Die Jagdgesellschaft von Billingshurst
ein FuÃweg abging, der sich an den Häusergärten entlang zog. Wir waren zur Rückseite des
Waterline House g
elangt.
»Holmes, Sie hatten recht mit Ihrer Vermutung, es gibt tatsächlich einen privaten Zugang zum Strand.«
Eine etwa acht Fuà hohe Mauer mit einem ebenso hohen, schmalen Eisentor umgab das Anwesen. Holmes zog die Blendlaterne hervor und suchte den Boden ab, bis er einen geraden Ast gefunden hatte, an dem er einen Spiegel befestigte. Mit dieser Konstruktion war es möglich, einen Blick in den Garten zu werfen, auch wenn nicht mehr als Konturen zu erkennen waren, denn der Mond schien nicht gerade hell. Nur an einzelnen Stellen drang sein Licht durch die dünne Wolkendecke hindurch. Man konnte eine groÃe, gut gepflegte Rasenfläche erkennen, einige sorgsam platzierte Sträucher und Zierpflanzen sowie einen Schuppen, der von uns aus betrachtet links versetzt in Richtung des Grundstücks 44 stand. In direkter Nähe zum Schuppen war ein Beet frisch angelegt worden.
»Sehen Sie, Watson«, flüsterte er und wies mit seinem langen, sehnigen Arm in Richtung Beet. »Ich muss mir das genauer anschauen. Helfen Sie mir.«
Ich dachte erst daran, meine Bedenken zu äuÃern, aber auch mich hatte das Beet so neugierig gemacht, dass ich ihm ohne Weiteres half. Wie wollte Holmes jedoch ohne Hilfe wieder über die Mauer zurückkommen? Eine Frage, die sich mir erst stellte, als er bereits dabei war, die Mauer zu überklettern. Als mein Gefährte schon die Mauerspitze erreicht hatte und nun begann, sich darüber hinwegzuziehen, waren Stimmen aus dem angrenzenden Garten zu hören. Er lag nun wie ein schwarzer Schatten auf der Mauer. Man hörte ein junges Paar diskutieren, offenkundig ein Zwist, der damit endete, dass die junge Dame ihren Begleiter alleine im Garten zurücklieÃ. Dieser blieb noch eine ganze Weile dort, schlieÃlich ging aber auch er wieder hinein. Holmes lieà sich noch Blendlaterne und Spaten reichen, zog sich dann über die Mauer und verschwand im Garten. Ich versuchte, mich so unscheinbar wie möglich zu machen und lehnte mich in der Dunkelheit gegen das schmale Eisentor. Zu meiner Ãberraschung gab es nach und so stand ich Sekunden später auf dem Rasen von
Waterline House
. Holmes hatte sich über das Beet gebeugt und observierte den Boden mit dem VergröÃerungsglas. Ein schmaler Lichtstrahl ging von seiner Blendlaterne aus. Als ich einen Schritt auf ihn zu machte, war es plötzlich dunkel, und nachdem sich meine Augen an die neuerliche Finsternis gewöhnt hatten, war mein Gefährte verschwunden. Ich blieb stehen und winkte in Richtung des Beets, fuhr jedoch fürchterlich zusammen, als ich eine Hand auf meinem Rücken spürte.
»Sind Sie endgültig verrückt geworden? Wie sind Sie hier hereingelangt?«, flüsterte er.
»Das Tor, Holmes, ich hatte mich angelehnt, und es ging auf.«
»Das Tor war offen? Das sind keine guten Neuigkeiten. Ich vermute, wir sind nicht alleine, oder es war jemand kurz vor uns hier.«
»Was gedenken Sie zu tun?«
»Ich muss noch einmal zum Beet zurück. Es wird nicht mehr als fünf Minuten dauern. Watson, Sie warten drauÃen. Wenn Ihnen etwas merkwürdig vorkommt, dann werfen Sie einen Stein in den Garten, das dürfte mir als Signal genügen.«
»In Ordnung. Aber beeilen Sie sich.«
Ich ging wieder vor das Tor, lehnte es an und zog mich dieses Mal in den Schatten eines Baumes zurück, der nur wenige Yards vom Eingang entfernt stand. Die Zeit wollte und wollte nicht vergehen. Es kam mir vor, als wartete ich bereits eine Viertelstunde oder länger. Mit einem Mal ging alles ganz schnell; zwei Schüsse fielen, dann ein weiterer. Holmes huschte aus dem Gartentor, machte eine kurze Handbewegung, und wir rannten den schmalen FuÃweg entlang in Richtung Seaford. In einer Entfernung von vielleicht dreiÃig Yards verfolgte uns jemand. Merkwürdigerweise schrie die Person nicht um Hilfe oder versuchte, die Nachbarn zu alarmieren. Als ich mich nach einer Weile wieder umsah, war niemand mehr auszumachen. Wie zwei ausgepumpte Jagdhunde standen wir vornübergebeugt da und atmeten schwer. Als ich in Holmesâ bleiches Gesicht sah und den Blutfleck im Schulterbereich bemerkte, war klar, dass zumindest eine Kugel ihr Ziel nicht verfehlt hatte. Ich musste ihn auf dem Rückweg stützen. Es war mir ohnehin schleierhaft, wie es ihm
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