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Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Die Jahre der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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diensthabende Lieutenant. » Schärfer! Macht es schärfer! Wo sind die Überträger?«
    Das Bild wurde scharf. Der Offizier erbleichte. » Oh, Scheiße.«
    Sergeant Major Thomas blickte über die Schulter auf die kleine Plane, unter der General Sherman stand. Der General nickte.
    Thomas steckte seine Waffe ein, streckte den Arm mit der Leuchtpistole aus und zielte über den Kanal hinweg auf das dahinter im Finsteren liegende Land. Dann drückte er ab. Die Leuchtkugel zischte zum Himmel hinauf und hinterließ eine helle Spur aus weißem Rauch. Kurz darauf machte sie Plopp und hüllte die Wüste in einen warmen hellroten Schein.
    Und beleuchtete genau am Rande des Lichtkreises eine wimmelnde Horde von Infizierten.
    Es waren Zehntausende; eine Meute, die die Welt nur sehr selten sah. Sie drückte und schob sich voran wie ein Heer wütender Ameisen. Die Überträger, die der Front am nächsten waren, schienen erst jetzt, als die Leuchtkugel über sie hinweg trieb, zu bemerken, was vor ihnen lag. Sie brüllten in Richtung der Verteidiger.
    » Heilige Maria, voll der Gnade«, hauchte Corporal Darin, dem die Schweißtropfen in den Nacken liefen.
    Sie griffen an.
    Die Soldaten eröffneten das Feuer. Hunderte von Kugeln bohrten sich in Überträgerleiber. Dutzende stürzten nieder und rollten die sandigen Dünenhänge hinab. Hunderte rannten jedoch über die Gefallenen hinweg aufs Wasser zu. Maschinengewehrfeuer ratterte pausenlos und spickte die Überträger mit Blei. Da und dort stoppte ein Kopfschuss einen Infizierten für immer, doch die meisten Schüsse waren nicht optimal gezielt. Trafen sie jemanden, war er Minuten später wieder auf den Beinen.
    » Munition!«, schrien die ersten Soldaten in den Löchern. Läufer eilten an der Front entlang und warfen ganze Magazinpakete in die Löcher der Männer, die sie brauchten.
    » Rückfeuerzone freimachen!«, schrie ein Mann mit einer AT -4-Panzerrakete auf der Schulter. Er feuerte; die Rakete säuberte ihr Zielgebiet von Infizierten. Viele flogen hoch in die Luft und hinterließen einen geschwärzten Trichter, der sich bald mit neuen gnadenlos anrückenden Horden füllte.
    Die Überträger gelangten nun ans Minenfeld. Sie standen dicht beieinander, und alle im Boden vergrabenen Minen gingen hoch, als die aggressive Meute vorwärtsstürmte und eine Explosion nach der anderen auslöste. Wer weiter hinten war, lief weiter und brachte weitere Minen zur Explosion. Manche Überträger waren in Flammen gehüllt und liefen ziellos umher, als könnten sie das Feuer auf diese Weise löschen. Ihr aufgebrachtes Geheul warf Echos über den Kanal hinweg und drang an die Ohren der Verteidiger, die den Beschuss nicht einstellten. Doch die Meute kam näher.
    Die Überträger erreichten die Stacheldrahtzäune, liefen ungehemmt in sie hinein und ließen sich in Fetzen reißen. Wie zuvor starben die ganz vorn befindlichen Infizierten schnell, doch die anderen wogten über sie hinweg. Der Stacheldraht war nur ein kleines Hindernis. Er wurde bald unter den Leichen jener begraben, die er eigentlich hätte aufhalten sollen. Die Meute kam noch näher.
    » Munition! Ich brauche Munition!« Diese Rufe waren nun an der ganzen Front zu hören. Die Läufer bemühten sich, mit ihnen Schritt zu halten. Sie warfen all jenen, die Munition benötigten, weitere Pakete zu, doch auch sie ermüdeten langsam, und der Munitionsvorrat schrumpfte.
    Die Überträger hatten den Kanal nun erreicht. Sie fielen hinein und schlugen um sich, als sie versuchten, das andere Ufer zu erreichen. Der Kanal war breit und tief und somit die beste militärische Verteidigung. Die Soldaten konzentrierten sich auf die Überträger am anderen Ufer. Jene im Kanal zappelten schon, hörten auf, sich zu bewegen, und trieben mit dem Gesicht nach unten im Wasser. Jede Sekunde gesellten sich mehr zu ihnen, sie klatschten ins Wasser und ertranken bei dem Versuch, den Kanal zu durchqueren.
    Bald glich er einem makabren Bollwerk. Hunderte von Leichen stießen im Wasser aneinander. Über ihnen wurde das Feuergefecht ungehindert fortgesetzt. Die ins Wasser stürzenden Überträger schlugen um sich und schoben die Leichen beiseite.
    Sherman bemerkte, dass es einigen Überträgern gelungen war, sich auf dahintreibende Leichen zu ziehen. Sie zogen sich voran, indem sie sie als Flöße benutzten.
    » Artillerie!«, schrie er.
    Der Funker hielt sich ein Ohr zu und schrie Befehle in sein Handmikro. » Thor! Thor! Hier ist Suez mit einem Feuerauftrag.

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