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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zu halten. Das Mobiliar dieses Zimmers war ja sozusagen die Einfachheit selbst, und dessen Säuberung ließ sich gewiß nicht als eine dreizehnte Arbeit des Herkules bezeichnen. Mit den übrigen Räumen der Wohnung hatte sie fast gar nichts zu tun. Im zweiten Zimmer war ihr unbedingt verboten, aus irgendwelchem Grunde die darin aufgehäuften und an den Wänden umherliegenden Papiere anzurühren, und ihr Besen durfte sich nur über ein kleines Viereck in der Mitte bewegen, wo der bloße Fußboden sichtbar war.
     

    Hier erlebte die Witwe Thibaud heute aber einen Schreck ohnegleichen. (S. 163.)
     
    Die Witwe Thibaud hatte eine angeborne Vorliebe für gute Ordnung und peinliche Sauberkeit, daher sah sie nur mit Schmerzen das Chaos, mit dem das Fußbodenviereck, wie ein Eiland auf dem grenzenlosen Meer, umgeben war, und sie wurde fast verzehrt von dem Verlangen, hier einmal gründlich aufzuräumen. Als sie da eines Tages in der Wohnung allein war, erkühnte sie sich, das vorzunehmen. Zephyrin Xirdal, der unversehens nach Hause kam, war darüber aber so wütend geworden, sein sonst so gutmütiges Gesicht hatte sich so unheildrohend verzerrt, daß die Witwe Thibaud hinterher acht Tage lang an einem nervösen Zittern zu laborieren hatte. Seitdem hatte sie niemals wieder einen Einfall auf das ihrer Machtvollkommenheit entzogene Gebiet gewagt.
    Die vielfachen Fesseln, die den Aufschwung ihrer natürlichen Talente hemmten, hatten zur Folge, daß die Witwe Thibaud fast gar nichts zu tun hatte. Das hinderte sie aber nicht, täglich zwei Stunden bei ihrem »Bürger« – so bezeichnete sie Zephyrin Xirdal, in der Meinung, damit besonders höflich zu sein – zuzubringen, von denen sieben Viertelstunden mit einer Unterhaltung oder richtiger mit einem ihrem Geschmacke entsprechenden Monologe hingingen.
    Mit ihren vielseitigen Eigenschaften verband die Witwe Thibaud ferner eine erstaunliche Zungenfertigkeit. Manche Leute behaupteten, sie sei eine rein phänomenale Schwätzerin. Das war aber nur eine üble Nachrede. Sie sprach eben gern… weiter nichts.
    Ihre etwaige Phantasie steckte sie dabei jedoch nicht in Unkosten. Gewöhnlich bildeten die Verdienste der Familie, die sie zu ihren Mitgliedern zählte, den Gegenstand ihrer Plaudereien. Wenn sie nachher das Kapitel des Unglücks, das sie verfolgt hatte, anschnitt, erklärte sie mit vielen Worten, wie eine Schlächtersfrau durch das Zusammentreffen trauriger Umstände zur Dienerin herabsinken könne. Ob man die rührende Geschichte schon kannte oder nicht, darauf kam’s nicht an; der Witwe Thibaud gewährte es immer eine hohe Befriedigung, sie erzählen zu können. War dieser Gesprächsstoff erschöpft, so berichtete sie über die Personen, bei denen sie – als Aufwärterin – tätig war oder gewesen war. Mit den Anschauungen, Sitten und Gewohnheiten dieser Personen verglich sie die Zephyrin Xirdals und verteilte dabei unparteiisch Licht und Schatten.
    Ohne ihr je zu antworten, verhielt dieser sich wie ein Muster unerschütterlicher Geduld. Freilich hörte er, in seine Träumereien versunken, auch nur sehr wenig von jenem Wortschwall, und das setzte offenbar sein Verdienst herab. Immerhin verlief alles eine lange Jahresreihe in bester Weise: die eine erzählte immer, der andre hörte niemals darauf, und beide waren so miteinander außerordentlich zufrieden.
    Am 31. Mai stellte sich die Witwe Thibaud wie gewöhnlich um neun Uhr morgens bei Zephyrin Xirdal ein. Da der Gelehrte am Tage vorher mit seinem Freunde Marcel Leroux abgereist war, fand sie die Wohnung leer.
    Die Aufwärterin wunderte sich darüber nicht. Eine lange Reihe ähnlicher Ausflüge machte dieses plötzliche Verschwinden für sie zu einer normalen Erscheinung. Höchstens ärgerte sie sich ein wenig, ihren gewohnten Zuhörer entbehren zu müssen.
    Nach Aufräumung des Wohnzimmers begab sie sich in den zweiten, von ihr pomphaft »Arbeitskabinett« genannten Raum… hier erlebte sie heute aber einen Schreck ohnegleichen.
    Ein ungewöhnlicher Gegenstand, eine Art schwärzlicher Kasten, beschränkte sehr wesentlich den viereckigen Teil des Fußbodens, der ihrem Besen sonst freigegeben war. Was sollte das bedeuten? Entschlossen, einen solchen Eingriff in ihre Rechte nicht zu dulden, rückte Frau Thibaud den betreffenden Gegenstand mit fester Hand zur Seite und ging friedlich an ihre tägliche Arbeit.
    Da sie etwas schwerhörig war, entging ihr das schwache Geräusch im Kasten, und auch der bläuliche Schein vom

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