Die Jagdgesellschaft von Billingshurst
Garten schaffte, wird er uns hoffentlich selbst erklären.«
»Und was war das Motiv?«
»Darüber kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nur spekulieren, doch mir scheint, dass ein Mann sich für eine Frau entscheiden musste. Hier liegt unser Inspektor gar nicht so falsch.«
»Und das hat er auf überaus deutliche Weise getan«, warf ich ein.
»Holmes, wenn wir den Besitzer, beziehungsweise den Mieter des Hauses an der südenglischen Küste ausmachen, wo die Leiche von Miss Sims lag, dann dürfte der Fall geklärt sein.«
»Ich denke kaum, dass unser Mann unter seinem Namen in Seaford oder Umgebung ein Haus besitzt oder angemietet hat. Das würde ein unnötiges Risiko darstellen. Und doch bin ich überzeugt davon, dass wir dort die fehlenden Beweise finden werden. Uns bleibt aber nur wenig Zeit, Drummond steht kurz vor der Verurteilung.«
»Ich verstehe nicht, wieso der Täter ausgerechnet John Drummond ausgewählt hat. Es wäre jede andere Person der Jagdgesellschaft ein ebenso gutes Opfer gewesen.«
»Der Bankier erfüllt einige Bedingungen, die sich für unseren Mörder als besonders günstig herausstellten. Das Opfer sollte verheiratet sein, Jagdhunde besitzen, mit dem Mörder so gut bekannt sein, dass dieser häufig auf seinem Anwesen zu Gast ist. Zudem sollten die beiden Wohnsitze nicht zu weit auseinander liegen, aber da kommen tatsächlich alle Anwesen in Betracht. Wenn Sie nun eins und eins zusammenzählen und ein wenig Ihre Phantasie bemühen, dann sollten Sie schon erahnen können, wer der Mörder ist.«
»Eins und eins? Das macht bei mir zwei, Holmes. Es tut mir leid, aber mir erschlieÃt sich der Name des Mörders auf diese Weise nicht.«
»Dann müssen Sie sich noch ein wenig gedulden. Morgen statten wir erst einmal Sir William Ludger einen Besuch ab. Er ist einer der führenden Experten im Bereich der Insektenkunde und wird uns sicherlich das Auftauchen eines Strandflohs in Billingshurst erklären können. Danach steht eine weitere Fahrt nach Seaford an, in der Hoffnung, die fehlenden Teile dieses Puzzles dort zu finden. Und übermorgen nehmen wir den Frühzug um sieben Uhr, um dann die Gerichtsverhandlung in Horsham zu verfolgen.«
Donnerstag, 23. April
Die Suche
Ich begleitete Holmes am folgenden Morgen zu dem in London ansässigen biologischen Institut, um Sir William Ludger zu treffen, den derzeit wohl fähigsten Wissenschaftler auf dem Gebiet der Insektenkunde. Sir William fanden wir in seinem Arbeitszimmer, wo er einen Tee zu sich nahm und die Morgenpost studierte. Als wir eintraten, begrüÃte er uns herzlich und bat uns, Platz zu nehmen.
»Mr. Holmes und Dr. Watson, nehme ich an. Was kann ich für Sie tun, meine Herren?«
Mein Gefährte kam ohne lange Umschweife zum Thema.
»Sir William, ich benötige Ihre sachkundige Meinung über ein Insekt, das ich aus dem Kopf einer Toten extrahiert habe. Sie wurde mit einem schweren Stein erschlagen. Das Exemplar ist nicht mehr sonderlich gut zu erkennen, doch meine ich, dass es sich um einen Strandfloh handelt.«
Holmes reichte ihm das Insekt. Sir William warf einen kurzen Blick darauf, dann nahm er eine Pinzette und manövrierte es auf einen Objektträger, um schlieÃlich sein Mikroskop zur Hand zu nehmen. Nach einer eingehenden Untersuchung schaute er auf und wandte sich an uns.
»Ja, das ist zweifelsohne ein
Talitrus saltator
, oder auch Strandfloh. Was ist aber so auÃergewöhnlich daran, Mr. Holmes?«
»Das Ungewöhnliche daran ist, dass die Leiche, der ich ihn entnommen habe, in Billingshurst aufgefunden wurde.«
»In Billingshurst sagen Sie? Ein Strandfloh? Eigentlich kommt ein solches Tier nur am Meeresstrand vor, wohl kaum im Landesinnern.«
»Gibt es eine Region an der südenglischen Küste, wo der Strandfloh besonders häufig auftaucht?«
»Nein, da muss ich Sie enttäuschen. Das heiÃt natürlich, dass dieses Insekt überall an den Küsten Englands vorkommen kann, wenn Sandstrände vorhanden sind. Aber verraten Sie mir doch noch, wie er nach Billingshurst gelangt ist?«
»Sehen Sie, Watson, wenn man die Frage auf diese Weise stellt, dann lichten sich alle Probleme augenblicklich. Die Person, Sir William, wurde am Strand getötet und anschlieÃend nach Billingshurst gebracht. Der Strandfloh lieferte mir ein wichtiges Indiz für meine
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