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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
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Sie auf seiner Seite stehen,
gehorche ich Ihnen unbedingt.«
    »Gut. Wollen Sie die Freundlichkeit haben, der Wirtin
zu sagen, daß ich auf ein paar Wochen verreise? Mehr braucht
sie nicht zu wissen – ich gehe jetzt ans Packen.«
    Marie begriff, daß sie damit entlassen war, stand
auch auf, konnte sich aber nicht entschließen, zu gehen.
    »Herr Prickett,« wagte sie zu sagen,
»Sie reisen doch über New York? Mein Vater wird in
den nächsten Tagen dorthin ausgeliefert werden –
stünde es nicht in Ihrer Macht, auf der Durchreise ein gutes
Wort für ihn einzulegen?«
    »Was könnte ich zu seinen Gunsten
sagen?«
    »Daß er sich beinah freiwillig gestellt hat
und daß Sie ihn für unschuldig halten!«
    »Hat er das gethan? Halte ich ihn für
unschuldig?«
    Ein Schmerzenszug bitterer Enttäuschung legte sich
über ihr Gesicht.
    »Ich leugne ja nicht, daß ich sehr geneigt
bin, seinen Aussagen Glauben zu schenken,« setzte er
begütigend hinzu, »aber was nützt es, wenn
ich das sage? Ich kann doch nicht einfach hingehen und sagen:
›Ich halte diesen Mann für unschuldig,‹
und dann erwarten, daß man hierauf Gewicht legt. Das
wäre ebenso ungeschäftsmäßig als
fruchtlos.«
    »Aber wenn Sie der Polizeibehörde sagten,
daß Sie dem wahren Schuldigen nachsetzen – wenn Sie
bäten, das Gerichtsverfahren aufzuschieben, bis Sie ihn
erreicht haben?«
    »Das könnte eine gute Weile währen
– vielleicht ewig!«
    »Aber würde man ihn nicht ein wenig milder
behandeln auf Ihre Fürsprache, Herr Prickett? Er ist nicht
mehr jung und hat viel gelitten – Sie glauben nicht, wie
viel!«
    »Nun ja, nützt's nichts, so schadet's auch
nichts,« lenkte Prickett ein. »Ich, will einem alten
amerikanischen Kollegen einen Wink geben.«
    »O wie dank' ich Ihnen!«
    »Viel wird das gerade nicht ausmachen,«
sagte Prickett, der sich scheute, mehr zu versprechen, als er halten
konnte. »Was ich erreichen kann, ist höchstens,
daß man ihn etwas gelinder anfaßt.«
    Damit wollte er auf die Thür zugehen, aber sie hielt
ihn durch eine flehende Gebärde zurück.
    »Darf ich noch eins sagen? Hier kann ich gar nichts
thun für meinen Vater, in New York dagegen könnte ich
ihm vielleicht von Nutzen sein. Mein Vater hat Freunde drüben,
die ich zu seinen Gunsten beeinflussen könnte, und
möglicherweise würde es mir gelingen, einen
Bürgen für ihn zu finden! Hätten Sie etwas
dagegen, wenn ich mit demselben Schiff hinüberführe
wie Sie?«
    Prickett zog die Augenbrauen so erstaunt in die Höhe,
daß sie verlegen und errötend hinzusetzte:
»Ich würde Sie gewiß nicht in Anspruch
nehmen, ja gar nicht mit Ihnen sprechen, auch muß ich auf dem
billigsten Platz reisen, denn ich muß meines Vaters wegen
unser bißchen Geld zusammenhalten. Aber zu wissen,
daß jemand an Bord mich kennt, wäre mir eine
Beruhigung – haben Sie etwas dagegen?«
    »Mein liebes Fräulein, handeln Sie nach
Ihrem Belieben.«
    »Und Sie sind mir nicht böse, wenn ich's
thue?«
    »Dazu habe ich doch kein Recht. Das ist ganz Ihre
Sache.«
    »Dann gehe ich,« erklärte sie.

Zwölftes Kapitel
    Prickett bekam in der That während der Ueberfahrt
wenig von Marie Harcourt zu sehen. Nur zweimal traf er mit ihr
zusammen, aber trotzdem beschäftigte er sich in Gedanken viel
mit ihr. Sie hatte die Verkleidung der Witwentrauer abgelegt und trug
einen dunklen, reisemäßigen Lodenanzug, in dem ihre
schlanke, anmutige Gestalt manchen Blick fesselte. Das Zwischendeck
hatte sie aufgegeben, weil trotz seiner Vorzüge für
die Kasse die Einrichtungen für eine Dame gar zu
ungemütlich waren. Sie reiste also zweiter Klasse, und
Prickett würde den Glanz der ersten gern für ihre
Gesellschaft drangegeben haben, denn das Mädchen hatte es ihm
angethan.
    »Das junge Ding ist waschecht,« bemerkte er
im stillen. »Wenn sie mir auch ein X für ein U machen
wollte, so geschah's nur dem Vater zuliebe, und so herzlich ungeschickt
obendrein! Als sie mit meiner Kasse davonlief, riskierte sie das
Zuchthaus, und die Menschen sind ja solche Dickköpfe,
daß neunzig unter hundert sie des Diebstahls bezichtigt
hätten. Die und stehlen! Dann bin ich auch ein Dieb!«
    »Merkwürdig, wie zäh solch ein
Frauenzimmerchen seine Ansichten festhält,«
überlegte er weiter. »›Mein Vater ist der
ehrenhafteste Mann unter Gottes Sonne,‹ sagte sie. Da macht
er Bankerott und statt die eingebrockte Suppe auszulöffeln,
geht er seinen

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