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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
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besinnen, bin ich bereit, darauf einzugehen!«
    »Nein,« versetzte Prickett, »ich
mache Ihnen weder jetzt noch später Zugeständnisse.
Falls die Vorsehung es für gut hält, mich aus dieser
Lage zu befreien, so werde ich Sie bis zu meinem letzten Atemzug
verfolgen. Falls ich aber hier verenden muß, sollen Sie doch
nichts von mir erfahren. Was Sie betrifft, Engel, Sie sind
versorgt.«
    Engel wollte ihm ins Gesicht schlagen, aber der andre hielt
ihm den Arm.
    »Laß das,« gebot er ruhig.
»Herr Prickett, ich kann Ihnen meine Anerkennung nicht
versagen. Sie sind ein Mann, aber schließlich werden Sie ja
doch nachgeben müssen, weshalb nicht lieber gleich?«
    »Glauben Sie ja nicht, daß ich
nachgebe!«
    »Nach Belieben. Ich werde morgen oder
übermorgen wieder anfragen.«
    Engel verließ mit teuflischem Hohn auf dem Gesicht
das Zimmer und ihm folgte, lässig schlendernd, mit
gänzlich unbeteiligter Miene, der Arthur Genannte. Der
ältere nickte dem Gefangenen zu und warf die Thüre
ins Schloß. Die Fußtritte verklangen, die
Hausthüre fiel zu und Prickett war allein.
    Der alte stechende Schmerz stellte sich wieder ein, und trotz
des guten Willens, sich ins Unvermeidliche zu ergeben, erstickte ihn
die Wut beinahe. Mitunter verwirrten sich seine Gedanken, und er
fühlte, daß er im Fieber lag, dann kam wieder ein
Stumpfsinn über ihn, und er lag gedanken- und willenlos wie
ein Scheit Holz. Diese Ruhepausen dünkten ihm lang; in
Wirklichkeit währten sie kurz. Kochende Wut und dumpfe
Betäubung, heftige Schmerzanfälle und
unzusammenhängendes Gerede wechselten; so verstrich der
endlose Tag und die Nacht kam.

Zehntes Kapitel
    Der Mann, der gefesselt in der Giebelstube der
Gowerstraße lag, hatte ein bewegtes, an Abenteuern reiches
Leben hinter sich, aber die Abenteuer von zwanzig abenteuerlichen
Jahren reichten nicht heran an das, was er in der Dunkelheit dieser
engen Stube in einer einzigen Stunde durchlebte. Durst, Hunger,
Einsamkeit und der Schlag auf den Kopf verursachten ein heftiges
Delirium. Einen märchenhaften vergrabenen Schatz suchend,
durchzog er unermeßliche Steppen und wurde fast rasend
über den Führer, der darauf beharrte, eine Brille zu
tragen, die an Stelle der Gläser undurchsichtige runde
Silberscheiben hatte, weshalb er natürlich nichts sehen konnte
und immerzu den Weg verlor. Und während er durch
wüste Steppen wanderte, kam er zeitweise immer wieder nach
London, was doch entschieden abgeschmackt war. Ein
berüchtigter Falschmünzer, den er jahrelang verfolgt
hatte, saß auf der Richterbank, verhörte Prickett,
wollte ihn aber nie ausreden lassen, und während der
Verhandlung drangen Dutzende von Gaunern in den Saal und stahlen zwei
runde Silbermünzen, die als schweigender Beweis für
irgend eine unerklärliche Thatsache auf dem Tisch vor den
Richtern lagen. Das Sonderbarste aber war, daß diese
Münzen gestohlen und wieder gestohlen wurden und doch immer
noch dalagen. Ein wahrer Hexensabbat von Verhaftungen und
Fluchtversuchen spielte sich vor ihm ab, Streifzüge auf Leute,
die unerlaubte Freuden suchten und sich scheu und unterwürfig
fangen ließen, Fahndung auf verzweifelte Verbrecher, die sich
für ihr Leben und ihre Freiheit zur Wehr setzten,
verrückte Reisen, wo er bald in der Einöde, bald in
einer wohlbekannten Stadt des Auslands stand, sämtliche
Vergehen wider das Strafgesetzbuch, die sich zu gleicher Zeit
abspielten und deren Ziel und Zweck unabänderlich zwei runde
Silberstücke waren. Dann – und das war gerade so
unerklärlich wie das Uebrige – erkannte er wieder
das Zimmer, worin er lag, und sah einen Mann eintreten. Er war ihm
gänzlich fremd und sprach auch kein Wort, aber er beugte sich
über den Fiebernden, hob mit lächerlicher
Leichtigkeit ein schweres Gewicht von dessen Brust, rollte ihn aufs
Gesicht und nahm irgend etwas mit den starren krampfigen
Händen auf seinem Rücken vor. Der Fremde gab ihm auch
etwas zu trinken, nur ganz langsam, löffelweise. Dann war er
verschwunden und Prickett brauchte jetzt weder durch die Wüste
zu wandern, noch überhaupt zu träumen, es war, als ob
er von einem hohen Turm in die Tiefe gestürzt wäre in
ein Luftbett hinein, wo er alles vergaß.
    In pechschwarzer Dunkelheit erwachte er, wie lang oder wie
kurz nach diesem letzten Traumgesicht, das wußte er nicht,
auch hatte er anfangs nicht die Kraft, sich darüber zu
besinnen. Allmählich stellte sich die

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