Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)
Denton trocken.
Seine Erklärung war einfach und sachlich. Er verschwendete keinen weiteren Gedanken daran und wandte sich wieder der Frage zu, wie man hier herauskam, ohne ins Gras zu beißen.
Brewster lehnte sich an den Kiosk und rieb sich das Kinn. Dann sagte er: » Vielleicht könnten wir…Weiß auch nicht…Steine vom Dach in die Gasse runterwerfen. Vielleicht lenkt es sie ab, bringt sie dazu, hinters Haus zu gehen, um nachzuschauen, was da los ist, und dann gehen wir vorn raus stiften…«
» Würde nicht klappen. Wir haben so was schon mal mit einer aufgezeichneten Stimme versucht. Irgendwie erkennen sie, dass da kein echter Mensch spricht. Es lenkt zwar ihre Aufmerksamkeit ab, aber nur für fünf Sekunden. Sie haben nur kurz in die betreffende Richtung geschaut und sind dann wieder zur Tür zurück, um zu klopfen. Ich glaube, sie hören noch wie Gesunde– etwa so, wie man einen Stein auf Beton aufschlagen hört und weiß, dass es ein Stein war, kein Mensch. Schätze, sie haben noch genug Grips im Schädel, um so was zu erkennen.«
» Verflucht, ja, Tiere können das auch«, sagte Brewster säuerlich.
» Aber das zeigt doch an, dass sie denken, ob es nun bewusst ist oder nicht«, konterte Denton. » Tja, das hilft uns nicht unbedingt, aber es ist eine Information, die wir vielleicht nutzen können.«
» Wie denn?«, fragte Ron ungläubig, der neben der Popcorn-Maschine stand.
» Ich weiß nicht«, sagte Denton. » Aber vergesst nicht den Erfinder, den ihr Amerikaner mal hattet…Hab vergessen, wie er heißt. Er hat jedenfalls tausendmal versucht, irgendwas zum Laufen zu bringen. Keiner seiner Prototypen hat funktioniert. Also haben die Leute ihn einen Versager genannt. Doch er sagte nur: Ich habe nicht versagt, ich bin auf hundert Möglichkeiten gestoßen, wie es nicht funktioniert. Vielleicht wird dies irgendwann in der Zukunft jemandem nützlich sein.«
» Das war Benjamin Franklin, Blödmann«, sagte Brewster. Er schaute zu Ron und Katie hinüber und deutete mit dem Finger auf Denton. » Verzeihung. Er ist Kanadier. Hätte ich vielleicht sagen sollen, bevor ihr ihn reingelassen habt.«
Ron setzte ein grimmiges Grinsen auf.
» Gut zu wissen, dass ihr noch Humor habt«, sagte er. » Das gibt’s heutzutage nicht mehr oft.«
» Humor? Ich wollte nicht witzig sein. Ich meine es ernst. Es tut mir leid, dass ihr diesen Holzfäller hier reingelassen habt. Hast du gehört, Denton?« Brewster setzte eine bedrohliche Miene auf, doch nach einem schweigsamen Augenblick zeigte er ein breites Grinsen und lachte. » Nee, war nur ’n Witz, Alter. Wir brauchen dich doch, damit du die Fotos machst.«
» Hab keinen Film mehr«, sagte Denton achselzuckend. » Hab den letzten auf der Insel verbraten.«
Brewsters Miene sah einen Moment lang traurig aus, als sei er wirklich enttäuscht.
19 . 10 Uhr
Sherman und Thomas hatten jede für sie und die Leute auf dem Laster verfügbare Ressource gezählt und abgehakt. Nur an einem mangelte es ihnen offenbar nicht: an Angst. Munition, Waffen, sogar Proviant und Wasser waren inzwischen gefährlich knapp geworden.
» Tja, es ist ungefähr so witzig wie ein Manöver im Juliregen«, sagte Thomas schleppend und schüttelte langsam den Kopf.
Insgesamt neun Personen war die Flucht mit dem Laster aus der Ortschaft geglückt. Zwei Drittel der Überlebenden hielten sich noch in dem Ort hinter ihnen auf, und Shermans Rettungsplan sah beim Durchsehen der Vorräte immer undurchführbarer aus.
» Wenn Sie die noch vorhandene Munition neu verteilen wollen– ich habe noch vier volle Magazine«, sagte Thomas.
» Das würde reichen, um den Späher zu decken, wenn wir beschließen, reinzugehen«, erwiderte Sherman. » Aber es ist viel weniger, als ich gern hätte, wenn es in die Hose geht.«
» Und das ist angesichts unserer Erfolgsbilanz mehr als wahrscheinlich«, sagte ein Soldat.
» Ich bin neugierig, Sir…Sie haben, was Ihren Plan angeht, kaum mehr als ein paar Anspielungen gemacht«, sagte Thomas. » Wenn wir mehr wüssten, könnten wir vielleicht dazu beitragen. Würde es Ihnen etwas ausmachen, uns einzuweihen?«
» Tja, so ein toller Plan ist es nun auch wieder nicht.«
» Na und? Wir leben ja momentan auch nicht gerade in einer tollen Welt«, meinte Thomas.
Sherman seufzte. » Na schön. Irgendwas an dem, was Sie gesagt haben, hat mich auf eine Idee gebracht. Sie haben von einem Köder gesprochen.« Er hockte sich hin und kratzte Bilder in die Erde, um den Umstehenden
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