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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
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Brett mit einem Glas und einer
Sodawasserflasche tragend, kam Engel herein.
    »Ich pflege um diese Zeit etwas zu trinken und will's
hier thun,« bemerkte er.
    Er goß etwas Cognac ein, entkorkte das Sodawasser,
das wild überschäumte und füllte das Glas
damit.
    »Ihre Kehle ist vermutlich gehörig
trocken?« sagte er, indem er mit höhnischem Grinsen
den Trunk hinuntergoß.
    »Soll noch viel trockener werden mit der Zeit, das
werden Sie sehen!«
    Er setzte sich wieder einige Minuten ans Bett, stellte dann
das geleerte Glas und die Flaschen auf sein Brett und ging damit ab.
Daß dieser halsstarrige Geselle keinen Seufzer, kein
Stöhnen verlauten ließ, trübte Engels
Morgenfreude ein wenig.
    Zwei Stunden verstrichen, wie Prickett auf der Turmuhr
nachzählen konnte, dann kam Engel abermals.
    »Drei Jahre der Schande, des Elends und der
Langeweile hatte ich durch Sie,« redete er den Gefangenen an,
»Sie haben jetzt noch keine vierundzwanzig Stunden –
wie gefällt Ihnen der Scherz? Wie gesagt, nicht nach der
Zeitdauer, aber im übrigen will ich pünktlich
zahlen.«
    Jetzt wurde laut und heftig an der Hausthüre
geklingelt, und Engel schlich auf den Zehen hinaus. Prickett horchte
angestrengt, als aber willig geöffnet und laut gesprochen
wurde, schwand seine Hoffnung.
    »Wir wollen uns den Burschen besehen,« sagte
eine Stimme ganz deutlich, und nun kam es die Treppe herauf –
es mußten drei Männer sein.
    »Da liegt er,« sagte Engel, die
Thür öffnend und seine beiden Begleiter einlassend.
    Zu welchem Handwerk beide gehörten, war leicht zu
erkennen, so verschieden sie auch in Einzelheiten waren. Der eine war
über die Vierzig hinaus, der andre wohl ein Dutzend Jahre
jünger. Der ältere hatte in Kleidung und Auftreten
etwas vom Sportsman, der jüngere hätte ein
verabschiedeter Offizier sein können. Beiden aber sah man die
Gewohnheit nächtlichen Lebens und den Alkohol an, beider Augen
waren frech und geistlos. Sie waren gut gekleidet und verrieten,
daß sie einst zur guten Gesellschaft gehört hatten,
wie, daß sie jetzt nichts mehr mit ihr zusammenhielt. Ihre
Blicke waren so erbarmungslos, als man nur wünschen konnte,
und doch schimmerte dem Gefangenen ein Hoffnungsstrahl auf. Engel hatte
ihn mit dem Tode bedroht und war der Mann, Ernst zu machen, ein in
Gemeinschaft verübter Mord ist dagegen ein seltenes
Vorkommnis, und so ruchlos eine Gaunerbande sein mag,
gewöhnlich zieht sie sich doch mit Grauen vor dem
zurück, der Blutschuld auf sich nimmt. Zudem waren diese
Männer für Prickett gänzlich fremd, und das
hob seinen Mut.

Neuntes Kapitel
    Der ältere von den fremden Besuchern gab dem einzigen
Stuhl im Zimmer einen Schubs und ließ sich darauf nieder. Der
Teppich verdunkelte den Raum derart, daß, wer aus hellem
Tageslicht hinein kam, nur schwer die Gegenstände
unterscheiden konnte.
    »Das ist also der Kerl, der die Inschriften
hat?« fragte er seinen Freund Engel.
    »Ja, der ist's,« lautete die Antwort.
    »Und warum nimmst du sie ihm nicht ab? Viel machen
kann er wahrhaftig nicht.«
    »Ich werde schon dazu gelangen,« versetzte
Engel, »und zwar ohne seine Mitwirkung.«
    »Oho! Wer's glaubt,« warf der andre
gleichmütig hin.
    »Wenn sich's darum handelt,« sagte Prickett,
zum erstenmal sein Schweigen brechend, »kann ich Ihnen gleich
sagen, wo sie sind. Die beiden Münzen befinden sich in
Verwahrung des Polizeiamts, sind also für Sie ebenso
unerreichbar als der Nordpol.«
    »Die eine, die Sie kennen, mag ja dort sein, die
andre nicht,« bemerkte Engel höhnisch.
    »Die andre, die Harcourt kennt, ist auch dort, und
eine dritte, von der keiner von Ihnen weiß.«
    »Harcourt!« wiederholte Engel. »Was
wissen Sie von dem?«
    Die Nennung dieses Namens hatte gewirkt.
    »Geben Sie mir einen Schluck Wasser,«
erwiderte Prickett.
    Auf dem Waschtisch stand eine verstaubte Flasche mit
abgestandenem Wasser. Der militärisch Aussehende wollte danach
greifen, aber Engel hielt ihm den Arm fest.
    »Was soll's?« fragte er barsch.
    »Er braucht kein Wasser,« sagte Engel.
»Es ist nicht meine Absicht, ihm welches zu geben.«
    »So – nicht deine Absicht – ha,
ha!«
    Der Mann hatte getrunken und war in der Stimmung,
Händel zu suchen. Er war zwar noch Herr seiner Sprache und
stand fest auf den Beinen, trotzdem war er nicht
zurechnungsfähig.
    »Deine Absicht ist mir schnuppe,« sagte er.
»Den Ton kann ich nicht hören– von niemand
– und

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