Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
den Frieden der Welt – allmählich die öffentliche Meinung. Alle Leute kamen nach und nach zu der Ansicht, daß es doch ohne Bedeutung sei, daß die Feuerkugel aus Gold bestände und einen Wert von Tausenden von Milliarden habe, wenn man ihrer nicht habhaft werden könnte.
    Daß das unmöglich war, lag ja auf der Hand. Nach jedem Kreislaufe erschien das Meteor getreu wieder an dem nach der Berechnung bestimmten Punkte. Seine Geschwindigkeit war also eine ganz gleichmäßige und, wie der »Whaston Standard« von Anfang an darauf hingewiesen hatte, es lag keine Ursache vor, daß diese jemals eine Verminderung erfahren würde. Die Feuerkugel müßte demnach auch ewig um die Erde kreisen, wie das höchst wahrscheinlich auch in der Vergangenheit der Fall gewesen war.
    Diese von allen Zeitungen der Welt sattsam veröffentlichten Erörterungen trugen dazu bei, die Geister zu beruhigen. Von Tag zu Tag dachte man immer weniger an die Feuerkugel, und nach einem Seufzer des Bedauerns über die Unerreichbarkeit jenes Riesenschatzes nahmen die Leute ihre gewohnte Tätigkeit wieder auf.
    In seiner Nummer vom 9. Mai konstatierte der »Punch« diese zunehmende Gleichgültigkeit des Publikums gegen das, wofür es sich erst einige Tage vorher begeistert hatte, und indem er seine – von ihm selbst jedenfalls für ausgezeichnet gehaltenen – Scherze und Spötteleien fortsetzte, fand er auch neue Gründe, über die beiden Entdecker des Meteors herzufallen.
    »Bis wann, schrieb der ›Punch‹ in erheuchelter Entrüstung am Schlusse seines Artikels, werden sie noch unbestraft bleiben, die beiden Übeltäter, die wir schon der allgemeinen Verachtung empfohlen haben?… Nicht zufrieden, mit einem einzigen Schlage die Stadt, wo sie einst das Licht der Welt erblickten, zertrümmern zu wollen, tragen sie jetzt auch in die angesehensten Familien die schlimmsten Störungen. Erst in der letzten Woche hat einer unserer Bekannten, verführt durch ihre falschen und lügnerischen Angaben, in achtundvierzig Stunden ein beträchtliches Erbteil vergeudet. Der Unglückliche rechnete auf die Milliarden der Feuerkugel! Was soll nun aus den armen kleinen Kindern unsres Freundes werden, jetzt, wo die Milliarden uns vor… ja, vor der Nase wegfliegen? Brauchen wir hinzuzufügen, daß dieser Freund – so wie gewöhnlich – typisch und seine Zahl Legion ist?… Wir schlagen vor, daß die Bewohner des Erdkreises gegen die Herren Dean Forsyth und Sydney Hudelson übereinstimmend einen Prozeß anstrengen, um die Genannten zu einem Schadenersatz von fünftausendsiebenhundertachtundachtzig Milliarden verurteilen zu lassen… verlangen aber, daß beide schonungslos zur Zahlung dieses Betrags angehalten werden.«
    Die Betreffenden erfuhren freilich nicht, daß sie von einem solchen, jedenfalls noch nicht dagewesenen und schwer durchzuführenden Prozesse bedroht gewesen wären.
    Während aber die übrigen Menschenkinder ihre Aufmerksamkeit wieder irdischen Dingen zuwendeten, fuhren Mr. Dean Forsyth und Mr. Sydney Hudelson fort, im Äther umherzuschweifen und ihn mit ihren Teleskopen hartnäckig zu durchforschen.

Zehntes Kapitel.
Worin Zephyrin Xirdal ein und dann noch ein neuer Gedanke kommt.
    In vertraulicher Rede pflegte man zu sagen: »Zephyrin Xirdal?… Welch ein Original!« Leiblich und geistig war Zephyrin Xirdal in der Tat eine außergewöhnliche Persönlichkeit.
    Ein langer, schlottriger Körper, mit einem Hemd, das oft keinen Kragen, niemals aber Manschetten hatte, korkzieherförmige Beinkleider, eine Weste, an der auf je drei Knöpfe zwei fehlten, eine weite Jacke mit Taschen, die von allerlei Gegenständen aufgeschwellt waren, das ganze ziemlich unsauber und wahllos aus einem Haufen verschiedener Kleidungsstücke herausgegriffen… das war so die allgemeine Anatomie Zephyrin Xirdals und seine Auffassung des Begriffs Eleganz. Von seinen wie die Decke einer Höhle gewölbten Schultern hingen meterlange Arme herab, abgeschlossen durch ein Paar ungeheure, behaarte Hände, die er übrigens recht geschickt zu gebrauchen wußte und die ihr Inhaber nur in unbestimmten Zwischenräumen mit Seife in Berührung brachte.
    Wenn der Kopf – nach der Mode aller Welt – den obersten Teil seines Körpergebäudes bildete, lag das nur daran, daß es diesem nicht anders möglich war. Das Original entschädigte sich dafür aber damit, daß es der öffentlichen Bewunderung ein Gesicht darbot, dessen Häßlichkeit rein an das Paradoxe streifte. Nichts erschien so

Weitere Kostenlose Bücher