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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Metallspiegel war so schwach, daß sie ihn ebenfalls nicht gewahrte. Einmal erregte aber doch ein sonderbarer Zwischenfall ihre volle Aufmerksamkeit. Als sie, nichts ahnend, vor dem Metallspiegel vorüberging, erhielt sie plötzlich einen unwiderstehlichen Stoß, der sie auf den Boden hinstreckte. Als sie sich dann am Abend entkleidete, überzeugte sie sich voller Verwunderung, daß sie eine derbe Kontusion erlitten und an der rechten Hüfte einen schwarzen Fleck bekommen hatte, was ihr um so sonderbarer erschien, da sie auf die linke Seite gefallen war. Da sie zufällig nicht wieder in die Achse des Reflektors gekommen war, hatte sich der Vorgang nicht wiederholt und deshalb brachte sie ihren Unfall auch gar nicht in Beziehung zu dem Kasten, den sie vorwitzigerweise verschoben hatte. Sie glaubte nur einen falschen Tritt getan zu haben und dachte an die Sache nicht weiter.
    Ganz durchdrungen von dem Gefühle ihrer Pflichten, unterließ es die Witwe Thibaud nicht, nach Beendigung des Ausfegens den Kasten wieder auf seine Stelle zu rücken und, zum Lobe sei’s ihr nachgesagt, das machte sie auch mit größter Sorgsamkeit, um ihn genau so zu stellen, wie sie ihn gefunden hatte. Wenn ihr dies nur annähernd gelang, verdient sie deshalb keinen Tadel, denn jedenfalls geschah es nicht mit Absicht, daß sie den kleinen Zylinder rotierender Stäubchen in eine von seiner ursprünglichen etwas abweichende Richtung brachte.
    Die folgenden Tage verfuhr die Witwe Thibaud in gleicher Weise. Warum sollte einer auch von seinen Gewohnheiten abgehen, wenn sie gut und löblich sind?
    Wir müssen jedoch gestehen, daß der schwarze Kasten, unter dem Einflusse ihres Gewöhntseins, in ihren Augen nach und nach viel von seiner Bedeutung verlor, und daß sie sich immer weniger bemühte, ihn nach dem täglichen Ausfegen in seine ursprüngliche Lage zurückzuversetzen. Dabei unterließ sie es jedoch nie, ihn ans Fenster zu stellen, weil Herr Xirdal das jedenfalls für angezeigt gehalten hatte, der Metallspiegel wendete sich dabei aber mehr und mehr abwechselnden Richtungen zu. Den einen Tag sendete er seinen Staubzylinder mehr nach rechts, den andern wieder mehr nach links hinaus. Die Witwe Thibaud dachte sich dabei nichts Arges und ahnte natürlich gar nicht, welche grausame Prüfung ihre Mitarbeiterschaft dem halbverzweifelten J. B. K. Lowenthal bereitete. Einmal, als sie achtloserweise den Spiegel auf seiner Achse umgedreht hatte, sah sie nicht das geringste Unpassende darin, daß er jetzt nach der Zimmerdecke gerichtet war.
    So nach dem Zenith zielend, fand Zephyrin Xirdal seinen Apparat wieder, als er am 10. Juni zeitig am Nachmittage zurückkehrte.
    Sein Aufenthalt an der Küste war sehr angenehm verlaufen und er würde ihn vielleicht noch verlängert haben, wenn er nicht, zehn Tage nach der Ankunft hier, auf den Gedanken gekommen wäre, die… Wäsche zu wechseln. Das hatte ihn genötigt, sein Paket zu öffnen, und darin fand er zu seiner größten Verwunderung siebenundzwanzig Gläser mit weitem Halse. Da riß Zephyrin Xirdal die Augen weit auf. Was hatten die siebenundzwanzig Glaskelche hier zu suchen? Bald schloß sich aber die Kette seiner Erinnerungen wieder zusammen und er gedachte seiner Absicht, eine galvanische Batterie zusammenzustellen, ein Projekt, von dem er sich so viel versprach und das er doch so vollständig vergessen hatte.
    Nachdem er sich da als Buße ein paar tüchtige Rippenstöße versetzt hatte, beeilte er sich, die siebenundzwanzig Gläser wieder sorgsam zu verpacken und, den Freund Marcel Leroux im Stiche lassend, in einen Zug zu springen, der ihn nach Paris zurückführte.
    Es hätte recht gut dazu kommen können, daß Zephyrin Xirdal während der Fahrt den so zwingenden Grund seiner Heimreise vergaß, das wäre bei ihm wenigstens nichts Außergewöhnliches gewesen. Ein Unfall erfrischte jedoch sein Gedächtnis, als er im Bahnhofe Saint-Lazare aus dem Wagen sprang.
    Er hatte das Paket mit den siebenundzwanzig Gläsern gerade nur so fest verschlossen, daß dieses jetzt plötzlich aufging und seinen Inhalt unter großem Geräusch auf den Asphalt des Bahnsteiges entleerte. Zweihundert Personen drehten sich erschrocken um, weil sie ein anarchistisches Attentat vermuteten. Da sahen sie aber nur, daß Zephyrin Xirdal die Zerstörung mit verdutztem Blicke betrachtete.
    Der Unfall hatte jedoch wenigstens den Nutzen, den Besitzer der zerbrochenen Gläser zu erinnern, weshalb er sich jetzt hier in Paris befand. Er ging

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