hätte man die beiden Rivalen aber auf der schiefen Ebene aufhalten sollen? Ruhig war mit ihnen gar nicht mehr zu sprechen. Sie schienen die geplante Heirat ganz vergessen zu haben und dachten an weiter nichts als an ihren, durch die Zeitungen der Stadt leider unterhaltenen Wettbewerb.
    Die anfänglich ziemlich harmlosen Artikel dieser Blätter wurden allmählich herausfordernder, und die bedauernswerten Personen, die sich in den Streit mischten, drohten auch noch andere, sonst freundschaftlich verbundene Leute gegeneinander aufzuwiegeln.
    Auch der »Punch« hörte nicht auf, die beiden Gegner durch seine Epigramme und Karikaturen zu reizen. Goß dieses Journal auch nicht gerade Öl ins Feuer, so warf es doch mindestens Salz hinein, das Salz seiner täglichen Scherze, so daß das Feuer nur desto lebhafter knisterte.
    Mehrfach fing man schon an zu fürchten, daß Mr. Dean Forsyth und der Doktor Hudelson um die Feuerkugel mit Waffen in der Hand einen Zweikampf ausfechten oder die Streitfrage durch ein amerikanisches Duell austragen würden. Das wäre aber doch nicht geeignet gewesen, die Sache der Verlobten zu fördern.
    Während die zwei Monomanen täglich mehr ihren gesunden Menschenverstand verloren, beruhigte sich wenigstens – ein Glück für

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