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Die Jagdgesellschaft von Billingshurst

Die Jagdgesellschaft von Billingshurst

Titel: Die Jagdgesellschaft von Billingshurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
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zuvor hatte ich meinen Freund so besorgt gesehen. Es war wohl zu bezweifeln, dass Drummond in diesem Zustand überhaupt vernehmungsfähig war. Wir riefen den wachhabenden Polizisten und beauftragten ihn, den verantwortlichen Arzt zu verständigen. Wie wir dann erfuhren, musste wohl ein Besuch von Drummonds Frau am späten gestrigen Nachmittag erfolgt sein. Unser Klient hatte keine Abendmahlzeit zu sich genommen und war bereits zu diesem Zeitpunkt in äußerst problematischer Verfassung gewesen. Seine Frau musste ihm schwere Vorwürfe gemacht haben. Sie schien von seiner Schuld in Bezug auf die in den Gazetten erwähnte Liaison mit Miss Stone überzeugt. Ich redete auf Holmes ein, und schließlich stimmte er zu, Mrs. Drummond zu besuchen, um sie davon zu überzeugen, dass ihr Ehemann nicht der unbekannte Liebhaber von Miss Stone gewesen war.
    Als wir zum Anwesen unseres Klienten gelangten, begegneten wir Mrs. Drummond auf einem morgendlichen Rundgang. Holmes schlug vor, sie zum Haus zu begleiten. Gemeinsam spazierten wir die Auffahrt entlang. Er ging erst einmal überhaupt nicht auf die schwierige Situation zwischen ihr und ihrem Mann ein, sondern fragte die Hausherrin lediglich, ob sie sich erklären könne, warum die Hunde am Morgen des Leichenfundes in den Garten gelaufen waren. Entgegen unserer Erwartung konnte sie mit einer plausiblen Erklärung aufwarten. Schon einige Male in den letzten Monaten durften die Hunde in den Garten. Mrs. Whitelane, Hundenärrin und gute Freundin von Mrs. Drummond, brachte bei ihren Besuchen selbst zwei Jagdhunde mit, und so ergab es sich, dass man die Tiere gemeinsam auf dem Rasen hinter dem Haus herumtollen ließ.
    Â»Mrs. Whitelanes Hunde also?«
    Â»Ja, Mr. Holmes, die Hunde beginnen sich allmählich daran zu gewöhnen und kommen zum Spielen in den Garten, auch wenn es für sie noch ungewohnt ist.«
    Â»Aber die Hunde hatten noch nie vorher an irgendeiner Stelle gegraben?«
    Â»Nein, das war das erste Mal.«
    Ihr Ehemann wusste von diesen Zusammenkünften der Jagdhunde offenbar nichts, er hatte sie nach eigener Angabe nur einmal zuvor im Garten gesehen. Zwischenzeitlich waren wir zum Haus gelangt und Mrs. Drummond bot uns einen Tee an, den wir dankend annahmen. In der Bibliothek des Hauses startete Holmes nun den Versuch, sie davon zu überzeugen, dass sich ihr Gatte nicht des Ehebruchs schuldig gemacht hatte. Er wies auf die Tatsache hin, dass der Mann, mit dem Miss Stone ein Verhältnis unterhielt, ägyptische Zigaretten rauche und Asthmatiker sei.
    Â»Das kann ich Ihnen versichern, Mrs. Drummond. Zudem ist die gesuchte Person gut sechs Fuß groß, hat grau meliertes Haar und Schuppen.«
    Mrs. Drummond schaute Holmes ungläubig an, ganz offenkundig misstraute sie den Worten meines Freundes. Sie schien sich von ihrer durch die Ereignisse gefassten Meinung nicht abbringen lassen zu wollen, zu sehr hatten sich mögliche frühere Zweifel hinsichtlich der Reisen ihres Mannes nach Chichester zu einer beinahe schon erhofften Gewissheit verdichtet. Mein Gefährte hatte seinen Versuch, sie zu überzeugen, abgebrochen. Ich setzte noch einmal an, um der verbitterten Dame die Augen zu öffnen. Aber die Nachrichten in den Gazetten hatten ihre Wirkung nicht verfehlt, und selbst die Schilderung des psychischen Zustandes ihres Mannes konnte ihr Herz nicht erweichen.
    Â»Ich denke, Sie werden dieses Misstrauen Ihrem Gatten gegenüber noch sehr bereuen«, setzte Holmes ärgerlich nach.
    Mrs. Drummond hatte wohl nur auf eine solche Äußerung gewartet, denn mit einem Mal brach es förmlich aus ihr heraus, und sie ließ ihrem Ärger und ihrer wachsenden Verzweiflung freien Lauf.
    Â»Haben Sie überhaupt eine Ahnung, in welcher Situation ich mich befinde? Die Zeitungen sind voll mit dieser Geschichte. Ich bin das Gespött der Gemeinde. Mein Mann steht unter Mordanklage, und wenn man den Worten von Inspektor Strutton Glauben schenken darf, dann ist seine Verurteilung so gut wie sicher. Die Mordwaffe, der Siegelring, die verschwundene Frau in Chichester. Wie können Sie es wagen, mir voreilige Schlüsse vorzuwerfen? Und nun wollen Sie mich davon überzeugen, der Täter rauche ägyptische Zigaretten und habe Asthma. Außerdem sollten Sie sich, ach, was rede ich überhaupt, Sie wissen besser als ich ...«
    Die Stimme von Mrs. Drummond zitterte, ihr ganzer Körper begann zu beben. Sie

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