Die Jagdgesellschaft von Billingshurst
sank zurück in ihren Sessel, nahm die Hände vors Gesicht und winkte uns aus dem Zimmer. Alles deutete darauf hin, dass sie innerlich mit ihrem Mann gebrochen hatte und auch in keiner Weise gewillt war, ihre Position zu überdenken. Wir verlieÃen das Anwesen der Drummonds wie zwei gescheiterte Diplomaten, die fehlgeschlagene Mission vor Augen und um die unabwendbare Katastrophe wissend. Auch wenn es Holmes gelingen sollte, John Drummonds physische Existenz zu retten, so war seine private Situation schon längst unseren Händen entglitten. Er zeigte sich jedoch wenig beeindruckt von Mrs. Drummonds Reaktion. Ganz im Gegensatz zu mir, der ich mich in keiner Weise mit diesem Drama abzufinden gedachte, auch wenn ich eigentlich um die Ausweglosigkeit der Konstellation wusste.
»Watson, die Folgerung von Mrs. Drummond in Bezug auf die Täterschaft des Asthmatikers ist natürlich unrichtig, aber dazu kommen wir später. Sie dürfen sich von dieser Episode nicht beeindrucken lassen. Wir können im Moment nicht mehr tun, um diese Dame zu überzeugen. Vielleicht findet sich ein Weg, wenn der Fall gelöst ist. Derzeit verschwenden Sie nur Ihre und meine Energie.«
»Episode, Holmes? Energie verschwenden? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«
»John Drummond wird sicherlich wieder Kraft schöpfen, ein neues Leben beginnen und auch diesen Schicksalsschlag überwinden, sollte es uns nur gelingen, ihn aus dieser misslichen Lage zu befreien. Deshalb versuchen Sie jetzt, diese zugegebenermaÃen unbefriedigend verlaufene Mission zu vergessen und sich auf die Fakten zu konzentrieren. Ich hatte eine solche Reaktion beinahe erwartet.«
Wir hatten in der Zwischenzeit die Kutsche bestiegen und waren bereits auf dem Weg zurück nach Billingshurst, als Holmes vorschlug, im
Crownâs Inn
noch einen Grog zu trinken, um dann unserer abendlichen Verpflichtung nachzukommen, Dr. Franklins Frühjahrsfest.
»Mein lieber Watson, Sie wissen, dass ich kein Freund von Festen bin, aber dieses verspricht möglicherweise ein paar unerwartete Erkenntnisse. Wir bekommen die Mitglieder der Jagdgesellschaft fast vollzählig präsentiert.«
Nach dem Verlassen unsere Herberge spazierten wir in Richtung London Road, wo August Franklin residierte. Der Abend war mild und trocken, der Mond schien hell durch vereinzelte Wolken hindurch.
»Ich bin gespannt, ob Dr. Franklin Mrs. Drummond überreden konnte, an der Veranstaltung teilzunehmen. Es wäre sicherlich zu ihrem Besten, ein wenig Ablenkung würde ihr nichts schaden, oder, Holmes?«
»Ja, ich wäre auch froh, wenn sie vorbeischauen würde. Mich interessieren aber insbesondere die Koalitionen innerhalb der Gruppe. Sollte es unausgesprochene Zwistigkeiten oder Animositäten geben, so werden diese heute Abend kaum im Verborgenen bleiben. Der Täter wird, davon gehe ich einmal aus, an unserem Tisch sitzen. Es verspricht, ein höchst interessanter Abend zu werden.«
»Sie sind sich mittlerweile sicher, dass der Täter ein Mitglied der Jagdgesellschaft ist?«
»Ich denke schon. Glücklicherweise bekommen wir auch einige der Personen zu Gesicht, die schon bei Drummonds Fest zugegen waren, aber ihnen sollte nicht unser Hauptaugenmerk gelten.«
Wir hatten den gröÃeren Teil dieses vorgezogenen Abendspaziergangs bereits hinter uns gebracht und bogen in die London Road ein, an deren Ende sich linker Hand Franklins Anwesen befand. Im Gegensatz zu den umliegenden Häusern stand das des Arztes etwas zurückgesetzt, wodurch es über eine weitläufige Einfahrt verfügte. Wir passierten das Haupttor und gelangten zu einem FuÃweg, der über den zentral gelegenen Rasen zum Eingang des Hauses führte. Auf diese Weise vermieden wir mögliche Kollisionen mit den an- und abfahrenden Kutschen, die sich in groÃer Zahl auf den beiden Wegen zwischen Toreinfahrt und Haupthaus befanden. Als wir die Eingangshalle betraten, kam uns August Franklin entgegen, der sichtlich erleichtert war, sich von einem Paar, das er begrüÃt hatte, befreien zu können.
»Mr. Holmes und Dr. Watson, es ist mir eine wirkliche Freude, dass Sie kommen konnten.«
Franklin rief seine Gattin und stellte sie uns vor. Isabelle Franklin war eine Frau voller Elan und auÃerordentlich charmant. Sie teilte uns mit, dass wir am Tisch der Jagdgesellschaft sitzen würden und lieà es sich nicht nehmen, uns unsere Plätze zu
Weitere Kostenlose Bücher