Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
Vom Netzwerk:
tausend, tausendmal glücklicher
sein,« fuhr die zärtliche, beschwichtigende Stimme in
seinem Rücken fort. »Deine Unschuld wird an den Tag
kommen – ich weiß es gewiß. Denke nicht an
mich – oder ja, denk' an mich! Denke immer, daß ich
dich kenne, daß ich weiß, wie gut, wie ehrenhaft du
bist! Ich würde nicht an dir zweifeln, und wenn die ganze Welt
dich verdammte! Sie wird dich aber nicht verdammen, sie wird dich
freisprechen, glaube mir! Ich bin jetzt so froh, daß alles so
gekommen ist, wie's kam – ganz seelenfroh, sage ich
dir.«
    »Das nenn' ich vernünftig
gesprochen,« sagte Prickett, sich umwendend. »Die
einzig richtige Auffassung! Sie gehen hin und stellen sich.
›Ich bin ein ehrlicher Mann,‹ sagen Sie,
›dem der Schrecken die Sinne verwirrt hat. Mittlerweile bin
ich zur Besinnung gekommen und ich will dies Leben in Acht und Bann
nicht weiterschleppen.‹ Begreifen Sie denn nicht, wie stark
ein solcher Entschluß für Sie spricht?
Natürlich sehen Sie's ein! Ich kann den Prozeß in
seinen Einzelheiten nicht beurteilen, das ist nicht meines Amtes. Aber
Engel ist ein mehrfach überwiesener Schurke; kein Unbefangener
wird sein Wort gegen das Ihrige gelten lassen. Sie waren ja doch
früher nie in ... in Ungelegenheiten?« setzte er
hinzu.
    »Mein ganzes Leben war Kummer und Leid,«
erwiderte Harcourt.
    Prickett lächelte; die Antwort war entweder
rührend einfältig, oder herzlich ungeschickt.
    »Ich meine, ob Sie je in Anklagestand waren,
verurteilt wurden?«
    »Nein, nein, niemals! Ich durfte mein Haupt frei
erheben bis zu dieser unseligen Zeit.«
    »Um so mehr rate ich zur Offenheit. Verheimlichen Sie
gar nichts und nehmen Sie einen tüchtigen Anwalt, dann gehen
Sie reingewaschen aus der Sache hervor. Haben Sie noch mit Ihrer
Tochter zu verhandeln, so ist es höchste Zeit.«
    Harcourt raffte sich ein wenig auf. Er zog eine Brieftasche
hervor und legte sie auf den Tisch.
    »Darin ist alles, was ich besitze – etwas
über fünfhundert Pfund – darf ich's meiner
Tochter übergeben?«
    »Na, na – ich will nicht hinsehen.«
    Das war nicht berufsmäßig von Prickett, war
vielleicht eine Pflichtverletzung, die er sich aber schon
gönnen durfte, da er ja sein Gewerbe nur noch aus Liebhaberei
betrieb.
    »Und hier ist noch etwas,« sagte Harcourt,
wieder in die Tasche greifend und ein Silberstück
herausziehend. »Wertlos für jeden, der die Bedeutung
nicht kennt – so viel ich weiß, ist der Kamerad dazu
in Ihren Händen, Herr Prickett?«
    »Ja, so verhält sich's.«
    »Wer beide Stücke besitzt und entziffern
kann, dem bedeuten sie ein ungeheures Vermögen.«
    »Oder auch nicht!«
    »Oder auch nicht – aber ich glaube daran.
Gestatten Sie mir, diese Münze meiner Tochter zu geben, oder
soll ich sie Ihnen anvertrauen?«
    »Ich will beide aufbewahren, wenn es Ihnen recht
ist,« versetzte Prickett. »Bei mir sind sie sicher
und Fräulein Harcourt kann sie jederzeit haben –
paßt Ihnen das?«
    »Gewiß, ich danke Ihnen. Und jetzt bin ich
bereit. Noch eines aber gestatten Sie mir zu sagen, Herr Prickett
– Sie erfüllen Ihre Pflicht und ich lehne mich nicht
dagegen auf – wie Sie deutlich erkannt haben, bin ich ein
armer schwacher Mensch, aber doch nicht so thöricht, meine
Schuld auf andre abzuwälzen. Aber während –
während meiner Abwesenheit, kann meine Tochter in Gefahr
kommen, denn Engel hat Helfershelfer. Diese werden das Geheimnis immer
noch bei uns vermuten; sie nehmen mit Recht oder Unrecht an, der
Schlüssel zu unerhörtem Reichtum sei in meiner Hand.
Ich selbst glaube das ja auch, glaube es von ganzem Herzen. Jetzt
büße ich meine Freiheit ein – auf
unabsehbare Zeit, Sie aber haben Macht und Einfluß genug, um
meine Tochter zu beschützen. Steht sie unter Ihrem Schutz,
Herr Prickett?«
    »Es sollte mich sehr wundern, wenn Meister Engel sich
mausig machen könnte, ohne daß ich's
erführe,« erwiderte Prickett. »Was ihn
betrifft, so ist's um so besser, je freier die junge Dame sich zeigt.
Sobald er sich rührt, erfahren wir's.«
    »Und ihre Sicherheit?« fragte Harcourt
angstvoll.
    »Dafür verbürge ich mich. Unsre
Leute werden Fräulein Harcourt bewachen. Die Königin
von England wird nicht sicherer sein!«
    »Ich danke Ihnen!« sagte Harcourt einfach.
    Er war jetzt voll Selbstbeherrschung, und wenn seinen
Zügen auch der Ausdruck mannhafter Entschlossenheit abging, so
leuchtete doch Herzensgüte und edle

Weitere Kostenlose Bücher