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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sind.«
    In das Haus der Elisabethstraße zurückgekehrt, konnte er übrigens glauben daß der jetzige Zwischenfall gar nicht so ernste Folgen haben würde. Mrs. Dean Forsyth hatte seine Abschließung aufgegeben und schweigend eine tüchtige Mahlzeit verzehrt. Jetzt lag er, zwar lendenlahm, aber gesättigt, gemästet, in tiefem Schlafe, während Omikron für seinen Herrn einen Weg in der Stadt besorgte.
    »Hast du denn meinen Onkel gesehen, ehe er eingeschlafen war? fragte Francis die alte Dienerin.
    – So gut wie ich jetzt dich sehe, mein Söhnchen, antwortete diese, ich habe ihm ja das Frühstück aufgetragen.

    – Er hatte wohl Hunger?
    – Den reinen Wolfshunger. Da verschwand das ganze Frühstück im Nu: Spiegeleier, kaltes Roastbeef, Kartoffeln, Fruchtpudding… er hat keine Spur davon übrig gelassen.
    – Wie befand er sich denn sonst?
    – O, gar nicht so schlecht, außer daß er bleich war wie ein Gespenst und stark gerötete Augen hatte. Ich empfahl ihm, sich mit verschlagenem Wasser zu waschen; er schien mich aber nicht zu verstehen.
    – Und von mir sagte er nichts?
    – Weder von dir noch von sonst jemand. Er aß nur, ohne den Mund dabei aufzutun und streckte sich zum Schlafen aus, nachdem er Freund Krone nach dem ›Whaston Standard‹ geschickt hatte.
    – Nach dem ›Whaston Standard‹! rief Francis. Ich möchte darauf wetten, da hat er dem Blatte das Ergebnis seiner Arbeit mitgeteilt. Nun wird’s schon wieder hübsche Zeitungskämpfe geben. Das hat wahrlich gerade noch gefehlt!«
    Die Mitteilung des Mr. Dean Forsyth an den »Whaston Standard« las Francis am nächsten Morgen zu seinem bittersten Kummer, da er erkannte, daß der seinem Glücke so feindseligen Rivalität hier vom Schicksal noch neue Nahrung zugeführt worden war. Dieser Kummer vermehrte sich aber noch, als er gewahr wurde, daß die beiden Rivalen wieder einmal ein totes Rennen gelaufen hatten. Während der »Whaston Standard« die Einsendung des Mr. Dean Forsyth veröffentlichte, hatte der »Whaston Morning« eine ganz ähnliche von Doktor Sydney Hudelson abgedruckt. Er sollte also fortdauern, der hitzige Zweikampf, bei dem bisher noch keiner der beiden Gegner einen Vorteil errungen hatte.
    Während die beiden Artikel aber im ersten Teile völlig übereinstimmten, wichen sie bezüglich der endlichen Schlußfolgerungen beträchtlich voneinander ab. Diese Verschiedenheit, die jedenfalls viele Kontroversen hervorrufen würde, konnte anderseits doch gegebenen Falles von Nutzen sein, indem sie später die beiden Rivalen sozusagen voneinander trennte.
    Zur gleichen Zeit wie Francis und ganz Whaston und gleichzeitig mit Whaston erfuhr die ganze Welt die überraschende, durch die Netze des Telegraphen und Telephons augenblicklich überallhin verbreitete Mitteilung der beiden Astronomen aus der Elisabeth-und der Morrißstraße, eine Mitteilung, die von Stund’ an zum Thema der leidenschaftlichsten Besprechungen auf beiden Hemisphären wurde.
    Ob es noch etwas Merkwürdigeres geben konnte und ob die allgemeine Aufregung gerechtfertigt war, das mag der freundliche Leser selbst beurteilen.
    Mr. Dean Forsyth und der Doktor Hudelson begannen beide mit der Bemerkung, daß ihre fortgesetzten Beobachtungen ihnen eine unbestrittene Störung im Gange der Feuerkugel gezeigt hätten. Deren frühere, genau von Norden nach Süden verlaufende Bahn hatte sich jetzt leicht im Sinne NordOst–Süd-West verschoben. Daneben hatte sich aber eine noch weit wichtigere Veränderung in ihrer Entfernung von der Erdoberfläche vollzogen, einer Entfernung, die sich nur wenig, doch unzweifelhaft verringert hatte, ohne daß die Geschwindigkeit des Meteors gewachsen wäre. Aas diesen Beobachtungen und den darauf begründeten Berechnungen hatten die beiden Astronomen geschlossen, daß das Meteor, statt in Ewigkeit derselben Kreislinie zu folgen, notwendigerweise auf die Erde fallen müßte, und zwar auf einen Punkt und zu einer Zeit, die sich jetzt genau bestimmen ließen.
    Während Mr. Forsyth und der Doktor Hudelson bis hierher völlig übereinstimmten, war das im weiter Folgenden nicht mehr der Fall.
    Die tiefsinnigen Gleichungen des einen führten zu der Voraussage, daß die Feuerkugel am 28. Juni an der Südspitze Japans niederfallen werde, die ebenso gelehrten Gleichungen des andern nötigten diesen zu der Behauptung, daß der Fall des Himmelskörpers erst am 7. Juli in Patagonien erfolgen werde.
    Ja, die beiden Astronomen verstanden ihre Sache: nun konnte das

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