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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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angehalten hatte, klopfte es bei ihm an die Zimmertür. Er öffnete diese und sah sich da plötzlich dem Bankier Robert Lecoeur gegenüber.
    »Da bist du ja endlich! rief dieser im Hereintreten.
    – Wie Sie sehen, sagte Zephyrin Xirdal.
    – Na, das ist ein Glück! erwiderte der Bankier. Wie viele Male bin ich nicht deine sechs Stockwerke vergebens hinaufgeklettert! Wo zum Kuckuck warst du denn?
    – Ach, ich war nur kurze Zeit verreist, gestand Xirdal, der dabei wider Willen leicht errötete.
    – Verreist! rief Lecoeur in vorwurfsvollen Tone…. Verreist! Aber das ist unverzeihlich! Man bereitet den Leuten nicht eine so schreckliche Unruhe!«
    Zephyrin Xirdal sah seinen Paten erstaunt an. Er kannte zwar dessen Zuneigung für ihn, doch daß die so weit ginge…
    »Aber, lieber Onkel, fragte er, was kann das Ihnen antun?
    – Was mir das antun kann? wiederholte der Bankier. Du Unseliger, du weißt nicht, daß mein ganzes Vermögen auf deinem Kopfe beruht.
    – Das verstehe ich nicht, sagte Zephyrin Xirdal, sich auf den Tisch setzend, während er seinem Onkel den einzigen Stuhl anbot.
    – Als du mir deine phantastischen Pläne mitgeteilt hattest, fuhr Herr Lecoeur fort, war es dir schließlich gelungen, mich daran glauben zu lassen.
    – Alle Wetter! stieß Xirdal hervor.
    – Im Vertrauen auf die sich dir bietenden Aussichten bin ich dann an der Börse sehr umfangreiche Abschüsse
à la baisse
eingegangen.
    – A la baisse?

    – Ja, ich bin als Verkäufer aufgetreten.
    – Als Verkäufer?… Von was?
    – Von Goldminenanleiten. Du begreifst doch, daß diese, sobald die Feuerkugel herabfällt, einen furchtbaren Kurssturz erleiden müssen…
    – Erleiden müssen?… Verstehe ich noch weniger… noch weniger, unterbrach ihn Xirdal. Ich begreife nicht, welchen Einfluß meine Maschine auf den Wert einer Goldgrube haben soll.
    – Den innern Wert freilich nicht, gab Lecoeur zu, aber auf den Kurs der Aktien. Das ist etwas andres.
    – Nun ja, mag sein! meinte Xirdal, ohne weiter darauf einzugehen. Sie haben also Goldminenanteile verkauft. Das ist doch nicht schlimm, vielmehr nur ein Beweis, daß Sie solche Anteile besaßen.
    – Im Gegenteil, ich besaß davon keinen einzigen.
    – Bah! platzte Xirdal heraus. Etwas zu verkaufen, was man gar nicht besaß, das ist nicht hübsch. Ich brächte es wenigstens nicht fertig.
    – O, das nennt man Termingeschäfte, lieber Zephyrin, erklärte ihm der Bankier. Wenn ich dann die Papiere selbst liefern muß, dann kaufe ich sie einfach. Das ist alles.
    – Welchen Nutzen haben Sie dann aber davon? Zu verkaufen, um zu kaufen, da erscheint mir auf den ersten Blick nichts herauszuspringen.
    – Du täuschest dich hier insofern, als die Anteile zur Zeit des Wiederankaufs billiger zu haben sein werden.
    – Warum sollten sie billiger sein?
    – Weil die Feuerkugel dem Goldumlauf unsrer Erde weit mehr gelbes Metall zuführen wird, als dieser gegenwärtig umfaßt. Der Wert des Goldes muß damit aber wenigstens um die Hälfte herabgehen, und warum sollten dann die Minenanteile nicht auf Null oder fast auf Null sinken? Ist dir das jetzt klar?
    – Jawohl, bestätigte Xirdal, ohne es selbst zu glauben.
    – Zuerst habe ich mich beglückwünscht, dir vertraut zu haben. Die im Gange der Feuerkugel beobachteten Störungen und ihr als gewiß angekündigtes Herabfallen hatten schon für die Minenanteile eine Kursverminderung um fünfundzwanzig Prozent zur Folge gehabt. In der festen Überzeugung, daß das auch noch weiter der Fall sein werde, bin ich auch noch viel stärkere Engagements eingegangen.
    – Was heißt das?
    – Ich habe eine viel zu große Menge Goldminenanteile verkauft.
    – Immer ohne sie selbst besessen zu haben?
    – Ganz recht. Du kannst dir also wohl meine Angst vorstellen, als ich sah, was da geschah: Du verschwunden, die Feuerkugel in ihrem Herabsinken aufgehalten, die Feuerkugel abwechselnd nach allen vier Himmelsgegenden verschlagen! Die Folge davon: Die Minenanteile sind wieder gestiegen; ich verliere dadurch ungeheure Summen. Was glaubst du nun, daß ich von dem allen denken soll?«
    Zephyrin Xirdal sah seinen Paten gespannt an. Niemals war dieser kühle, nüchterne Mann so aufgeregt gewesen.
    »Ich habe alles, was Sie da sagen, nicht so recht verstanden, sagte er endlich. Derlei Dinge gehen über meinen Horizont. Nur das eine glaube ich begriffen zu haben, daß es Ihnen erwünscht wäre, die Feuerkugel herabfallen zu sehen. Nun, dann beruhigen Sie sich getrost… die

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