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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
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meine Absicht...«
    Er ergriff die Wasserflasche und trat damit an Pricketts
Lager, und Engel zog es vor, ihn gewähren zu lassen. So warm
und abgestanden das Wasser auch war, noch kein Trunk hatte Prickett je
so gemundet, und es war ihm, als ob sich neue Kraft durch seinen ganzen
Körper ergösse.
    »Helfen Sie mir mich aufrichten, dann will ich
reden,« bat er.
    Der Mann schleuderte die geleerte Wasserflasche in eine Ecke,
wo sie klirrend zu Boden sauste, was Engel sehr unangenehm, den dritten
sehr erheiternd berührte. Dieser Sendbote der Barmherzigkeit,
den die trunkene Laune reizte, Engel zu ärgern,
knüpfte die Lederriemen auf, die fest über Pricketts
Brust und Oberschenkel geknotet waren, beförderte seine Beine
mit einem derben Stoß aus dem Bett, packte ihn an den
Schultern und brachte ihn in eine sitzende Stellung, aber der Gefangene
fiel nach rückwärts wie ein toter Mann, nur ein
tiefes Stöhnen verriet, daß noch Leben in ihm war.
Der Schmerz, den die ungestüme Bewegung verursacht hatte, war
grauenhaft, aber er ließ bald nach, und Prickett winkte seinem
Helfer, ihn abermals aufzurichten. Dieser that's und zwar diesmal etwas
rücksichtsvoller, aber doch war die Empfindung in den
gebundenen und geschwollenen Gliedern fast unerträglich.
    »Jetzt, jetzt will ich Ihnen etwas sagen
...« stieß Prickett heraus, um sofort wieder
zurückzufallen, diesmal in tiefer Ohnmacht.
    Sie dauerte nicht lange, aber er erwachte daraus zu einem
Schmerzgefühl, wie er es nie geahnt hatte. Der Sendbote der
Barmherzigkeit, immer noch von dem Trieb beherrscht, Engel zu
ärgern, hatte die Fesseln gelockert, die ihn so lange umspannt
gehalten hatten, und das zurückgestaute Blut strömte
den alten Gefäßen zu, was ein namenloses Brennen und
Prickeln und Zerren erzeugte.
    »Du willst ihn befreien?« hatte Engel
zähneknirschend gefragt. »Du begreifst doch, was er
gegen mich unternehmen kann?«
    »Wir sind ja drei gegen einen,« hatte der
andre gleichmütig entgegnet. »Man kann's auch in der
Teufelei übertreiben – diese Gurten schneiden ja
fast den Knochen durch. Willst du den Mann geradezu umbringen?«
    Der betrunkene Geselle mit den frechen, herzlosen Augen und
der soldatischen Großthuerei schien eine gewisse Macht
über Engel auszuüben, die vielleicht nur auf seiner
überlegenen Körperkraft und seiner blinden Wut
beruhte.
    »Wenn's not thut, können wir ihn ja wieder
zusammenschnüren,« sagte er. »Das bringe ich
allein fertig, brauche niemand dazu.«
    Prickett erholte sich langsam, und mit dem Bewußtsein
der körperlichen Bewegungsfreiheit kehrten auch Ueberlegung
und Scharfsinn zurück. Ein Riß an dem Teppich, ein
schriller Hilfeschrei am Fenster und dann, wenn's sein
müßte, ein Ringen auf Leben und Tod. Während
er diesen verzweifelten Ausweg erwog, lag er still und stöhnte
und wimmerte sogar leise. Veranlassung dazu hatte er ja, aber Prickett
wäre schweigend gestorben, ehe er in Engels Gegenwart einen
Klagelaut von sich gegeben hätte, wäre es nicht
seinem Plan dienlich gewesen.
    »Nun, auf, Sie armseliger Tropf!« rief
Engel, ihn mit dem Fuß stoßend. »Stehen Sie
auf!«
    »Aufstehen!« wiederholte Prickett.
»Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich's thäte,
wenn ich könnte – und wenn ich's kann, dann nehmen
Sie sich in acht.!«
    Prickett sprach stöhnend in kläglich
winselndem Ton, der den drei rauhen Gesellen ein lautes
Gelächter entlockte.
    »Vorwärts!« rief Engel, mit einem
knurrenden Laut im Lachen abbrechend. »Antworten Sie, und zwar
auf der Stelle. Was wissen Sie von Harcourt?«
    »Nur Geduld,« flehte Prickett, sich noch
schwerfälliger, als er wirklich war, im Bett aufrichtend.
»Ich will Ihnen alles sagen: es wird Sie interessieren.
Harcourt hat sich gestern den Gerichten gestellt.« –
Engel starrte ihn halb wütend, halb ungläubig an.
– »Er hat alle seine Papiere übergeben,
Namen und jetzige Adresse seines New Yorker Socius desgleichen.
Höchst wahrscheinlich sind meine Kollegen schon auf dessen
Fährte, und daß sie ihn finden werden, ist
außer Frage.«
    »Er wird ihnen zu schaffen machen, das
dürfen Sie mir glauben!«
    »Ich weiß nicht, wer diese beiden Herren
sind,« fuhr Prickett fort, wehleidig seine geschwollenen
Glieder betastend. »Ich will es auch nicht wissen.
Vorausgesetzt, daß Sie mich nicht dazu zwingen, werde ich Sie
nicht kennen. Sie aber kennen mich, nicht wahr? Dieser hier, Julius
Engel,

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