Die Jagdgesellschaft von Billingshurst
herausgefunden?«
Er schien nicht darauf eingehen zu wollen, dass ich seine Telegramme ungefragt gelesen hatte und legte sein Cape ab. Um meiner Pein ein Ende zu bereiten, begann ich ein Gespräch.
»Sie waren doch nicht etwa die ganze Nacht weg?«
»Ich kam, kurz nachdem Sie ins Bett gegangen waren, nach Hause und bin heute Morgen schon sehr früh wieder unterwegs gewesen, um einige Unterlagen einzusehen. Wissen Sie, es gibt interessante Verbindungen innerhalb der Jagdgesellschaft.«
Holmes deutete auf die Telegramme.
»Und, können Sie auch mit Neuigkeiten aufwarten?«
»Ich habe die ersten beiden Nachrichten angesehen, bitte entschuldigen Sie mein Verhalten, Holmes. Ich bin untröstlich.«
Mit einem Lachen kam er auf mich zu und legte seine Hand auf meine Schulter.
»Eine gewisse Neugier gehört zu unserem Metier. Was stand denn nun in den beiden Telegrammen?«
»Die Vase stammt aus dem Biedermeier und hat einen geschätzten Wert von 50 Pfund.«
»Es ist also keine Kopie, das bestätigt meine Vermutung.«
Er hatte es also erwartet, ich verstand nun tatsächlich gar nichts mehr.
»Und aus Budapest kam eine Nachricht von Herrn Peterfý, dass die gesuchte Person, ich nehme an Miss Stone, seit drei Wochen im Grand Hotel Royal wohne. Er fragt nach, ob Sie eine Reservierung wünschen.«
»Sie erlauben, dass ich einen Blick auf die verbliebenen Telegramme werfe?«
Er nahm die Nachrichten vom Tisch und studierte eine nach der anderen, während er im Zimmer auf und ab ging und die gelesenen Telegramme achtlos auf den Boden warf.
»Und?«
»Zufriedenstellend.«
»Was heiÃt das, zufriedenstellend? Reichen die Informationen aus, um den Täter dingfest zu machen?«
»Ich fürchte nein.«
»Wie weit wissen Sie über den Tathergang Bescheid und haben Sie denn schon jemanden in Verdacht?«
»Also, unser Mörder ist eine Person aus dem näheren Umfeld von John Drummond, man könnte sogar sagen, es ist ein Freund von ihm. Darüber besteht meiner Meinung nach kein Zweifel. Der Mord wurde vor etwa acht Wochen begangen und zwar nicht in Billingshurst, sondern in ...«
»In Seaford?«
»Exakt, Watson. Die Tote ist nicht Miss Stone, wie es uns Inspektor Strutton nahelegen will, sondern Miss Sims. Die beiden Frauen sind etwa gleich alt, Miss Stone ist 45 und Miss Sims war zum Zeitpunkt ihres Todes 44 Jahre alt. Der Zufall will, dass sich die beiden Damen ziemlich gleichen. Da sich jedoch Miss Stone in Budapest aufhält, kann sie wohl kaum die Tote sein. Mr. Tolbert hat uns die Wahrheit gesagt. Ich werde versuchen, sein kleines Geheimnis zu bewahren. Falls Strutton seine irrige Meinung nicht zurücknimmt, muss ich Miss Stone bitten, entweder zum Gerichtstermin nach England zu kommen oder eine vereidigte Aussage zu senden. Sie wird es schon deswegen auf sich nehmen, um ihren Mr. Tolbert zu decken. Ich denke, ich werde unserem Meisterinspektor jedoch vorher den Zahn ziehen.«
»Und Miss Sims?«
»Miss Sims ist, wie Sie eben schon richtig bemerkten, in Seaford ermordet worden, und zwar bei einem Strandspaziergang. Der Mörder hat ihr hinterrücks mit einem Stein den Schädel eingeschlagen. Dann hat er sie etwa sechs Wochen versteckt, bis sich die Gelegenheit ergab, die Leiche in Drummonds Garten zu vergraben.«
»Und wo soll er die Leiche versteckt haben?«
»Auf einem von ihm gemieteten Grundstück am Meer, ich denke in der Nähe von Seaford. Dazu werde ich Ihnen zu gegebenem Zeitpunkt mehr sagen können. Bisher handelt es sich nur um eine Vermutung.«
»Das klingt recht abenteuerlich, Holmes.«
»Aus der Sicht des Täters ganz und gar nicht. Auf diese Weise konnte er eine günstige Gelegenheit abwarten, um die Tote John Drummond unterzuschieben. Wie ich erfahren habe, ist Miss Sims nie in Konstantinopel angekommen, sondern bereits in Marseille wieder von Bord gegangen. Damit ist klar, dass unser Täter eine Komplizin hatte, die sich in Brighton als Miss Sims ausgab.«
»Eine Komplizin? Und um wen handelt es sich?«
»Ich habe zwar einen Verdacht, aber um diesen zu erhärten, bedarf es noch einer weiteren Verifikation.«
»Gehe ich recht in der Annahme, dass die Wahl eher zufällig auf John Drummond fiel?«
»Ganz im Gegenteil, er war das vorab bestimmte Opfer. Warum der Mörder allerdings so lange wartete, bis er die Leiche in Drummonds
Weitere Kostenlose Bücher