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Die Jagdgesellschaft von Billingshurst

Die Jagdgesellschaft von Billingshurst

Titel: Die Jagdgesellschaft von Billingshurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
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beruhigen, als sie die Fliegen unter ihrem Brotnetz sah.
    Â»Dr. Watson, sehen Sie sich das an. Mr. Holmes hat mein Brotnetz aus der Küche entwendet, und nicht genug damit, er hat auch noch diese widerlichen Fliegen dort hinein befördert.«
    Sie war schon dabei, sich ihr Netz wieder zu sichern, als ich ihr gerade noch zuvorkam und mich schützend davor aufbaute.
    Â»Mrs. Hudson, Sie werden das Netz sicherlich nicht mehr verwenden wollen.«
    Sie sah mich mit einer Miene an, die nichts Gutes verhieß.
    Â»Dr. Watson, wir haben schon ganz andere Gegenstände wieder verwendet.«
    Als ich ihr jedoch davon berichtete, dass die Larven aus dem Kopf einer Leiche stammten und Holmes ihr bestimmt ein neues Netz kaufen würde, entfernte sie sich unter ärgerlichem Gemurmel und Kopfschütteln, doch schien sie sichtlich erleichtert zu sein, das Zimmer verlassen zu können. Ich ging erneut zum Schreibtisch und mein Blick fiel auf einen Zettel mit Aufzeichnungen, worauf, wie ich vermutete, die Schlupfzeiten der jeweiligen Insekten vermerkt waren. Holmes blieb den ganzen Nachmittag fort. Erst als ich mich schon zur Abendmahlzeit an den Tisch gesetzt hatte und Mrs. Hudson mir das Essen brachte, kam er zur Tür herein.
    Â»Oh, Mrs. Hudson, ich musste mir kurzerhand Ihr Brotnetz ausleihen. Ich war so frei und habe Ihnen ein neues in die Küche gelegt. Hoffentlich entspricht es Ihren Ansprüchen.«
    Man sah, dass Holmes gerade noch rechtzeitig einen Sturm der Entrüstung unserer Wirtin hatte abwenden können. Dennoch war ihr Ärger nur teilweise verflogen.
    Â»Sie waren ja nicht da, ich habe nichts für Sie vorbereitet und werde jetzt nicht mehr damit beginnen.«
    Damit drehte sie ab und verließ unsere Räumlichkeiten. Holmes wusste mein Erstaunen richtig zu deuten.
    Â»Watson, Sie wissen, dass ich mit den häuslichen Gegebenheiten nur unzulänglich vertraut bin. Es war jedoch klar, dass das entwendete Brotnetz für Mrs. Hudson ebenso schwer wiegen würde wie für Sie der Verlust Ihres Ordens der Northumberland Füsiliere oder für mich der Verlust meiner Geige. Demzufolge musste auf der heutigen Expedition unbedingt der Kauf des besten Brotnetzes der Londoner City auf dem Plan stehen. Soweit kannte ich das Risiko, das meine Tat nach sich ziehen würde.«
    Wir teilten uns meine Abendmahlzeit und Holmes begann, von seinen Unternehmungen zu berichten.
    Â»Zunächst wartete ich ab, bis die Fliegen geschlüpft waren. Es hätte durchaus noch einige Zeit dauern können, aber es geschah innerhalb von 90 Minuten und beinahe zeitgleich. Ansonsten wäre mir nichts anderes übrig geblieben, als auf Ihre Mithilfe zu bauen.«
    Ich unterbrach ihn, denn es interessierte mich, ob ich eine der Fliegen richtig identifiziert hatte.
    Â»Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich in einem Fall um eine
Sarcophaga carnaria
handelt?«
    Â»Ja, Watson, eine Graue Fleischfliege. Und das andere Exemplar ist eine Schmeißfliege, genauer gesagt eine
Calliphora vomitoria
.«
    Offensichtlich hatte er aus den Beobachtungen keine weiterführenden Erkenntnisse gewinnen können, denn er nahm seinen von mir zuvor unterbrochenen Bericht wieder auf.
    Â»Anschließend untersuchte ich eine Erdprobe, die ich am Leichenfundort in Billingshurst genommen hatte, und konnte dabei einige bemerkenswerte Beobachtungen machen. Zudem musste ich mir in einem weiteren Punkt Gewissheit verschaffen, und so blieb mir nichts anderes übrig, als einen Abstecher in die Pinchin Lane Nr. 3 zu machen und dort meinen alten Freund Mr. Sherman zu besuchen.«
    Â»Den Tierpräparator?«, warf ich ein.
    Holmes bejahte.
    Â»Dann haben Sie Toby abgeholt«, mutmaßte ich.
    Â»Es gibt keinen Hund in ganz London mit einer besseren Nase. Ich musste mir Klarheit verschaffen und kein chemisches Experiment ist so sicher wie die Nase dieses Hundes. Ich ließ Toby an einem in Kreosot getränkten Tuch schnuppern, und tatsächlich fand er dann die aus dem Garten von Drummond stammende Erdprobe innerhalb von ein paar Minuten. Das Experiment führte ich in einem der Rosengärten im Hyde Park durch. Unser Spürhund hatte selbst bei einer Entfernung von 50 Yards keine Schwierigkeiten, die präparierte Erde zu finden. Meine Vermutung stellte sich als richtig heraus, jemand hatte Kreosot verwendet und damit das Erdreich behandelt, in dem die Tote vergraben war. Es steht für mich nun

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