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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
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die Namen verwechselt.«
    »Wie kamen diese Leute dazu, mich zu hassen?«
    »Sie haben wohl einmal einen ihrer Pläne
durchkreuzt. Das ist übrigens nur eine Vermutung von
mir.«
    »Nun ja, ich bin manchem in die Quere
gekommen!« gab Prickett zu. »Wie kam das Paar in
Verbindung mit Engel?«
    »Das weiß ich nicht. Sie kamen eines Tages
mit ihm zu meinem Vater. Engel schien mir Angst vor diesem Anise zu
haben; es muß ein roher, grausamer Mensch sein.«
    »Grausam? Wie können Sie einen alten Herrn,
der so schöne Reden hält, der Grausamkeit
anklagen?«
    »O, Herr Prickett!« rief Marie erstaunt.
»Haben Sie ihm je in die Augen gesehen?«
    »Ich hoffe, dieses Vergnügen noch einmal,
aber nur ein einziges Mal zu haben,« sagte er mit trockenem
Humor. »Nun, Frau Harcourt, und was glauben Sie, daß
diese Männer thun würden, wenn sie im Besitz der
Münzen wären?«
    »Beider Münzen? Sich sofort auf den Weg
machen! Wenn sie beide hätten, wüßten sie ja
genau, was zu thun ist! Mein Vater sagte immer, nachdem die Inschrift
der einen entziffert worden sei, könne jedermann die andre
lesen.«
    »So, das glauben Sie?« brummte Prickett,
sichtlich mit andern Gedanken beschäftigt, um dann, wie
erwachend, eifrig zu fragen: »Und wohin würden sie
sich zuerst wenden?«
    »Das kann ich nicht sagen – es ist ja nur
die eine Hälfte der Inschrift übersetzt worden. In
der war eine Reise durch den hohen Nordwesten Amerikas beschrieben. Wir
deuteten sie uns auf Alaska, aber ohne die zweite zu kennen, kann man
nichts Bestimmtes sagen.«
    »Erzählen Sie, was Sie noch davon im
Gedächtnis haben!«
    »Eine Menge Namen kamen vor, Namen von Bergen,
Flüssen und Städten, es mußten aber
indianische Benennungen sein, denn wir fanden sie auf keiner
Karte.«
    Prickett versank in düsteres Nachdenken, und das
Mädchen beobachtete und betrachtete ihn dabei. Die
unfreiwillige Hungerkur und die Schmerzen hatten sein Gesicht bedeutend
veredelt. Männlich hatte er immer ausgesehen, denn er hatte es
von jeher ernst genommen mit der Pflicht; er war ein Veteran der Arbeit
und zwar einer Arbeit voll großer Verantwortlichkeit. Er war
über fünfzig Jahre alt, und um diese Lebenszeit sieht
man dem Mann an, was er ist und war, und für Marie Harcourts
Augen war in diesem Gesicht etwas, was zur Bewunderung, ja Anbetung
zwang. Die Augen erschienen größer als sonst, weil
die Wangen ihre etwas schwerfällige Rundung
eingebüßt hatten. Frau Perks hatte sogar
geäußert, ihr Mietsherr sehe seit seiner Krankheit
»so vornehm« aus, und es war richtig, daß
das Ausgestandene seiner Erscheinung zum Vorteil gereichte. Seine Seele
verschwand nicht mehr unter der Leiblichkeit, und wie er so
dasaß und gedankenvoll ins Feuer starrte, sah er ganz und gar
mannhaft aus. Wohl war der kräftige, schwere Typus
ursprünglich ein alltäglicher gewesen, aber durch
seltsame Lebenserfahrungen und ein fast verzehrendes
Pflichtgefühl erschien er über die
Alltäglichkeit emporgehoben.
    Er schlug jetzt so plötzlich die Augen auf,
daß ihr keine Möglichkeit blieb, den Blick
abzuwenden, dessen bewundernder Ausdruck ihr dabei jählings
zum Bewußtsein kam. Vielleicht war diese Bewunderung Thorheit,
aber vorhanden war sie, und es gibt solche Augenblicke, wo ein Mensch
sich dem andern offenbart, unverhüllt vor ihm steht.
    Prickett war von Natur und durch Gewohnheit zum
Mißtrauen geneigt, aber dieser Blick zwang ihn zu
vollständiger Offenheit.
    »Ich weiß genug, um nach Vancouver zu
gelangen. Ob die Insel oder die Stadt dieses Namens gemeint ist, hat
nicht viel auf sich, da beide nur eine Tagereise auseinander liegen.
Morgen reise ich ab.«
    »Ist das der Weg, den jene einschlagen?«
fragte sie in atemloser Spannung.
    »Ja, den müssen sie wählen, falls
sie der Anweisung gehorchen. Sie haben einen Vorsprung von acht Tagen,
aber das macht nicht viel aus – ich reise morgen. Sie
können Ihrem Vater sagen, daß ich Engels
Fährte verfolge und ihn binnen kurzem in Amerika festsetzen
lassen werde. Ich weiß etwas mehr über ihre
Angelegenheiten, als diese Herren vermuten. Das habe ich Ihnen
anvertraut,« setzte er mit einem Anflug der gewohnten Vorsicht
hinzu, »und Sie dürfen's Ihrem Vater sagen, aber
sonst keiner Seele.«
    »Sie können mir vertrauen, Herr
Prickett,« versetzte sie mit großem Ernst.
»Wenn ich Sie zu täuschen versucht habe, so geschah
es nur um meines Vaters willen. Jetzt, da

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