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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Königreiche), zweiundzwanzig Republiken und sechs Fürstentümer. Diese zweiundfünfzig Staaten waren damit also, teils an sich selbst, teils wegen ihrer Vasallenstaaten und Kolonien, als die einzigen rechtmäßigen Besitzer der Erdkugel anerkannt.
    Es war auch die höchste Zeit, in den Vorversammlungen darüber schlüssig zu werden. Die zu dem Kongresse zugelassenen zweiundfünfzig Delegierten waren bereits zum größten Teil in Washington eingetroffen und jeden Tag kamen noch neue daselbst an.
    Die Internationale Konferenz trat zum erstenmal am 10. Juni, Nachmittag zwei Uhr, und zwar unter dem Vorsitze des Alterspräsidenten Soliès, einem Professor der Ozeanographie und Delegierten des Fürstentumes Monaco, zusammen. Dann ging man sofort an die Konstituierung eines ständigen Bureaus.
    Gleich durch die erste Abstimmung wurde – mit Rücksicht auf das Land, das den Kongreß bei sich aufnahm – Mr. Harvey, ein hervorragender Rechtsanwalt und Vertreter der Vereinigten Staaten, zum Vorsitzenden erwählt. Das Amt des zweiten Vorsitzenden fiel nach längerem Meinungsaustausch dem Vertreter Rußlands, einem Herrn Saratoff, zu. Die französischen, englischen und japanischen Abgesandten bestimmte man dann noch zu Schriftführern der Konferenz.

    Nach Erledigung dieser Formalitäten begrüßte der Vorsitzende die Versammlung mit einer sympathischen und sehr beifällig aufgenommenen kurzen Ansprache und kündigte dann an, daß man zunächst drei Unterausschüsse zu wählen haben werde, denen die Aufgabe zufiele, vom demographischen, finanziellen und juristischen Gesichtspunkte aus die beste Arbeitsmethode zu suchen.
    Schon begann man mit der Stimmenabgabe, als sich ein Saaldiener dem Präsidentenstuhle näherte und dem Mr. Harvey ein Telegramm übergab.
    Mr. Harvey las das Telegramm, je weiter er aber darin las, verrieten seine Gesichtszüge ein immer zunehmendes Erstaunen. Nach kurzer Überlegung zuckte er zwar verächtlich mit den Schultern, das hinderte ihn jedoch nach nochmaligem kurzen Nachdenken nicht, mit der Glocke zu läuten, um die Aufmerksamkeit seiner Kollegen zu erwecken.
    »Meine Herren, begann jetzt Mr. Harvey, als Ruhe eingetreten war, ich fühle mich verpflichtet, Ihnen mitzuteilen, daß ich soeben das Telegramm hier erhalten habe. Ich zweifle nicht im mindesten, daß es von einem Narren oder von einer Person herrührt, die sich einen sehr unangebrachten Scherz erlaubt. Immerhin erscheint es mir geboten, Ihnen den Inhalt mitzuteilen. Das – übrigens mit keinem Namen unterzeichnete – Telegramm lautet folgendermaßen:
     
    ›Herr Präsident,
     
    ich habe die Ehre, die Internationale Konferenz dahin zu verständigen, daß die Feuerkugel, auf die sich Ihre Verhandlungen beziehen, keineswegs eine herrenlose Sache, sondern mein persönliches Eigentum ist.
    Die Internationale Konferenz hat also gar keine Existenzberechtigung, und wenn sie weitere Sitzungen abhält, werden ihre Arbeiten doch fruchtlos bleiben.
    Nur meinem Willen folgend, nähert sich das Meteor der Erde und nur bei mir wird es schließlich herabfallen; es ist also mein unbestreitbares Eigentum.‹«
    – Und dieses Telegramm ist ohne Unterschrift? fragte der englische Abgeordnete.
    – Ohne jede Andeutung über den Absender.
    – Unter diesen Umständen, erklärte der Vertreter Deutschlands, brauchen wir darauf ja gar keine Rücksicht zu nehmen.
    – Das ist auch meine Ansicht, stimmte ihm der Vorsitzende zu, und ich glaube des Beifalls meiner Kollegen sicher zu sein, wenn ich dieses Dokument einfach den Archiven der Konferenz einverleiben lasse. Das ist doch auch Ihre Ansicht, meine Herren?… Es erfolgt kein Widerspruch?… Meine Herren, die Sitzung nimmt ihren Fortgang.

Vierzehntes Kapitel.
Worin die Witwe Thibaud, die sich unbedachterweise mit den größten Problemen der Himmelsmechanik beschäftigt, dem Bankier Robert Lecoeur schwere Sorgen verursacht.
    Hoffnungsfreudige Leute behaupten, daß die Veredlung der Sitten allmählich das Verschwinden der Sinekuren herbeiführen werde. Wir wollen ihnen aufs Wort glauben. Jedenfalls gab es aber noch eine solche zur Zeit, wo sich die hier berichteten seltsamen Vorgänge abspielten.
    Dieser Sinekure erfreute sich eine Frau Thibaud, die Witwe eines Schlächtermeisters, die jetzt das Hauswesen bei Zephyrin Xirdal zu besorgen hatte.
    Die einzige Aufgabe der Witwe Thibaud bestand tatsächlich darin, das Zimmer des aus dem Gleichgewicht geratenen Gelehrten zu säubern und einigermaßen in Ordnung

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