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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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paar Mal kurz und kräftig an die Tür geklopft wurde.
    Unmittelbar danach streckte Sven Brüning den Kopf ins Zimmer. „Stimmt es, dass du derjenige sein wirst, der mein Mädchen befragt?“, fragte er in einem Ton, der bei aller Lässigkeit ein wenig gezwungen wirkte.
    Dein Mädchen!, dachte Verhoeven mit einem Anflug von Ärger, von dem jedoch nicht die leiseste Spur an die Oberfläche drang. Seit seiner Zeit bei Schmitz hatte er diesen Teil von sich im Griff. Die Fassade. Das Gesicht, das die Welt von ihm zu sehen bekam. Oder? Hatte er sich nicht gerade eben erst dazu hinreißen lassen, sich ausgerechnet in Winnie Hellers Gegenwart über prügelnde Väter und wegsehende Mütter zu echauffieren? „ Das, was mit Corinna Schilling passiert ist, könnte zu unserem Fall gehören“, sagte er. „Da ist es nur folgerichtig, wenn ich ...“
    „Folgerichtig?“ Brüning trat ein paar Schritte näher und füllte sofort den ganzen Raum mit seiner Präsenz und Energie. „Aber du hast keine Erfahrung mit dieser Art von Fällen.“  Seine Augen verrieten nicht, was er dachte. Was er sagte, klang so sachlich, als verlese er die Nachrichten.
    „Das ist korrekt.“ Genau genommen habe ich mit überhaupt nichts Erfahrung, dachte Verhoeven. Jedenfalls nicht genug. Nicht so viel, wie man bräuchte, um so diesen Job gut zu machen. Aus den Augenwinkeln registrierte er Winnie Hellers aufmerksam taxierenden Blick.
    Was läuft denn da zwischen Herr und Meister?
    „Trotzdem weiß ich, was ich tue.“
    „Ich könnte dich begleiten“, startete Brüning einen neuen Versuch, und Verhoeven spürte, dass dies ein entscheidender Augenblick war. Ein Augenblick, von dem die Zukunft ihrer persönlichen Beziehung abhing. Und nicht nur das. Er wusste, Brüning würde es niemals akzeptieren, wenn er ihn jetzt ausbootete. Und er wusste auch, dass man dem Leiter der Vermisstenabteilung nachsagte, er habe das Gedächtnis eines Elefanten. Das wiederum hieß, dass Brüning Mittel und Wege finden würde, ihm zu schaden oder ihn doch zumindest gehörig zu ärgern. Etwas, das ihm ein ausgesprochen ungutes Gefühl gab. Andererseits konnte er es sich keinesfalls leisten, sich das Heft aus der Hand nehmen zu lassen, und darauf lief es zweifellos hinaus, wenn er Brüning gestattete, ihn zu begleiten.
    „Vielleich t kann ich mich nützlich machen“, setzte dieser kühn noch einen obendrauf.
    Verhoeven straffte die Schultern. „Nein“, sagte er fest. „Das wird nicht nötig sein.“
    Brüning nickte nur. „ Ich verstehe.“
    Von heute an sind wir Gegner, dachte Verhoeven, überrascht, dass diese Erkenntnis ihm keine Angst machte.
    „Du bekommst so schnell wie möglich einen Bericht über unsere Arbeit hier.“ Brüning griff in die Brusttasche seines Hemdes und steckte sich dann in aller Seelenruhe eine Zigarette an. In den Räumen der Dienststelle war das Rauchen ebenso untersagt wie gestern in der Gaststätte, doch das scherte ihn offenbar einen Dreck.
    „Danke“, sagte Verhoeven.
    Setzen Sie sich gefälligst durch gegen diesen arroganten Fatzken , zischte ein imaginärer Burkhard Hinnrichs ihm zu.
    Brüning nahm einen tiefen Zug, zwinkerte Winnie Heller zu und ging dann aufreizend langsam aus dem Zimmer. An der Tür drehte er sich noch einmal kurz um. „Ich wünsche dir Glück, mein Junge.“
    „Ja“, sagte Verhoeven, und nur mit Mühe widerstand er der Versuchung, hinzuzufügen, was der erfahrene Kollege erst gestern selbst gesagt hatte : Ich fürchte, Glück ist alles, worauf wir hoffen können …
     
     
     
     
    8
     
    „1967?“, fragte Dr. Bibiana Frescobaldi, die medizinische Leiterin der St. Vinzenz Klinik, ungläubig. „Gütiger Himmel, das müsste ja unter meinem“, sie überlegte einen Augenblick, „ unter meinem Vor-Vorgänger gewesen sein. Aber ich glaube kaum, dass wir noch Material aus dieser Zeit haben. Worum geht es Ihnen denn konkret?“
    Winnie bemühte sich, die komplizierte Vorgeschichte rund um Lilli Dahl in ein paar kurzen, verständlichen Sätzen unterzubringen.
    „Und der Name ist Lorna Dahl?“, fragte die Ärztin, als sie geendet hatte.
    „Ja“, bestätigte Winnie. „Lorna Marie Dahl. Sie ist 1967 gestorben und müsste irgendwann vor ihrem Tod stationär bei Ihnen behandelt worden sein.“
    „Aber Sie wissen nicht, wann genau?“, hakte die Psychologin nach.
    „Nein.“
    „Und auch nicht weswegen?“
    „Nein, tut mir leid.“
    „Tja, ich fürchte, dann muss ich mich erst mal kundig machen, ob und wie

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