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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Uhlenforst. Und das nur, weil irgendwer behauptet hatte, dort ein Mädchen in einem weißen Kleid gesehen zu haben. Aber das ist viel später gewesen. Stunden, nachdem Edda wirklich verschwand.“
    Verhoeven starrte sie an. „Woher weiß sie das?“
    „Genau!“ Ihre Augen funkelten triumphierend. „Woher sollte Lilli Dahl wissen, dass Edda zu diesem Zeitpunkt bereits verschwunden war?“
    „Sie meinen, dass Lilli vielleicht gesehen hat, wie Edda entführt wurde? Irgendwann früher an diesem Tag?“
    „Entführt oder getötet.“
    „Aber warum sollte sie das verheimlicht haben?“ Er schüttelte den Kopf, weil er ihrer Logik noch immer nicht ganz folgen konnte. „Ich meine, Lilli nahm doch Anteil an allem, was damals geschah. Sie beobachtete die Polizisten, die nach Edda suchten. Und sie wartete mit ihren Freundinnen in der Nähe des Benderhauses auf neue Nachrichten.“
    „Ja.“ Ihr Ton war herausfordernd. „Und?“
    „Na, wenn sie etwas Derartiges gesehen oder gewusst hätte, würde sie es doch wohl kaum zurückgehalten haben, meinen Sie nicht?“
    „Vielleicht doch.“ Winnie Heller machte ein bedeutungsvolles Gesicht. „W enn sie die betreffende Person schützen wollte.“
    Verhoeven zog sich einen Stuhl heran.
    „Ist Ihnen nicht gut?“
    „Doch, doch.“ Ertappt! „Es ist nur … Es ist verdammt heiß.“
    „Die Sache mit Fennrich macht Ihnen ganz schön zu schaffen, was?“
    Sie fragte nicht aus Neugier, sondern aus Mitgefühl. Das konnte er spüren. Also nickte er einfach.
    Sie nickte auch. „Aber, hey … Offenbar hat niemand das vorausgesehen.“
    Ich hätte es voraussehen müssen, dachte Verhoeven. Ich habe ihn vernommen. Es war mein gottverdammter Job, ihn zu durchschauen.
    Seine Kollegin schien zu ahnen, was er dachte, und wandte unbehaglich den Blick ab.
    „Wie alt war Lilli noch gleich, als Edda verschwand?“ , versuchte er, wieder zur Normalität zurückzukehren.
    Sie warf einen Blick auf ihre Liste. „Zwölf.“
    „Zwölf“, wiederholte er nachdenklich. „Also selbst noch ein Kind …“
    „Augenblick! Da fällt mir noch was ein!“ Sie stürzte wieder zum Schreibtisch und überflog ihre Kopien von Lilli Dahls Aufzeichnungen. „Lilli hat an einer Stelle etwas geschrieben, das mir merkwürdig vorkam. Ich bin drüber gestolpert, ohne zu wissen warum. Aber wenn Sie Recht hätten …Wow ja, das würde passen!“
    Er beobachtete sie, wie sie eines der Blätter an sich riss und sich dann wieder zu ihm umdrehte. Ihre Wangen waren flammendrot. „Lilli schreibt hier über die Alpträume, die sie so oft hatte“, erklärte sie und las: „Ich war wieder im Wald …“
    Verhoeven runzelte die Stirn.
    „Wieder im Wald“, wiederholte seine Kollegin mit eindringlichem Blick. „Klingt das nicht, als verbinde sie mit dem Wald irgendein besonderes Erlebnis, das ihr Angst macht?“
    Er konnte nicht umhin, ihr recht zu geben. „Und was genau schreibt sie über den Wald?“, fragte er interessiert. „Sie war wieder im Wald und weiter …?“
    „Tja, das ist dumm“, entgegnete Winnie Heller mit bedauernder Miene. „ Eigentlich schreibt sie gar nichts weiter über den Traum, sondern kommt übergangslos auf Eddas Verschwinden und die komische Stimmung zu sprechen, die damals herrschte. „Aber vielleicht hat das ja auch miteinander zu tun.“
    Verhoeven stand wieder auf. Aus irgendeinem Grund konnte er nicht sitzenbleiben. „Ein Kind beobachtet, wie ein anderes verschleppt oder ermordet wird“, resümierte er. „Aber aus Rücksicht auf den Täter verschweigt es seine Beobachtung.“
    Sie nickte. „Und genau hier könnte das Motiv für den Mord an Lilli liegen.“
    „Sie meinen, der Täter von damals hat sich einer unbequemen Zeugin entledigt? Nach all diesen Jahren?“
    „ Vielleicht wusste er nicht, dass er damals beobachtet wurde“, schlug Winnie Heller vor. „Immerhin war Lilli dreißig Jahre lang wie vom Erdboden verschwunden. Und obwohl sie offenbar die ganze Zeit in der Hütte am See gelebt hat, begann sie erst vor rund vier Wochen, ihre Erinnerungen zu Papier zu bringen.“
    „ Wenn Sie recht haben, würde das bedeuten, dass der Täter Lillis Aufzeichnungen kannte“, entgegnete Verhoeven, der unruhig im Zimmer auf und ab ging. „Aber die Fingerabdrücke auf den Briefen stammen, wie wir wissen, nur von Lilli selbst und von Fennrich.“ Sein Fuß stieß gegen einen klapprigen Hocker, der polternd umkippte. „Fennrich!“, fluchte er wütend vor sich hin. „Immer und immer

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