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Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Die Jahre der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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Der Mann legte ein verdammt schnelles Tempo vor.
    » Was liegt an, Colonel?«, fragte Denton.
    » Das wird Ihnen der General erklären.«
    Es gelang Denton nicht, dem störrischen Offizier etwas zu entlocken, also gab er nach einigen fruchtlosen Versuchen auf. Schließlich erreichten sie das Hauptquartier der Basis– nicht mehr als ein zerschlissenes, mitgenommenes, von Sandsäcken umgebenes Zelt– und schoben die Türklappe beiseite.
    Denton brauchte eine Weile, um sich an die plötzliche Dunkelheit im Zeltinneren zu gewöhnen. Als sich seine Augen an die neue Lage angepasst hatten, stellte er fest, dass das Satcom-Team es sich behaglich eingerichtet hatte. Computer summten und Tastaturen klickten, als die Soldaten ihre Geräte auf die Satelliten abstimmten, die irgendwo über der Erde ihre Kreise zogen.
    General Sherman stand in einer Ecke und stützte sich, während er über die Feldfunke mit jemandem sprach, mit einer Hand auf einem Klapptisch ab.
    » Nein, von jedem einen«, sagte er gerade. » Ich will keine Angriffseinheit, sondern ein Rettungsteam. Ja, richtig. Einen Huey und einen Apache. Das müsste reichen. Kriegen Sie das hin?«
    Denton konnte die Antwort nicht hören. Man konnte das Funkgerät so einstellen, dass man die Antwort der Gegenseite in der Hitze eines Gefechtes über Lautsprecher hörte, aber diese Funktion hatte der General abgeschaltet. Er setzte das Handfunkgerät in der relativen Sicherheit des Hauptquartierzeltes als Telefon ein.
    » Gut«, sagte Sherman. » Auch der Rest der Staffel soll sich bereithalten. Könnte sein, dass ich bald einen Angriff melden muss. Sie sollten ständig startbereit sein. Ende.«
    Er legte den Hörer auf, seufzte und rieb sich die Schläfen.
    » Denton ist hier, Sir, wie befohlen«, meldete Dewen.
    » Was? Ach, ja. Denton. Vertreten wir uns ein wenig die Beine, mein Sohn.« Sherman führte Denton wieder hinaus. Der Fotograf reckte den Hals in Richtung der Bildschirme, an denen die Satcom-Soldaten arbeiteten, und versuchte einen Blick auf das zu erhaschen, was es dort zu sehen gab. Natürlich hatte man ihn ebenso wie den Konvoi und die Truppen in der Basis bei Suez über das aufgeklärt, was ihnen bevorstand: eine Stadt voller infizierter Überträger. Aber er wollte es selbst sehen. Bevor er etwas Verwertbares erkannte, war er auch schon wieder draußen.
    General Sherman ließ einen weiteren tiefen Seufzer ertönen und nahm dann eine Zigarre aus seiner Brusttasche. Mit dem Anzünden ließ er sich Zeit. Denton stand mit den Händen in der Tasche neben ihm und schwieg. Der General saugte an der Zigarre, bis ihre Spitze rot glühte, dann blies er stillvergnügt eine Rauchwolke zum dunkler werdenden Himmel hinauf.
    Kurz darauf sagte er: » Uns steht ein Höllensturm bevor, Denton.«
    » Ich weiß.«
    » Und Sie wollen bestimmt dabei sein, wenn er uns trifft?«
    » Ganz bestimmt.«
    » Warum?«
    » Weil ich schon immer da war, General: mitten drin in der Scheiße«, erwiderte Denton. » Und jetzt bin ich hier, mitten im übelsten Dreckssturm aller Zeiten. Das werde ich mir doch nicht entgehen lassen.«
    » Sie könnten auch zu Hause sitzen, bei einem Tässchen Kaffee, und sich alles in den Abendnachrichten anschauen«, sagte Sherman.
    » Ich trage dazu bei, dass es die Abendnachrichten überhaupt gibt, General.«
    » Warum? Was macht den Krieg so interessant? Wieso sind Tausende von Infizierten, die zusammengeschossen werden, so nachrichtenträchtig?«
    » Wollen Sie damit sagen, dass Sie nicht möchten, dass jemand Aufnahmen von dem macht, was passieren wird, General?« Denton kniff die Augen leicht zusammen.
    » Ganz und gar nicht. Ich frage nur, warum Sie überhaupt Aufnahmen machen wollen. Ich mache die Regeln nicht. Ich befolge sie nur.«
    » Jemand muss es der Welt doch zeigen, General.«
    » Nenn mich Francis. Oder Frank. Du bist schließlich kein Wehrpflichtiger.«
    » Schön, Frank. Jemand muss es der Welt zeigen. Wie du gesagt hast: Heute Nacht werden Tausende sterben. Ich weiß nicht, was es zu bedeuten hat, dass die Leute wieder aufstehen, obwohl sie tot sind, aber wenn sie es wirklich tun, werden wir heute Nacht Tausende von Menschen zweimal sehen. Das ist etwas, das irgendwie aufgezeichnet werden muss. Würde es niemanden interessieren, so etwas zu melden, gäbe es keinen Geschichtsverlauf.«
    » Du würdest das Massaker an diesen Leuten verherrlichen?«, fragte Sherman.
    Denton spürte, dass sein Magen sich zusammenzog. Er spürte, dass Verärgerung

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