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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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    Vorläufig dachte jedoch an dergleichen noch niemand. Jeden interessierte nur die Tatsache, daß das Asteroid und mit ihm die tausende Milliarden herunterfallen würden, die es mit sich durch den Weltraum schleppte. Das war das Wesentliche. Ob es nun in Japan oder in Patagonien die Erde erreichte, die Milliarden würde man auf jeden Fall irgendwo finden.
    Die Folgen eines solchen Ereignisses, die ökonomische Umwälzung, die hervorzurufen ein so ungeheurer Goldzufluß nicht verfehlen konnte, bildeten jetzt überall das Tagesgespräch. Im allgemeinen waren die reichen Leute untröstlich wegen der drohenden Entwertung ihres Vermögens, und die armen hocherfreut über die wahrscheinlich trügerische Hoffnung, auch ihr Teil von den in der Luft schwebenden Schätzen einzuheimsen.
    Francis freilich war jetzt der Verzweiflung nahe. Was kümmerten ihn jene Milliarden oder Billiarden? Der einzige Schatz, den er sich wünschte, war seine geliebte Jenny, ein unendlich kostbarerer Schatz als jene Feuerkugel mit all ihren abscheulichen Reichtümern.
    Aufgeregt eilte er nach dem Hause in der Morrißstraße. Hier war die traurige Neuigkeit ebenfalls bekannt und man ahnte deren beklagenswerte Folgen. Jetzt, wo sich zu der Fach-Eigenliebe noch ein materielles Interesse gesellte, war ein heftiger Streit zwischen den beiden Rivalen ganz unabwendbar, da jeder alle Rechte auf ein Gestirn des Himmels für sich beanspruchen würde.
    Wie schmerzlich seufzte da Francis, als er Mrs. Hudelson und deren liebenswürdigen Töchtern die Hand drückte! Wie zornig stampfte Loo mit den kleinen Füßen! Wie bittere Tränen, die ihre Schwester, ihre Mutter und ihr Verlobter nicht stillen konnten, vergoß die reizende Jenny, selbst als der letztere sie seiner unverbrüchlichen Treue versicherte und ihr zuschwor, nötigenfalls bis zu dem Tage auszuharren, wo von dem schließlichen Besitzer des fabelhaften Meteors der letzte Sou von den fünftausendsiebenhundertachtundachtzig Milliarden ausgegeben sein würde… freilich ein etwas unüberlegter Schwur, der ihn allem Anschein nach zu ewigem Junggesellentum verurteilen mußte.
Zwölftes Kapitel.
Worin man Mrs. Arcadia Stanfort ihrerseits und nicht ohne lebhafte Ungeduld warten sieht, und in dem Mr. John Proth sich für unzuständig erklärt.
    An demselben Vormittag stand der Richter John Proth an seinem Fenster, während seine Dienerin Kate im Zimmer beschäftigt war. Ob die Feuerkugel über Whaston hinzog oder nicht, darum kümmerte er sich nicht im mindesten. Ohne sich besondere Gedanken zu machen, ließ er seine Blicke über den Konstitutionsplatz hinschweifen, auf den die Haupttür seines bescheidenen Hauses hinausführte.
    Was aber für Mr. Proth ohne Interesse war, das war in den Augen Kates von größter Bedeutung.
    »Er soll also aus Gold sein, Herr Proth? fragte sie, vor ihrem Herrn stehen bleibend.
    – Ja es scheint so.
    – Ihnen scheint das aber ziemlich gleichgültig zu sein.
    – Wie Sie sehen, Kate.
    – Wenn die Kugel aber aus Gold ist, maß sie doch viele Millionen wert sein!
    – Millionen und Milliarden, Kate. Ja, es sind Milliarden, die uns da oben über den Kopf hinfliegen.
    – Und die herunterfallen werden, Herr Richter!
    – So sagt man wenigstens.
    – Stellen Sie sich nur vor: dann wird es auf Erden keine Unglücklichen mehr geben!
    – Oho, genau noch ebensoviele.
    – Warum nicht gar! Ich meinte doch…
    – Das würde zu lange Erklärungen erfordern. Vor allen Dingen, Kate, haben Sie denn eine Vorstellung davon, was das ist, eine Milliarde?
    – Eine Milliarde, Herr Proth, nun ja… das… das ist…
    – Das Tausendfache von einer Million.
    – Was Sie sagen!
    – Ja, Kate. Und wenn Sie hundert Jahre lebten, hätten Sie nicht die Zeit dazu, eine Milliarde – auch bei zehnstündiger Tagesarbeit – zu zählen.
    – Wäre das möglich. Herr Proth!
    – Sogar unumstößlich gewiß!«
    Der Dienerin blieb, wie man sagt, Mund und Nase offen stehen bei dem Gedanken, daß ein Jahrhundert nicht ausreichen sollte, eine Milliarde durchzuzählen! Dann nahm sie aber den Besen und den Federwisch zur Hand und ging wieder an ihre Arbeit. Von Minute zu Minute blieb sie jedoch wie in Gedanken versunken stehen.
    »Wieviel käme wohl auf jeden einzelnen, Herr Proth?
    – Wieviel?… Wovon denn?
    – Nun, von der goldenen Feuerkugel, wenn die gleichmäßig verteilt würde.
    – O, das läßt sich leicht berechnen, Kate,« antwortete der Richter.
    Damit legte er schon ein Blatt

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