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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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wieder Fennrich!“
    „Sieht so aus, ja.“
    Er blieb stehen. „Haben Sie die Originale der Brieffragmente schon ins Labor geschickt?“
    Winnie Heller schüttelte den Kopf. „Es schien mir unter den gegebenen Umständen nicht so dringend.“
    „Vielleicht ist es das doch.“ Er strich sich übers Kinn, das er an diesem Morgen nicht rasiert hatte. Ein Umstand, mit dem er sich ausgesprochen unwohl fühlte. „Also bitte, kümmern Sie sich drum.“
    „Geht klar.“
    „Wie weit sind Sie in der Hausarztfrage?“
    „Nun, diese Brigitte Dahl ist ein echtes Phänomen“, antwortete sie mit einem sarkastischen Lächeln. „Sie plaudert detailliert über die abseitigsten Krankheiten und Beschwerden, die ihre Töchter oder ihre Enkel oder andere Mitglieder ihrer Familie angeblich hatten oder noch haben. Aber wenn Sie sie nach Namen von Ärzten fragen, wird sie ziemlich einsilbig.“
    „Natürlich“, versetzte Verhoeven, „falls sie tatsächlich ihr ganzes Leben lang ihren prügelnden Ehemann gedeckt hat, ist sie geübt darin, die wahren Hintergründe gewisser Beschwerden zu vertuschen. Sie wissen doch selbst, wie diese Weiber sind. Sie lügen und betrügen und denken sich immer neue Vorwände für immer neue blaue Flecken aus.“
    Winnie Heller sah ihn an, und er konnte in ihren Augen lesen, was sie dachte: Warum bringt Sie dieses Thema derart in Rage? Haben Sie Erfahrung, was das angeht?
    Er räusperte sich. „Wie auch immer, versuchen Sie mehr herauszufinden.“
    „Oh, eine Sache hat sie mir doch verraten.“
    „Nämlich?“
    „Dass Lorna in der St. Vinzenz Klinik in Taunusstein behandelt wurde. Wann genau, wusste sie leider nicht mehr. Oder sie wollte es nicht sagen.“
    Verhoeven massierte sich die Schulter. „Hat diese Lorna nicht an einer Herzkrankheit gelitten, an der sie auch starb?“
    „Ja“, Winnie Heller warf einen Blick in ihre Notizen, „mit acht Jahren.“
    „Aber St. Vinzenz ist eine psychiatrische Klinik.“
    „Ich weiß.“
    „Kann sich Brigitte Dahl vielleicht geirrt haben, was das betrifft?“
    Sie zuckte mit den Achseln. „Mag sein. Ich blicke da sowieso nicht so ganz durch. Wer was hatte und so.“
    „Und in Lillis Briefen steht nichts, das weiterhilft?“
    „Sie enthalten diesbezüglich jede Menge Widersprüche.“ Winnie Heller seufzte. „Mal schreibt Lilli, dass ihre Schwester herzkrank war. Und an einer anderen Stelle will sie sich plötzlich daran erinnern, dass sie Lorna in einer Anstalt besucht haben und dass die Leute im Ort behaupteten, sie sei verrückt.“
    „Dasselbe haben sie auch von Lilli behauptet“, erwiderte Verhoeven trocken. „Einer der hiesigen Kollegen erwähnte, dass ihre Eltern sogar erwogen hätten, eine Lobotomie an ihr vornehmen zu lassen.“
    Winnie Heller schob die Unterlippe vor wie ein schmollendes Kind. „Helfen Sie mir, eine Lobotomie ist …?“
    „Eine Operation, bei der die Nervenbahnen zwischen Thalamus und Stirnlappen durchtrennt werden“, erklärte Verhoeven. „Wobei die Patienten ihre individuellen affektiven Eigenheiten zugunsten einer allgemein entspannteren Stimmungslage opfern. Die Methode wurde in den 30ern von einem portugiesischen Neurologen entwickelt und kam vor allem bei der Behandlung von schweren endogenen Psychosen zum Einsatz, hier in Europa allerdings eher selten.“
    „Ach ja!“, rief Winnie Heller. „Jetzt weiß ich. Das war doch diese OP, die an Rosemarie Kennedy durchgeführt wurde, nicht wahr? Der Schwester des US-Präsidenten.“
    Verhoeven nickte. „Ihr Vater ließ den Eingriff an ihr vornehmen, weil sie angeblich zu wild und zu störrisch war. Doch die Operation misslang, und Rosemarie landete schwerstbehindert in einem Pflegeheim.“ Er hielt inne, als ihm bewusst wurde, dass auch Winnie Hellers Schwester längere Zeit in einem solchen Heim untergebracht gewesen war, wenn auch aus völlig anderen Gründen.
    Doch seine Kollegin wirkte völlig unbeteiligt. „Angenommen, der hiesige Kollege hatte die Geschichte mit der Lobotomie falsch in Erinnerung und sie betraf nicht Lilli, sondern ihre Schwester“, spann sie den Faden weiter. „Dann würde die Sache sehr wohl zu meiner St. Vinzenz Klinik passen.“
    „Richtig.“
    „Aber hilft uns das weiter?“ Sie bediente sich aus einem zerstoßenen Keramikkrug, den sie in einem der Schränke gefunden hatten. „Es geht uns schließlich nicht um Lornas Irrsinn, sondern um die Misshandlungen in Lillis Kindheit.“
    Verhoeven setzte eben zu einer Antwort an, als ein

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