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Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Die Jahre der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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der Monat um ist, sind wir in den Rocky Mountains. Teufel, vielleicht kampieren wir sogar ein paar Tage und ruhen uns aus. Wir könnten auch einen Bierladen ausrauben. Wenn ihr das Ding heute Nacht schaukelt, habt ihr es euch verdient.«
    Da hatten die Männer gespürt, dass er seinen Vortrag zu Ende gebracht hatte, und alle hatten wie aus einem Munde gesagt: » Aber so was von!«
    Sherman nickte, zufrieden mit seiner Erinnerung, vor sich hin.
    » Heute Abend geht’s auf Großwildjagd, Männer. Macht euch bereit.«
    ***
    Als die Soldaten über den aufgeplatzten Bordstein schritten, verfielen sie wieder in ihre beruflichen Gewohnheiten. Sie schwärmten aus und hielten ihre Waffen schussbereit, so dass ihre einzelnen Schussfelder sich überlappten. Sie bewegten sich auf beiden Straßenseiten und nutzten Eingangsterrassen, Treppen, Ecken und Lampenpfosten als Deckung. Niemand streifte auch nur die Lichtkreise, die die wenigen automatisch geschalteten Lampen warfen. Man blieb im Dunkeln.
    Jack und Sherman hielten sich zusammen in der Mitte der breiten Straße. Der nächste Soldat war zehn bis fünfzehn Meter entfernt. Man konnte nirgendwo sicherer sein. Um zu ihnen zu gelangen, musste ein Überträger eine von zwei Marschsäulen durchbrechen. Sherman hielt die entsicherte Pistole schussbereit in der Hand. Da er kein Heuchler war, hatte er sie eigenhändig dreimal überprüft.
    Würden sie es ohne Zwischenfall zum Sportartikelladen schaffen? Sherman schaute voraus und sah das Schild der Wäscherei, vor der Stiles seinen Worten zufolge gebissen worden war. Zeichen eines Kampfes waren noch erkennbar, auch wenn ein ganzer Tag vergangen war. Die Leichen waren kaum zu übersehen. Es waren fünf, und sie lagen überall vor der Ladenfront. Alle waren mit schnellen Kopfschüssen erledigt worden– bis auf eine, die Arbeitskleidung trug und mit dem Gesicht nach oben auf dem Gehsteig lag. Der Schädel war anscheinend von einem Gewehrkolben halb eingeschlagen worden. Auf dem Namensschild des Toten stand DON . Sherman vermutete, dass es der Mann war, der Stiles gebissen hatte. Stiles hatte den reanimierten Watschler wahrscheinlich instinktiv mit der Winchester bearbeitet, bevor er sich so weit von seinem Schreck erholt hatte, um ihm eine Kugel durch die Augenhöhle zu jagen.
    Als Sherman Dons aufgeschlitzte Kehle sah, verzog er das Gesicht. Ihm fiel wieder ein, was Stiles über seinen Raubzug erzählt hatte. Die kleinste Unachtsamkeit, der winzigste Anflug von Sorglosigkeit– dann war es aus. Mehr war nicht nötig.
    Der Rest der Leichen schien eine Linie in Richtung Stadtrand zu bilden. Sherman malte sich die Szene vor seinem geistigen Auge aus. Stiles, der mit seinem verletzten Bein die Flucht ergriff und während des Rückzuges schoss, während ihn ein Überträger nach dem anderen aus dem Dunkeln heraus anfiel. Es musste die Hölle gewesen sein.
    Stiles hatte den Laden in einem guten Zustand hinterlassen. Er hatte die Tür zugemacht und einen Mülleimer davor abgestellt. Dass der Mülleimer noch da war, sagte Sherman, dass seit Stiles Rückkehr nichts Infiziertes (und Hirnloses) die Schwingtür geöffnet hatte.
    Gut mitgedacht, Soldat.
    » Rechte Kolonne!«, soufflierte Sherman, um die Beachtung der Kolonne zu erhalten. Fünf Augenpaare zuckten zu ihm herüber. Er bedeutete den Männern mit einer Geste, in den Laden zu gehen. Sie arbeiteten stumm und effizient, leuchteten durch die Fenster, begutachteten die Gassen, wandten sich dann um, duckten sich und bildeten um den Haupteingang eine kleine halbkreisförmige Verteidigungslinie.
    » Linke Kolonne!«
    Shermans zweite Gestenabfolge schickte die Kolonne auf der linken Seite im Laufschritt zum Eingang. Das einzige Geräusch neben seinen leisen Befehlen kam von Gummisohlen auf schwarzem Asphalt. Die linke Kolonne betrat schnell den Laden, schwärmte aus und suchte alles ab. In weniger als einer Minute war das Geschäft durchsucht. Ein Corporal tauchte im Rahmen der Schwingtür auf und signalisierte Sherman, dass die Luft rein war.
    » In Ordnung«, wisperte Sherman, als er in der Tür stand. » An die Arbeit! Ihr da drinnen– füllt eure Tornister! Jetzt aber schnell! Zwei Mann gehen in den Lagerraum und bringen das Zeug die Treppe rauf. Auf geht’s, zack, zack!«
    Jeder wusste, was er zu tun hatte. Man hätte es zwar auch ohne Anweisungen hingekriegt, doch Shermans Anwesenheit verlieh der Zuversicht ordentlichen Schub. Keine fünf Minuten später waren sechs Rucksäcke bis zum

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