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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hochgetragenem Kopfe, wie einer, der nur von Gold träumt und in allem nur Gold sieht, gelegentlich an ihnen vorübergehen. Dann leuchtete einmal ein matter Blitz in den Augen Mr. Forsyths und Mr. Hudelsons auf, die dabei die Kraft fanden, einige häßliche Drohungen für sich hin zu stammeln.
    »Dieser Feuerkugelräuber!« brummte Mr. Forsyth.
    »Dieser Meteordieb!« murmelte Mr. Hudelson.
    Herr von Schnack kümmerte sich darum nicht; er schien die Anwesenheit der beiden an Bord gar nicht zu bemerken. Mit hochmütigem Gesichtsausdruck und der stolzen Haltung eines Mannes, der in seinem Lande mehr Gold zu finden überzeugt ist, als es zur hundertmaligen Abstoßung der Staatsschulden aller Staaten der Erde bedürfte, so wanderte er selbstzufrieden zwischen den Passagieren umher.
    Die Fahrt verlief im allgemeinen unter sehr günstigen Umständen weiter. Vermutlich steuerten jetzt auch andre, aus den Häfen der Küste ausgelaufene Schiffe dem Norden und der Davisstraße zu, während noch andre mit der gleichen Bestimmung augenblicklich auf dem Atlantischen Ozean schwimmen mochten.
    Der »Mozik« passierte New York ziemlich weit draußen auf offener See, also auch ohne sich hier aufzuhalten, und setzte seinen Weg in nordöstlicher Richtung nach Boston fort. Am Morgen des 30. Juli ging er vor dieser Hauptstadt von Massachusetts vor Anker. Ein Tag genügte, seine Kohlenbunker aufzufüllen; in Grönland hätte er sich in keinem Falle mit frischem Brennmaterial versorgen können.
    Obgleich die Fahrt bisher ziemlich glatt verlaufen war, hatten doch die meisten Passagiere mehr oder weniger von der Seekrankheit zu leiden gehabt. Fünf oder sechs von ihnen glaubten aber, daß das für sie gerade genüge, und schifften sich, unter Verzicht auf die weitre Fahrt, hier in Boston aus. Mr. Dean Forsyth und der Dr. Hudelson gehörten zu diesen natürlich nicht. Und sollten sie unter dem Stampfen und Rollen des Dampfers auch ihren letzten Atemzug tun, so wollten sie den wenigstens angesichts des Meteors, des Zieles ihres leidenschaftlichen Verlangens, aushauchen.
    Der Weggang jener minder ausdauernden Passagiere machte mehrere Kabinen des »Mozik« frei; es fehlte für diese aber nicht an Bewerbern, die sich die Gelegenheit zunutze machten, in Boston an Bord zu gehen.
    Unter ihnen hätte man einen Herrn mit vornehmer Haltung bemerken können, der unter den ersten bemüht gewesen war, sich eine der freigewordenen Kabinen zu sichern. Dieser Herr war kein andrer als Mr. Seth Stanfort, der angetraute und so bald wieder geschiedene Gatte der Mrs. Arcadia Walker, deren Vereinigung und Trennung durch den Richter Proth in Whaston unter den dem Leser bekannten Umständen erfolgt war.
    Nach der jetzt schon zwei Monate zurückliegenden Scheidung hatte sich Mr. Stanfort wieder nach Boston begeben. Immer und ewig reiselustig und durch die letzte Mitteilung J. B. K. Lowenthals gezwungen, auf seine Fahrt nach Japan zu verzichten, hatte er inzwischen die bedeutendsten Städte Kanadas, Quebec, Toronto, Montreal und Ottawa, besucht. Es erregte fast den Anschein, als bemühte er sich, seine ehemalige Frau zu vergessen. Die beiden Gatten hatten zwar einander anfänglich gefallen, bald aber ebensosehr mißfallen. Eine ganz wie ihre Trauung originelle Scheidung hatte sie deshalb voneinander getrennt. Damit war alles abgeschlossen. Voraussichtlich würde später keiner den andern wiedersehen, und wenn es doch der Fall wäre, würden sie, ohne einander zu kennen, ihre Straße weiterziehen.
    Mr. Seth Stanfort war eben erst von Toronto, der eigentlichen Hauptstadt der Dominion, eingetroffen, als er von der sensationellen Erklärung J. B. K. Lowenthals Kenntnis erhielt. Selbst wenn der Meteorfall hätte in der Entfernung von Tausenden von Lieues, auch in den entlegensten Teilen Asiens oder Afrikas, stattfinden sollen, würde er auch das Unmöglichste getan haben, sich dahin zu begeben, nicht gerade weil ihn diese meteorische Erscheinung besonders interessierte, sondern weil er einem Schauspiele beiwohnen mußte, das nur eine beschränkte Anzahl von Zuschauern haben würde, weil er sehen mußte, was Millionen andrer menschlicher Wesen nicht zu sehen bekämen, das war es, was den abenteuerlustigen Herrn verführt hatte, ihn, der ein warmer Freund jeder Ortsveränderung war und dessen Vermögen ihm erlaubte, die phantastischsten Reisen zu unternehmen.
    Hier handelte es sich ja übrigens noch gar nicht darum, sich zu den Antipoden zu begeben; der Schauplatz der

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