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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
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Zimmer
getragen wurde, das ihm bekannt war – es entpuppte sich
allmählich als das des Polizeiinspektors in der
Bogenstraße. Er lag in einem Lehnstuhl und wurde von jemand
gestützt, während ein andrer jemand die Geschwulst an
seinem Kopf mit einem warmen Schwamm behandelte.
    »Er kommt zu sich,« bemerkte jemand, und der
hinter ihm Stehende trat vor.
    Es war der Stationswundarzt. Prickett ward eines
Branntweingeschmacks auf seiner Zunge inne und sah einen dritten Mann
mit einem Glas in der Hand stehen, das sofort an seinen Mund gehalten
wurde, und das er austrank.
    »Das thut wohl?« fragte der, der zuerst
gesprochen hatte.
    Prickett wollte nicken, that aber zu seinem eigenen Erstaunen
nichts dergleichen, sondern schloß die Augen.
    »Weißt du denn auch, Alter, wie lange du
fort warst?« fragte der Kamerad herzlich.
    »Nein,« erwiderte Prickelt und wunderte
sich, die eigene Stimme zu hören.
    »Lassen Sie ihn jetzt in Ruhe mit Fragen,«
befahl der Wundarzt. »Der Mann soll sich nicht
besinnen.«
    Der Branntwein stieg Prickett wohlthuend zu Kopf und ein paar
Thränen rollten über seine Wangen. Irgend jemand oder
irgend etwas that ihm furchtbar leid, aber ehe er sich darauf besinnen
konnte, wer oder was es war, schlief er ein.
    Als er dann wieder erwacht war und so viel Nahrung zu sich
genommen hatte, als der Arzt für gut hielt, war er wieder so
ziemlich er selbst. Es war die Rede davon, ihn ins Spital zu bringen,
aber Prickett bestand darauf, daß man ihn in seine Wohnung
bringe, und nach einer zweiten Portion Kraftbrühe, dieses Mal
mit Ei, willfahrte man ihm. Die getreue Frau Perks empfing ihn mit
Thränen und Ausrufungen und Marie Harcourt war auch da. Sie
zog ihm sogar die Stiefel aus und streifte Pantoffeln an seine
Füße, sobald er auf dem Sofa in seiner Stube lag.
Merkwürdig oder verwunderlich fand Prickett vorderhand nichts,
dazu reichte die Kraft nicht aus.
    Der treue alte Kollege kam mehrmals am Tage, um nach ihm zu
fragen, aber erst am dritten Tage wurde ihm gestattet, länger
als ein bis zwei Minuten bei dem Kranken zu bleiben, und auch dann
hatte er noch strengen Befehl, aufregende Gespräche zu
vermeiden. Schließlich aber durfte er reden.
    »Du bist jetzt doch wieder auf dem Damm, Joe,
nicht?« begann er, um auf Pricketts kräftige Bejahung
fortzufahren: »Was ich dir nämlich zu sagen habe,
wird dir schon einen Puff geben. Meinst du, daß du einen
aushalten kannst?«
    »Ich bin so gesund wie der Fisch im Wasser,«
versicherte Prickett, obwohl es nicht ganz überzeugend klang,
»schieß' nur los! Ich kann schon einen Puff
vertragen.«
    »Allerdings! Das hast du bewiesen!« meinte
der Freund, indem er eine Brieftasche herauszog und ihm ein Blatt
Papier hinhielt. »Ist das deine Handschrift?«
    Prickett nahm das Briefblatt gelassen zur Hand, kaum aber
hatte er die ersten Worte gelesen, als er zusammenschreckte und, hastig
den Bogen wendend, nach der Unterschrift sah. Dann drehte er das Blatt
wieder und las die Worte von A bis Z.
    »Du hast das nicht geschrieben?« fragte der
andre.
    »Natürlich nicht,« versetzte
Prickett. »Du wirst mir doch nicht sagen wollen, daß
du danach gehandelt hast?«
    »Doch. Bis du vermißt wurdest, hatte ich
nicht den geringsten Zweifel an der Echtheit.«
    Der Brief lautete:
    »Lieber Sam!
    Ich sagte Dir, daß mir der arme
Teufel, der Harcourt, der sich gestern gestellt hat, leid thue. Sei so
gut und schicke mir die zwei Münzen, die ich Dir gab
– ich hoffe, ihm nützlich sein zu können.
Bist Du am Freitag in F. und E.?
    Dein
Joseph Prickett.«
    »Du siehst ja selbst, daß es genau aussieht
wie deine Schrift,« bemerkte der Kollege. »Als du mir
die Dinger übergabst, sagtest du, daß du sie
vielleicht bald wieder brauchen werdest, und ich konnte doch nicht
ahnen, daß irgend eine Menschenseele außer du darum
wüßte.«
    »Das habe ich auch nicht geahnt!« bemerkte
Prickett.
    »Erst als du als vermißt gemeldet wurdest,
und Frau Harcourt angab, es könne ein Verbrechen vorliegen,
wurde ich bedenklich.«
    »Frau Harcourt gab das an?«
    »Ja, sie sagte uns, du seiest seit drei Tagen von
Hause weg und sie fürchte, daß diese
Münzengeschichte dahinter stecke. Gerade am Tag zuvor hatte
ich die Dinger aus der Hand gegeben! Daß mir's furchtbar leid
thut, brauche ich ja kaum zu sagen! Einen Vorwurf aber wirst du mir
angesichts dieses Zettels nicht daraus machen können,
Prickett, oder?«
    »Nein,«

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