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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
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verlassen.«
    »Sie haben die Karten in der Hand – spielen
Sie aus!«
    »Werde ich! Haben Sie eine Ahnung, was für
ein Spiel es gilt?«
    »Nein,« gestand der Gefangene. »Mit
der Zeit werde ich's ja merken.«
    »Gewiß, gewiß. Ich bin Ihnen ja
drei Jahre schuldig, das wissen Sie doch?«
    Die Anspielung war verständlich.
    »Die will ich Ihnen heimzahlen – nicht in
zeitlicher Ausdehnung, aber sonst unverkürzt. Es paßt
mir, Sie von Anfang an meine Karten sehen zu lassen. Unser Haus habe
ich auf drei Monate gemietet – die Miete ist voraus bezahlt.
Es ist keine Menschenseele darin, als Sie und ich, und von morgen an
sollen Sie der einzige Bewohner sein – ich trete Ihnen meinen
Mietvertrag ab. Begreifen Sie die Sache? Aha, Sie werden ja bleich!
Erinnern Sie sich vielleicht, wie Sie mir einmal in Berlin in Ihrer
hochnäsigen Weise sagten: ›Joseph Prickett
einschüchtern, das lassen Sie sich nur vergehen, mein
Bester!‹ Jetzt scheint mir Joseph Prickett doch etwas
eingeschüchtert zu sein. Oder nicht, mein Gutester?«
    »Nein. Das gelingt Ihnen nicht, nicht einem Dutzend
von Ihrer Sorte!«
    »Sie lügen! Sie stehen Todesangst
aus!«
    »Ich lasse mich auf kein Wortgefecht mit Ihnen
ein,« versetzte Prickett, die verdorrten Lippen vergebens mit
der Zunge anfeuchtend, die selbst trocken war. »Sie spielen
das Spiel eines Tollhäuslers, das wissen Sie selbst. Soviel
ich weiß, haben Sie acht Jahre gesessen, für dieses
Stück Arbeit bekommen Sie auf alle Fälle
Lebenslängliches oder, falls Sie's ganz durchführen,
den Galgen.«
    »Ach, mein Bester! Stellen Sie sich nur das nicht
vor! So ungeschickt hab' ich's dieses Mal nicht angefangen! Gute Nacht
jetzt, mein trefflicher Inspektor – wünsche Ihnen
angenehme Träume!«
    Damit stand er auf, stieß den Stuhl weit
zurück und beugte sich mit höhnischem Grinsen
über den Gefesselten. Jetzt hob er die Hand, als ob er ihm ins
Gesicht schlagen wollte, aber sei's, daß er das
überhaupt nicht ernsthaft gewollt hatte, sei's, daß
er die Regung bereute, genug, er ließ die Hand sinken, drehte
das Gas ab und ging. Die elende Nacht verstrich langsam. Die Fesseln
schnitten allmählich immer tiefer ein, die Qual des gehemmten
Blutlaufs wurde von Stunde zu Stunde empfindlicher, der Durst steigerte
sich und das Sausen und Hämmern im Kopf wurde immer lauter.
Die Geräusche der Außenwelt verstummten nach und
nach, und trotz Schmerz und Bangigkeit versank der einsame Mann in
dumpfen Schlaf. Ein grauer Herbstmorgen war angebrochen, als Prickett
die Augen wieder aufschlug; er erkannte jetzt, daß das einzige
Fenster des Zimmers durch einen aufgenagelten Teppich verdunkelt war.
Dieser war indes nicht lang genug und darunter kam eine Gardine und ein
Rollvorhang zum Vorschein. Unwillkürlich machte er den
Versuch, die Glieder zu recken, aber die Fesseln hinderten jede
Bewegung, und nun trat sein ganzes Elend, Durst, Kopfschmerzen,
Krampfigkeit aufs neue in sein Bewußtsein. Trotzdem
faßte er alle Möglichkeiten ins Auge,
überlegte, wie lang es anstehen werde, bis er vermißt
und von der Polizei gesucht werden konnte, aber sehr tröstlich
waren die Aussichten nicht. Frau Perks war daran gewöhnt, ihn
zu jeder Tages- oder Nachtstunde aus und ein gehen zu sehen, und
beunruhigte sich längst nicht mehr, wenn er selbst eine volle
Woche ausblieb. Er hatte sich früher alle Erkundigungen und
Bemerkungen über seine Abwesenheit verbeten, und die gute Frau
hatte sich längst begnügt, bei der Heimkehr einfach
zu fragen, ob er noch etwas essen wolle.
    Auch auf dem Polizeiamt konnte er nicht vermißt
werden; er hatte ja keinen Bericht mehr zu erstatten! Folglich war er
einfach von aller Welt abgeschnitten, hatte niemand, der nach ihm
fragen, sich um ihn sorgen würde.
    Diese trostlose Erkenntnis versetzte ihn in Wut, und er begann
sich herumzuwälzen, aber seine Fesseln schnitten ihn derart
ins Fleisch, daß er sich wohl oder übel bequemen
mußte, geduldig zu bleiben.
    Der Wagenverkehr hatte wieder begonnen und blieb nun ziemlich
stetig im Gang, die Turmuhr schlug und schlug, das Tageslicht nahm zu,
aber nichts unterbrach die Einförmigkeit seiner Lage, nichts
kam, seine Beschwerden zu lindern. Prickett hätte laut
stöhnen mögen, aber der Gedanke, daß der
Feind ihn belauschen und sich daran weiden könnte,
veranlaßte ihn, still und stumm liegen zu bleiben.
    Endlich hörte er einen Fußtritt und
Gläserklirren. Ein

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