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Die Jagdgesellschaft von Billingshurst

Die Jagdgesellschaft von Billingshurst

Titel: Die Jagdgesellschaft von Billingshurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
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als möglichen Zimmergenossen vorschlug und berichtete, dass Holmes im Seziersaal auf eine Leiche eingeschlagen hatte, um herauszufinden, ob man Wundmale postmortal herstellen konnte. Mir war klar, dass ich entweder binnen weniger Tage eiligst ausgezogen sein oder mir seine eigenwillige Verschrobenheit eine lange Freundschaft bescheren würde. Müdigkeit überkam mich, so dass ich es Holmes gleichtat und einschlief. Nach einer recht geruhsamen Fahrt weckte uns der Zugleiter kurz vor dem Erreichen des Bahnhofs von Brighton.
    Wir gingen auf direktem Weg zum Droschkenstand, von wo aus wir zur Stadtverwaltung fuhren. Wir betraten das geräumige Gebäude und ließen uns an der Rezeption bei einem gewissen Frank Tolbert melden. Man bat uns, in den zweiten Stock zu gehen, er würde uns dort schon erwarten.
    Â»Holmes, Sie hatten uns angemeldet. Bestand denn keine Gefahr, dass der Betreffende fliehen würde?«
    Â»Nein, Watson.«
    Als wir die Treppen bis in den zweiten Stock bewältigt hatten, begrüßte uns Tolbert bereits auf dem Gang. Er war ein großer, kräftiger Herr Mitte 50, der von der Statur her durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit John Drummond aufwies. Wir betraten sein Büro und er bat uns, Platz zu nehmen. Nachdem unser Gastgeber jedoch die Tür hinter sich geschlossen hatte, änderte sich seine Art augenblicklich. War Tolberts Verhalten erst freundlich und zuvorkommend gewesen, wirkte er nun ernst und irritiert. Es hing schwerer, kalter Zigarettenrauch im Raum und der Beamte hatte offenkundig Atembeschwerden. Mir kam Holmes’ Bemerkung über das Asthmaleiden des geheimnisvollen Besuchers von Miss Stone in den Sinn. War Tolbert ihr Liebhaber? Unser Gastgeber redete nicht lange herum.
    Â»Wer von Ihnen ist Sherlock Holmes, und was wollen Sie von mir?«
    Mein Gefährte gab ihm ein Handzeichen. Tolbert war so angespannt, dass er sich nicht einmal nach meinem Namen erkundigte. Holmes setzte zu einer Erklärung an, doch dieser unterbrach ihn und äußerte seine Befürchtungen geradeheraus.
    Â»Sie haben mir nachspioniert, weiß meine Frau schon alles?«
    Â»Aber, Mr. Tolbert«, fing Holmes an, »sehe ich aus wie jemand, der einer solchen Beschäftigung nachgeht? Ihnen nachschleichen und verfängliche Informationen sammeln? Ganz wie ein Kleinganove.«
    Tolbert horchte auf und entschuldigte sich.
    Â»So war das nicht gemeint, aber wie sollte ich Ihre Nachricht sonst deuten, dass Sie mich in einer privaten Angelegenheit zu sprechen wünschen?«
    Â»Sie haben natürlich recht, es geht um Miss Stone. Aber ich bin nicht im Auftrag Ihrer Frau oder Ihres Schwiegervaters hier.«
    Tolbert rang nach Luft, beruhigte sich aber recht schnell. Unser Besuch schien ihm völlig unverständlich.
    Â»Wenn es nicht um meine Familie geht, worum geht es denn dann?«
    Â»Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie von der
Stradford Ltd
. halbjährlich viertausend ägyptische Zigaretten geliefert bekommen?«
    Tolbert sah Holmes an, als sähe er einen Geist, wusste er sich doch auf dessen offenkundig richtige Mengenschätzung seiner Zigarettensendungen keinen Reim zu machen.
    Â»Ã„h, ja, das stimmt. Ich, ja, ich beziehe tatsächlich Zigaretten von dieser Importfirma, aber was soll diese Frage?«
    Holmes beantwortete sie ihm nicht, sondern schloss noch eine weitere an.
    Â»Sie leiden an Asthma und verwenden regelmäßig Ephedrin. Gehe ich recht in dieser Annahme?«
    Â»Das stimmt, aber woher ...«, Tolbert stockte, dann schien er sich daran zu erinnern, das Medikament auch in Helen Stones Wohnung aufzubewahren. Er war nun sichtlich verunsichert.
    Â»Ist Miss Stone etwas zugestoßen?«
    Â»Nein, zumindest ist mir nichts dergleichen bekannt. Sie könnten uns eine Menge Zeit sparen, wenn Sie mir sagen würden, wo sich Miss Stone befindet. Ich nehme an, sie ist verreist oder musste dringend jemanden besuchen, aber das dürften Sie besser wissen als ich.«
    Tolbert war durch Holmes’ direkte Fragen sichtlich irritiert und versuchte, jedes weitere Gespräch zu unterbinden.
    Â»Ich kann Ihnen mit keinen weiteren Informationen dienen. Es ist mir nicht bekannt, wo sie ist.«
    Â»Mr. Tolbert, mich interessiert primär, wo sich Miss Stone derzeit aufhält und, ich bitte Sie die Direktheit meiner Frage zu entschuldigen, ob Sie eine persönliche Beziehung mit ihr pflegten. Ich versichere Ihnen, dass Sie

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