Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)
Ende!«
An der Front merkte Denton, dass ihm die Munition für seinen Fotoapparat ausgegangen war. Die gekauften Filmrollen waren aufgebraucht und in seinen Westentaschen verstaut. Er ließ die Nikon an seinem Hals baumeln, hob das Gewehr, das Dewen ihm gebracht hatte, und nahm Ziel.
» Sie kommen über den Kanal!«, schrie Brewster, der nun das Gleiche wahrnahm wie kurz zuvor Sherman. Er feuerte auf das Gewässer und suchte sich seine Ziele aus. Die Soldaten an der Front folgten seinem Beispiel, und die Infizierten, die über die Ertrunkenen hinwegkrabbelten, fielen ebenfalls ins Wasser. Ohne es zu wollen, half das Militär den Massen der Überträger, eine Brücke zu bauen.
Ein lautes Pfeifen erfüllte die Luft. Eine schwere Explosion ließ die Soldaten beben, als die Artilleriegranaten am Ostufer des Kanals in den Boden krachten und rechts und links Überträger in die Luft schleuderten. Ein Infizierter, der sich um die eigene Achse drehte, flog himmelwärts, wurde über den Kanal getragen und landete mit einem übelkeiterzeugenden Klatschen genau vor Brewsters Schützenloch.
Brewster fuhr zurück, schob seinen Helm in den Nacken und schaute sich den Leichnam genau an.
» Zuhause glaubt mir das wieder kein Schwein«, keuchte er, hob die Waffe an die Schulter und schoss weiter.
Die Überträger waren noch immer angestrengt bemüht, über die im Kanal schwimmenden Leichen ans andere Ufer zu gelangen. Einigen war es halbwegs gelungen. Ein Soldat löste eine Handgranate von seinem Pistolengurt, zog den Splint und richtete sich auf, um sie zu werfen. Leider entglitt ihm die Granate und fiel in das Loch hinein, in dem er stand.
» Granate!«, schrie er, sprang hoch und zog sich aus dem Loch. Sein Kampfgefährte fuhr herum, um nach der Gefahr zu schauen. Er sah seinen Kameraden fortrollen und hatte gerade noch Zeit, einen Fluch zu murmeln, als das Loch auch schon in einem Schauer aus Erde und Trümmern explodierte.
Der erste Infizierte stellte seinen Fuß auf das trockene Ostufer des Suezkanals. Kurz darauf legte Denton ihn mit einem Kopfschuss um. Der Fotograf suchte sich seine Ziele sorgfältig aus, gab alle zehn bis fünfzehn Sekunden einen Schuss ab und visierte dabei äußerst sorgfältig. Dewen hatte ihm nur zwei Magazine gegeben.
Im Kanal wimmelte es nun von Überträgern. Es kamen allerdings keine nach, da hinter ihnen aufgrund der fortwährend die Dünen beschießenden Artillerie eine Lücke klaffte. Doch waren schon Tausende unter dem die Verteidiger schützenden Vorhang aus indirektem Beschuss hergeschlüpft. Die Soldaten kletterten aus ihren Löchern, um ein besseres Schussfeld zu haben, und feuerten in die Masse der Infizierten hinein.
Der zweite und letzte Stacheldrahtverhau stand den Überträgern im Wege. Diesmal mussten sie sich bergauf bewegen, und ihre Reihen waren weniger dicht als am Westufer. Viele stürzten sich in die schlitzenden Stacheln, schrien, rissen mit bloßen Händen an ihm, versuchten sich zu befreien, verwickelten sich aber nur noch mehr. Was der Stacheldraht begann, beendeten die Gewehre der Soldaten.
Das Feuer der Verteidiger hatte aber inzwischen immer mehr Aussetzer. Den Männern ging die Munition aus. Sie glichen es aus, indem sie Handgranaten den Hang hinabwarfen, während die, die noch Munition hatten, den Beschuss verlangsamten und ihre Ziele sorgfältiger aussuchten. Überall knallte und krachte es.
Eine Handgranate landete am hölzernen Stützpfosten eines Zaunabschnittes. Sie blieb einen Moment dort liegen und rollte hin und her, bevor sie explodierte. Die Stärke der Explosion hob den Zaunabschnitt hoch und warf ihn beiseite. Er landete auf einer Gruppe Infizierter am Ufer, warf sie zu Boden und hüllte sie ein.
Nun gab es eine Lücke im Zaun.
Die Infizierten strömten hindurch und liefen den Hang hinauf, den Schützenlöchern entgegen.
» Durchbruch!«, schrie Sergeant Major Thomas. » Haltet sie auf! Jagt sie da weg!«
General Shermans Kopf flog zu Thomas herum.
» Nein«, keuchte er und zog seine Pistole.
Die lebenden Überträger und ihre untoten Brüder strömten durch die Lücke wie Sand durch eine Sanduhr.
Sergeant Major Thomas begutachtete kurz die Lage, dann rief er einen Befehl.
» Rückzug!«, schrie er. » Rückzug an die Außengrenze! Raus aus den Löchern!«
Sein Befehl wurde an der ganzen Front wiederholt. Die Männer gaben ihre Stellungen auf und zogen sich vom Kanalufer zurück. Die der Lücke am nächsten liegenden Schützenlöcher
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