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Die Jagdgesellschaft von Billingshurst

Die Jagdgesellschaft von Billingshurst

Titel: Die Jagdgesellschaft von Billingshurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
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von beachtlicher Schönheit war. Und wir wurden noch mit Mrs. Mary Whitelane bekannt gemacht, einer vollschlanken, vertrauenswürdig aussehenden Dame Anfang 50, so vermutete ich. Als wir dann endlich alle am Tisch saßen und man in kleinen Gruppen Konversation betrieb, wandte sich Holmes an Anne Linney.
    Â»Kennen Sie die Herrschaften hier gut?«
    Â»Nun, da mein werter Cousin nicht unbedingt ein Casanova ist, er aber ungern allein solche Veranstaltungen besucht, bin ich meistens bei diesen Festen dabei.«
    Â»Sie wissen sicherlich, warum wir derzeit hier sind. Dürfte ich Ihnen eine Frage bezüglich der Soirée bei den Drummonds stellen? Mich würde eine Kleinigkeit interessieren.«
    Â»Aber natürlich, Mr. Holmes.«
    Â»Als Sie auf dem Fest waren, ist Ihnen möglicherweise jemand aufgefallen, der für längere Zeit abwesend war oder ungewöhnlich viel früher als die anderen gegangen ist?«
    Â»Das kann ich Ihnen auf Anhieb kaum beantworten. Geben Sie mir ein wenig Zeit, vielleicht erinnere ich mich ja an eine Begebenheit.«
    Holmes nickte zufrieden, und Mrs. Whitelane schaltete sich in ihr Gespräch ein.
    Â»Anne, konnten Sie nun endlich jemanden für Ihren Cousin finden, er wird mit zunehmendem Alter immer merkwürdiger. Wie soll eine Frau ...«
    Sie lachte auf, und Timothy Manrow hob mahnend den Zeigefinger. Es schien offenkundig ein sehr freundschaftliches Verhältnis im Kreis der Jagdgesellschaft zu herrschen. Mrs. Drummond, die neben mir saß und sehr dezent in Dunkelgrau gekleidet war, sah jedoch nach wie vor mitgenommen aus. Ich versuchte mich darin, sie ein wenig zu unterhalten, sprach von den kommenden Ereignissen des Jahres, probierte es mit dem Wetter und dem Klatsch der Londoner Gesellschaft, doch nichts schien sie ablenken zu können. Schließlich unternahm ich einen gewagten Versuch.
    Â»Mrs. Franklin ist ebenso wie Sie Rosenliebhaberin?«
    Â»Ja, ich habe meine Passion dafür entdeckt, als sie mir bei einigen meiner Besuche diese wunderbare Welt näherbrachte. Sie ist schon seit mehr als 20 Jahren mit der Züchtung dieser einzigartigen Pflanzen beschäftigt.«
    Â»Und seit wie vielen Jahren haben Sie sich den Rosen verschrieben?«
    Â»Nun, ich denke, es sind jetzt drei Jahre, also noch nicht sehr lange. Eigentlich bin ich wohl nach wie vor eine Anfängerin. Aber jetzt, nach diesen schrecklichen Ereignissen, weiß ich nicht, ob ich mich nochmals dafür begeistern kann.«
    Ich versuchte, das Thema zu wechseln. Bevor mir dies jedoch gelang, sprach Mary Whitelane meine Tischnachbarin an. Mich überraschte ihre Direktheit.
    Â»Elisabeth, haben Sie denn den Schock schon ein wenig überwunden?«
    Mrs. Drummond hielt sich am Tisch ein wenig zurück mit ihren Äußerungen, aber der Tenor blieb der gleiche. Sie zeigte sich auf das Bitterste enttäuscht und konnte überhaupt nicht nachvollziehen, wie dies alles hatte passieren können. Holmes schaltete sich ein und bat um ein wenig Geduld, vielleicht würden schon in den nächsten Tagen neue Erkenntnisse ans Licht gefördert. Sir Thomas hatte bislang eigentlich nur mit seiner wunderbaren Begleiterin und Andrew Whitelane gesprochen, doch jetzt meldete auch er sich zu Wort.
    Â»Dieser Akt ist wirklich infam. John ist unschuldig, da bin ich mir sicher. Es will mir einfach nicht in den Kopf, warum jemand so etwas macht und wie es vonstattengehen konnte.«
    Mrs. Woolridge vertrat die Meinung, dass es sich um einen Racheakt handelte.
    Â»Wahrscheinlich hat Mr. Drummond berufliche Feinde. So eine teuflische Tat kann nur das Machwerk einer ganzen Schar von Personen sein.«
    Whitelane hielt diese Überlegung für interessant, auch wenn er sich nicht vorzustellen vermochte, wer diese Gruppe von Übeltätern sein sollte. Der Anwalt wandte sich an meinen Gefährten.
    Â»Ein Racheakt, was meinen Sie, Mr. Holmes?«
    Â»Ich halte es für möglich.«
    In diesem Augenblick begann man, das Essen zu servieren. Holmes, so schien es mir, war es sichtlich wohler, den Ansatz nicht weiter erläutern zu müssen. Es hatte nun doch eine ganze Zeit länger gedauert, bis der Gaumen zu seinem Recht kam, aber das Warten hatte sich gelohnt, wir aßen bestens. Nachdem das Dinner beendet und wir vom Tisch aufgestanden waren, blieben die Damen im Saal und die Männer verabschiedeten sich für einen Drink und eine Zigarre in den Wintergarten. Die

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